Dr. Jennifer Morscheiser probiert das neue Belagerungsspiel auf Burg Linn: Mit dabei (v.l.) Reiner Matzkus von der Kickartz-Stiftung und die Weltenweber Lukas Kuhlendahl, Dominica Wester, Janos Wokrina, Beate Sucrow (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Einzigartige Zeitreise in die virtuelle Welt kann nur in Krefeld gespielt werden

Der Kölner Erzbischof, Herzöge, Grafen und Städte haben sich zu einer mächtigen Allianz zusammengeschlossen. Sie wollen den Landfrieden wieder herstellen, den der Raubritter Heinrich von Strünkede gebrochen hat. Von der Burg Linn unternimmt er seine Raubzüge gegen reisende Kaufleute. Er attackiert sogar Schiffe auf dem Rhein. Im Jahr 1377 zieht ein Heer von 240 Reitern und 48 Schützen vor die Linner Burg. Drei Belagerungstürme sollen gebaut werden, um in das Innere zu gelangen. Soweit die historische Bewandtnis – hier setzt nun eine Geschichte ein, die Besucher ab sofort in einer virtuellen Welt auf Burg Linn in Krefeld selbst erleben können: Sie rüsten sich gegen die Belagerung der mittelalterliche Festung. „In dieser Form gibt es kein vergleichbares Spiel in Krefeld und der Region“, betont Museumsleiterin Dr. Jennifer Morscheiser.

Man setzt eine 3-D-Brille auf, keine Sekunde später befindet man sich zwar noch am gleichen Ort, aber um Jahrhunderte ins Mittelalter zurückversetzt. Das Programmierteam „Weltenweber“ aus Krefeld hat diese künstliche Welt erzeugt, die ein bisschen an das „Holodeck“ aus der Filmreihe „Star Trek“ erinnert. „Wir haben eine historische Rekonstruktion der Burg im 14. Jahrhundert geschaffen“, betont Lukas Kuhlendahl von den Weltenwebern. Im Gegensatz zu herkömmlichen Historienspielen unterstützten sie bei der Umsetzung Archäologen und Historiker. „Alle Einrichtungsgegenstände und Objekte sind für die Zeit belegt“, sagt Morscheiser. Rund 700 Stunden benötigten sie, um die Inszenierung und Stimmung zu kreieren.

Der Träger der 3-D-Brille beginnt in der realen Kemenate der Burg und wechselt in die virtuelle Nachbildung des Raums. Er bewegt sich mithilfe von zwei Controllern (Handsteuerung) durch die maßstabgetreue Rekonstruktion der Burg. Dabei müssen verschiedene Aufgaben gelöst werden, um eine gute Verteidigung vorzubereiten. Dazu gehören nicht nur das Schließen des Fallgitters und der Zugbrücke, sondern unter anderem auch die Nahrungsmittelbeschaffung sowie die Vorbereitung der Waffen. Den Besuchern bleiben dafür fünf Minuten. Dann beendet ein Schlachtsignal das Spiel, und das Ergebnis wird verkündet. Auf einem Monitor können andere zeitgleich mitverfolgen, wie sich der Burgverteidiger anstrengt.

„Wir haben uns bewusst gegen ein pädagogisches Spiel entschieden“, betont Morscheiser. Das niedrigschwellige Angebot soll nicht nur Kinder und Jugendliche ansprechen, sondern auch Erwachsene. „Diese virtuelle Erkundung der Burg bildet auch einen neuen Reiz, die reale Burg zu entdecken“, so Kuhlendahl. Dabei kommt die virtuelle Welt ganz ohne Kampf- oder Gewaltszenarien aus, dafür sind Geschicklichkeit und Schnelligkeit gefragt. „Zum Spiel muss man aber auf die Burg kommen“, sagt Morscheiser. Eine App-Variante existiert nicht und sei auch nicht geplant. „Das Spiel kostet nichts extra, sondern ist im Museumseintritt enthaltet“, fügt die Museumsleiterin hinzu. – Zur der Belagerung der Burg Linn im 14. Jahrhundert kam es übrigens nicht, die Kontrahenten einigten sich friedlich.

Die Realisierung des Projektes haben die Gebrüder Hubert und Josef KickartzStiftung aus Krefeld, die Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld, die Freunde der Museen Burg Linn sowie der Düsseldorfer Verein „Gaming Aid“ ermöglicht. Das junge Entwickler-Team der „Weltenweber“ besteht aus Lukas Kuhlendahl, Beate Sucrow, Dominica Wester und Janos Wokrina. Im Mai 2017 gründeten sie ihre eigene Agentur. Mittlerweile befinden sich ihre Büros im K2-Tower an der Kleinewefersstraße.

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