Unter dem Motto "Krefeld vereint" kamen hunderte Krefelder auf dem Rathausplatz zusammen. Oberbürgermeister Frank Meyer forderte in seiner Begrüßungsrede mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Oberbürgermeister fordert Engagement: „Futt huoch, Täng uutenanger“

Trotz kalter Temperaturen haben am Samstag mehrere hundert Krefelder auf dem Rathausplatz für Demokratie, Menschenwürde und Toleranz demonstriert. Die Kundgebung unter dem Motto „Krefeld vereint“ war von einem breiten Bündnis aus Vereinen, Verbänden, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Religionsgemeinschaften und Einzelpersonen organisiert worden. In seiner Rede rief Oberbürgermeister Frank Meyer zu gesellschaftlichem Zusammenhalt auf: „Wir wollen ein Krefeld, das sich öffnet, statt die Türen zuzuschlagen – das ist unsere Tradition, und an dieser Tradition werden wir festhalten. Natürlich dürfen wir unterschiedlicher Meinung sein, das ist Teil unserer Demokratie – und diese Stadt mit ihren 235 000 grundverschiedenen Bürgerinnen und Bürgern kann solche Unterschiede aushalten. Aber Hass, Rassismus und Diskriminierung werden wir in Krefeld nicht dulden: Wir wollen eine Stadtgesellschaft, in der wir uns trotz aller Unterschiede offen in die Augen gucken können, in der wir unsere Meinungen austauschen und uns danach die Hand geben, in der wir anderen Menschen Raum geben und Respekt entgegen bringen.“

Der Oberbürgermeister erinnerte an die Proteste gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus Anfang der 1990er-Jahre. Seit damals seien 169 Menschen durch rechtsextrem motivierte Gewalttaten ums Leben gekommen. Doch dies sei nur die Spitze des Eisbergs: „Wir stehen hier, weil die Geisteshaltung, die solche Taten erst möglich macht, Stück für Stück in unsere Gesellschaft einsickert. Wir stehen hier, weil Kollegen, Nachbarn und Bekannte mit normalen Jobs, mit Familie und gesundem sozialem Umfeld, plötzlich glauben, sie könnten sich rassistisch, fremdenfeindlich oder menschenverachtend äußern. Wir stehen hier, weil Politikerinnen und Politiker am äußersten rechten Rand auf Stimmenfang gehen und dabei mit ihrer Wortwahl alle Grenzen von Scham und Anstand sprengen. Wir stehen hier, weil in den sozialen Netzwerken ohne Sinn und Verstand, ohne Kenntnis von Fakten und Hintergründen gehetzt, gedroht und beleidigt wird. Wir sind heute hier, weil inzwischen tatsächlich viel mehr auf dem Spiel steht.“ In Anlehnung an die Kölner Kampagne „Arsch huh, Zäng ussenander“ proklamierte Frank Meyer die niederrheinisch Variante „Futt huoch, Täng uutenanger“.

Im Anschluss an die Eröffnungsrede spielten einige Bands, unter anderem die neu gegründete Formation „Huber Schorsch und die kulturpolitischen Sprecher“ mit Sozialdezernent Markus Schön. Politikerinnen und Politiker aller demokratischen Parteien, unter anderem Marc Blondin (CDU), Otto Fricke (FDP), Ralph-Harry Klaer (SPD) und Ulle Schauws (Die Grünen), äußerten sich in kurzen Interviews zugunsten demokratischer Werte und einer friedlichen, toleranten Stadtgesellschaft.

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