Ibrahim Yetim MdL (Foto: privat)
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Rhein-Ruhr. Für viele Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen ist das neueste Smartphone oder ein schöner Urlaub mehr Traum als Wirklichkeit. Da sind Geschenke knapp, Schuhe abgetragen und jede Klassenfahrt eine Herausforderung für die Eltern, die es irgendwie zu stemmen gilt. Mitten im Wohlstands-Deutschland erleben junge Menschen Mangel und Verzicht. Worüber ich schreibe, ist Armut und die müssen wir bekämpfen.

Es trifft die Schwächsten unserer Gesellschaft
Es wirkt bizarr. Die wirtschaftliche Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ist positiv und die Arbeitslosenquote ist gesunken. Trotzdem wächst die relative Einkommensarmut und damit auch die Zahl der Minderjährigen, die in einkommensarmen Haushalten aufwachsen. Ihr Anteil in NRW lag 2016 bei 22,3%. Die Schwelle zum Armutsrisiko lag bei 946 Euro, die einem Haushalt monatlich zur Verfügung standen. Eine weitere Zahl aus dem Sozialbericht des Landes NRW unterstreicht das Armuts-Ausmaß in unserem Land. Rund 598.000 Kinder und Jugendliche lebten 2016 in Bedarfsgemeinschaften, die auf Sozialleistungen angewiesen waren.

Vieles bleibt für Kinder auf der Strecke
Wenn Kinder und Jugendliche von Armut betroffen sind, trifft es die Schwächsten unserer Gesellschaft. Unterversorgung, Verzicht und mangelnde Teilhabe sind die Folgen von Armutsgefährdung, die viele junge Menschen dauerhaft oder wiederkehrend in ihrer Kindheit und Jugend spüren. Einer Wunschaktivität in der Freizeit nachkommen zu können, ist oft nicht drin. Ein Musik-Instrument zu lernen, am Sporttraining teilzunehmen oder mit Freunden ins Kino zu gehen, ist kaum oder gar nicht möglich. Wer Armutserfahrungen macht, fühlt sich weniger zur Gesellschaft dazugehörig. Jungen Menschen werden damit Entwicklungschancen genommen. Das hat auch Folgen für die Zukunft. Aus dem Gefühl der Perspektivlosigkeit droht eine Entfremdung von der Gesellschaft. Diese Entwicklungen müssen wir stoppen.

Armut bekämpfen, Chancen schaffen
Als Sozialdemokrat leitet mich die Überzeugung, dass alle Menschen Chancen auf ein gutes Leben brauchen. Wo diese Chancen fehlen, müssen wir sie schaffen. Dafür müssen wir zwei Wege gehen: die Einkommenssituation der Eltern bessern und Kinder in ihrer Entwicklung fördern. Denn arme Eltern bedeuten arme Kinder. Löhne müssen deshalb zum Leben reichen und Belastungen, wie hohe Mieten, reduziert werden. Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben finden Kinder außerdem mit guter Bildung, die weder von der Herkunft, noch vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein darf.

Die SPD treibt deshalb Maßnahmen zur Armutsbekämpfung voran. Mit dem sozialen Arbeitsmarkt führt die SPD Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit und das zum Tariflohn. Wer trotz guter Arbeitsmarktlage nicht in Lohn und Brot kommt, soll mit öffentlich geförderten Tätigkeiten aus der Langzeitarbeitslosigkeit herausfinden. Durch das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit beendet die SPD außerdem die Teilzeitfalle. Damit ist gesichert, dass nach vorrübergehender Teilzeit-Arbeit, zum Beispiel zur Pflege von Familienangehörigen, wieder in Vollzeit gearbeitet werden kann. In der Folge wächst das Gehalt wieder an und dem Risiko von Einkommensarmut und damit auch Kinderarmut wird vorgebeugt. Nicht zuletzt sind mit dem „Gute-Kita-Gesetz“ von SPDBundesfamilienministerin Franziska Giffey Maßnahmen auf den Weg gebracht, um gute Bildung von Kindern zu ermöglichen. Familien mit geringen Einkommen sollen deshalb von Kitagebühren befreit werden. Der nächste Schritt muss es dann sein für eine komplett gebührenfreie Bildung zu sorgen.

Löhne, die zum Leben reichen
Der Kampf gegen Armut ist damit noch nicht abgeschlossen. Klar ist aber, dass Kinderarmut untragbar ist. Wir müssen deshalb die Ursachen von Kinder- und Jugendarmut bekämpfen. Das gelingt mit guten Löhnen, die zum Leben reichen und mit niedrigen Lebenshaltungskosten, die vom Gehalt auch was übrig lassen. Gebührenfreie Bildung und bezahlbare Mieten sind für mich und die SPD Ziele, für die es sich zu kämpfen lohnt. Dann ist auch Geld drin für gute Kleidung, einen Urlaub und das Training im Sportverein.

Ein KlarKlick von Ibrahim Yetim MdL, Integrationspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Wahlkreis Moers und Neukirchen

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