Verlegung des Stolpersteins für Johannes Winkels an der St.Anton-Straße (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Erinnerung an der St.-Anton-Straße an den homosexuellen Krefelder im Roze Jaar

Das Landgericht Krefeld verurteilte Johannes Winkels im März 1939 zu zwei Jahren Gefängnis. Der 22-jährige junge Mann wurde aufgrund des Paragraphen 175 wegen homosexueller Kontakte angeklagt. Mit dieser Verurteilung begann für den gelernten Schneider ein knapp vierjähriger Leidensweg, der im Konzentrationslager Sachsenhausen endete. Dort starb Johann Martin, genannt Johannes, Winkels am 17. Februar 1943 infolge der Haftbedingungen. An seinem letzten freiwillig gewählten Wohnort in Krefeld vor Beginn der NS-Verfolgung hat nun der Künstler Gunter Demnig für Johannes Winkels an der St.-Anton-Straße 68 einen Stolperstein in den Bürgersteig eingelassen. Der Stolperstein für Winkels ist der zweite für einen homosexuellen Mann in Krefeld. In seiner Ansprache anlässlich der StolpersteinVerlegung plädierte Oberbürgermeister Frank Meyer für eine tolerante und gerechte Gesellschaft. Der Stein wurde mit der Unterstützung des „Roze Jaar Venlo-Krefeld“ finanziert.

An der einstigen Stelle des Wohnhauses an der St.-Anton-Straße unweit des Rathauses versammelten sich rund 60 Personen, um an Johannes Winkels zu erinnern. Schüler des Gymnasiums Fabritianum in Uerdingen haben sich mit ihrem Lehrer Thomas Tillmann im Unterricht mit Winkels beschäftigt und die Gedenkveranstaltung vorbereitet. Die Biografie von Winkels recherchierte Jürgen Wenke, Diplom-Psychologe und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Bochumer Vereins Rosa Strippe. Der Historiker Burkhard Ostrowski, Mitarbeiter der NSDokumentationsstelle der Stadt Krefeld, unterstützte maßgeblich die Forschungsarbeit. Johannes Winkels wurde am 8. Mai 1907 in Grefrath am Niederrhein geboren. Nachdem er seine zweijährige Haftstrafe in Gefängnissen und Gefangenenlagern in Krefeld, Wuppertal, Anrath bei Willich und Rodgau (Hessen) verbüßt hatte, wurde er am 11. Februar 1941 zur „Schutzhaft“ in das Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg deportiert, von dort am 21. Mai 1941 in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass. Am 5. Dezember 1942 kam er schließlich in das Konzentrationslager Dachau bei München, wo er am 17. Februar 1943 starb. Die angebliche Todesursache lautete „Versagen von Herz und Kreislauf bei Unterleibstyphus“.

In Konzentrationslager wurden homosexuelle Männer mit einem rosa Winkel auf ihrer Häftlingskleidung stigmatisiert. In Anlehnung an dieses Zeichen breiteten die Schüler während der Gedenkstunde einen großen rosa Winkel über den verlegten Stolperstein zu dem Lied „Wenn ein Mann einen Mann liebt“ aus. Die Verfolgung von Homosexuellen während des Nationalsozialismus betraf ausschließlich Männer. Lesbische Frauen seien ebenso verfolgt, aber von den Nationalsozialisten als Asoziale oder Prostituierte bezeichnet worden, darauf wies die Krefelder Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws bei der Gedenkveranstaltung hin. Der wissenschaftliche Nachweis einer Verfolgung von lesbischen Frauen sei deswegen schwierig, ihre Schicksale und Geschichten weitestgehend unbekannt. „Da es bisher nur Stolpersteine für homosexuelle Männer gibt, bleiben sie auch heute noch unsichtbar“, so Schauws.

Der Roze Zaterdag 2019 findet am 29. Juni 2019 zum ersten Mal in seiner Geschichte grenzüberschreitend statt, und zwar in den Partnerstädten Venlo und Krefeld. Die Veranstaltung wirbt jährlich in einer anderen niederländischen Stadt für ein tolerantes Miteinander mit Schwulen, Lesben, Transgenders, Intersexuellen und anderen sexuellen Minderheiten. Bis zum Roze Zaterdag finden im Roze Jaar in Venlo und Krefeld verschiedene Veranstaltungen statt.

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