Anina Jendreyko (Foto: Brigitte Fässler)
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Krefeld/Mönchengladbach. Für das Projekt „Jin Jiyan – Der Aufbruch“, das sich mit der Kultur der Eziden beschäftigt, reisen Beteiligte der Produktion im Januar in den Shengal.

Mit „Jin Jiyan – Der Aufbruch“ wird die Reihe „Außereuropäisches Theater“ am Theater Krefeld und Mönchengladbach um ein weiteres, spannendes und sehr besonderes Projekt bereichert: Die Baseler Künstlerin Anina Jendreyko entwickelt ein Stück, das sich mit dem Leben und der Kultur der Eziden aus dem Nordirak beschäftigt.

Gemeinsam mit den Schauspielern Vera Maria Schmidt, Eva Spott, Adrian Linke und drei ezidischen Künstlern, den Musikern Sozin und Süleyman Carnewa, sowie der Schauspielerin Sevim Kesbir, erarbeitet Jendreyko das Projekt für die Studiobühne in Mönchengladbach. Dort feiert es am 6. April Premiere. In der Spielzeit 2019/20 wird „Jin Jiyan“ nach Krefeld in die Fabrik Heeder übertragen.

Weltweite Aufmerksamkeit und Anteilnahme erhielten die Eziden, die als eine der ältesten vorchristlichen und vorislamischen Naturreligionen gelten, durch den Völkermord im Jahr 2014 – als ihr Siedlungsgebiet im nordirakischen Shengal von der Terrormiliz Islamischer Staat überfallen worden war. Damals wurden ihre Dörfer zerstört und über 8000 ezidische Frauen verschleppt und verkauft. „Die Spuren der Zerstörung sind unglaublich. Das fliegt einem wie peitschende Ohrfeigen ins Gesicht“, sagt Anina Jendreyko. Die Regisseurin arbeitet seit 2014 regelmäßig in Geflüchteten-Camps und beschäftigt sich seit vielen Jahren schon mit dem Schicksal der Glaubensgemeinschaft.

In ihrem Theaterprojekt „Jin Jiyan – Der Aufbruch“ nimmt sie die Gegenwart und die Perspektive ezidischen Lebens im Nordirak in den Fokus und erzählt vom Wiederaufbau und von der Entstehung einer neuen Gesellschaftsstruktur. „Im Shengal ist ein Wendeprozess im Gang. Die Menschen kommen nach und nach zurück“, berichtet Jendreyko.

Anina Jendreyko, Schauspieldirektor Matthias Gehrt und die Schauspieler des Stücks brechen Anfang Januar zu einer mehrtägigen Recherche-Reise in den nördlichen Irak auf, um dort Eindrücke zu sammeln, Interviews zu führen und Filmaufnahmen zu machen, die in das Projekt einfließen werden. „Wir möchten den Menschen aus dem Shengal hier eine Stimme geben“, fasst Jendreyko ihr Anliegen zusammen.

Das Stück entsteht in Kooperation mit der Volksbühne Basel, die von Anina Jendreyko geleitet wird, dem Dachverband des Êzidischen Frauenrats ê.V. und dem Goethe Institut im irakischen Erbil.

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