Eröffnung des Bauhausjahres in Krefeld mit Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein, Dr. Joachim Henneke, Bauhaus-Koordinator des Landes Nordrhein-Westfalen, Helge Drafz, Moderator, Oberbürgermeister Frank Meyer, Christiane Lange, Vorsitzende von Projekt MIK, Dr. Julian Heynen, früherer stellvertretender Leiter der Kunstmuseen Krefeld, Katia Baudin, Leiterin der Kunstmuseen Krefeld, und Professor Jörg Udo Lensing (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Rund 1000 Besucher kommen zum Ausstellungsbeginn in die Mies-Villen

Oberbürgermeister Frank Meyer hat in der Shedhalle der Hochschule Niederrhein das Bauhausjahr in Krefeld eröffnet. „Das Bauhaus gehört heute fest zum Krefelder Erbe – es ist eng verwoben mit unserer Stadtgeschichte, vor allem mit der Textilindustrie, die Krefeld so nachhaltig geprägt hat“, betont Frank Meyer vor den rund 300 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Kultur und Politik. Neben den beiden Villen Haus Lange und Haus Esters des Architekten und Bauhaus-Direktors, Ludwig Mies van der Rohe, sowie dessen weltweit einzigen Industriegebäudes haben in Krefeld rund 30 Lehrer und Schüler gelehrt, gelernt und gewirkt. „Krefeld ist ein Hotspot im Rahmen des Jubiläums“, sagt Dr. Joachim Henneke, BauhausKoordinator des Landes Nordrhein-Westfalen, bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Die Stadt und ihre Bürger können stolz auf das sein, was im Bauhausjahr in Krefeld auf die Beine gestellt wird.

„Zum Bauhaus-Jubiläum wird hier in Krefeld unzweifelhaft eine ganze Menge los sein – und diese Tatsache beschert uns seit einigen Monaten besondere Aufmerksamkeit“, so der Oberbürgermeister. Bundesweit berichteten Medien seit Monaten über die „Bauhaus-Hochburg“ Krefeld. Was bedeute das Bauhaus neben seiner glorreichen Vergangenheit den Menschen heute, fragte Frank Meyer. Die Antwort habe das Bauhaus durch sein Wirken selbst gegeben, in dem es hochrangige Kunstwerke nützlich und für jeden im Alltag nutzbar machen. „Wenn es uns gelingt, diesen Aspekt und seinen nachhaltigen Einfluss auf unsere heutige Zeit erfahrbar zu machen, dann hat das Bauhaus das Potenzial, breit wahrgenommen zu werden und Menschen zu begeistern“, so der Oberbürgermeister.

Wie nah Krefeld dem Bauhaus stand, schildert Christiane Lange, Vorsitzendes des Vereins Projekt MIK, in der Diskussion: Ende des Jahres 1924 geriet die Schule in Weimar immer mehr politisch, aber auch finanziell unter Druck. Der Direktor des Bauhauses, Walter Gropius, suchte deswegen neue Partner. Ein junger Graf von Kielmannsegg, ein Bauhaus-Freund, wandte sich an den Krefelder Unternehmer Hermann Lange, ob er die Schule nicht unterstützen wolle. Zu diesem Zeitpunkt suchte der Verband der Seidenindustrie nach etwas bahnbrechendem Neuem. Das Bauhaus passte wohl genau in diese Vorstellung und Lange meinte: „Ja, aber dazu muss sie hierher kommen. Wir wollen die ganze Schule.“ Der Oberbürgermeister wurde in den Plan eingebunden und Gropius befragt, was er unter anderem an Räumen benötige. – Letztlich entschloss sich Gropius jedoch für Dessau.

Obwohl es nicht zum Umzug an den Rhein kam, setzte das Bauhaus in der Samt- und Seidenstadt durch ihre Lehrer und Schüler wesentliche Impulse. „So viel Bauhaus hier und alles brauchbare Leute“, resümierte Oscar Schlemmer nach einem Besuch bei George Muche 1940 in Krefeld. Mit seinem Freund und Kollegen arbeitete Schlemmer bereits in Weimar und Dessau zusammen. In Krefeld schauten sie sich die Webschule und die dortigen Ateliers an sowie eine KunstgewerbeAusstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum. Rund 30 Bauhäusler arbeiteten in der Stadt. „Sie kannten sich auch alle“, so Lange. Einige waren freundschaftlich verbunden, andere Konkurrenten.

Mit der Eröffnung der Ausstellung „Anders Wohnen. Entwürfe für Haus Lange und Haus Esters“ haben die Kunstmuseen Krefeld ihr Programm anlässlich des 100jährigen Bestehens des Bauhauses begonnen. Über 1000 Besucher strömten zum Ausstellungsbeginn in die beiden frisch sanierten Museen an der Wilhelmshofallee, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch als „herausragende Bauhaus-Architektur“ bezeichnete. Oberbürgermeister Frank Meyer würdigte in Anwesenheit der französischen Botschafterin Anne-Marie Descôtes und Olivia Berkeley-Christmann, Generalkonsulin der Französischen Republik, die umfangreichen Sanierungsarbeiten, die nun das Erscheinungsbild der Häuser bei ihrer Fertigstellung vor 90 Jahren widerspiegeln. „Wir bekommen einen Eindruck vom Genie eines Ludwig Mies van der Rohe, der mit seiner klaren Formsprache, seiner einzigartigen Ästhetik und der visionären Verbindung von Innenraum und Außengelände hier in Krefeld zwei Ikonen der Architektur geschaffen hat“, so Frank Meyer. Die Kunstmuseen Krefeld werden in den kommenden Monaten in den Mies-Villen mit dem Ausstellungsprojekt „Anders Wohnen“ in verschiedenen Akten einer Inszenierung Wohnformen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft untersuchen. Dazu sind 16 internationale Künstler, Designer und Architekten eingeladen.

Mit der offiziellen Eröffnung des Bauhausjahres in Krefeld stehen in den kommenden Wochen und Monaten diverse Veranstaltungen und Projekte an. „Wir feiern dieses Jubiläum in Krefeld nicht nur von städtischer Seite, sondern die Bürgerschaft feiert mit: Dieser Zweiklang ist etwas ganz Besonderes, er unterscheidet uns auch von anderen Bauhaus-Städten“, betont der Oberbürgermeister. So wird das Theater der Klänge wird im Juni mit dem „Triadischen Ballett“ von Oskar Schlemmer live und unter freiem Himmel bei „Kultur findet Stadt(t)“ auftreten. Im Deutschen Textilmuseum wird es ab September um die Farbigkeit von Kleidern gehen und um die Geschichte von Färbemitteln in der Textilindustrie, im Stadtarchiv gibt es ein Forschungsprojekt zur Industrie- und Konsumgeschichte in der Stadt in den 1920er-Jahren und mit dem Projekt „Gelebte Wohnungen“ bietet das Stadtmarketing Einblicke in echte Krefelder Wohnräume, die man mit Hilfe einer speziellen Brille virtuell erkunden kann. „Mit Projekt MIK haben wir vor Ort einen Verein, der seit Jahren immer tiefer in die Materie einsteigt, der professionell forscht und publiziert, der hochkarätige Tagungen organisiert und der nun mit dem Schütte-Pavillon ein echtes Highlight zum Krefelder Bauhaus-Jahr beisteuert“, sagt Frank Meyer. Für alle diese Veranstaltungen werben ab sofort eine Krefelder Straßenbahn und eine Zugeinheit der Düsseldorfer Rheinbahn.

Das gesamte Programm des Bauhausjahres in Krefeld steht unter www.krefelderperspektivwechsel.de. Ein Filmbeitrag zur Eröffnungsveranstaltung in der Hochschule Niederrhein steht unter www.youtube.com/user/stadtkrefeld und www.facebook.com/krefeld.

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