Ein KlarKlick von Sarah Philipp MdL, Duisburg, Parl. Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Landtag NRW (Foto: Zoltan Leskovar)
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Rhein-Ruhr. Wenn das Leben für uns Menschen ein Wettlauf ist, dann stellt sich der eine Teil von uns an der Startlinie im Stadion auf, während die anderen aus der Umkleide heraus starten und von Anfang an hinterherlaufen. Mit diesem Bild lässt sich gut beschreiben, wie ungerecht Bildungschancen in Deutschland verteilt sind.

Eine Studie des Stifterverbandes für die Deutschen Wissenschaft hat folgendes im vergangenen Jahr herausgefunden: Von 100 Kindern, die jeweils gemeinsam an der Grundschule starten, landen 78 Akademikerkinder an Schulen, die den Hochschulzugang ermöglichen. 74 davon fangen später ein Studium an. Auf der anderen Seite haben nur acht Kinder von Nicht-Akademikern am Ende ihres Bildungsweges einen Masterabschluss in der Tasche. Ich gehöre zu diesen acht von Hundert! Glück gehabt?

Um das deutlich zu sagen: Es muss nicht jeder studieren. Aber die Wahl, ob jemand eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, sollte vom eigenen Talent und vom eigenen Interesse abhängen. Auf keinen Fall aber von den Bildungsabschlüssen, dem Geldbeutel oder der Wohnadresse der Eltern.

Die SPD-geführte Landesregierung in NRW hat in ihrer Regierungszeit die Studiengebühren abgeschafft. Das war ein wichtiger Schritt, aber das reicht nicht, um für Bildungsgerechtigkeit zu sorgen. Der Grundstein wird bereits in der frühkindlichen Bildung gelegt. Es ist ein Unding, dass wir in Nordrhein-Westfalen keine einheitliche Regelung über die Kita-Gebühren haben. Stattdessen hängt es vom Wohnort ab, ob man sich den Kita-Besuch leisten kann oder nicht. Während finanzstarke Kommunen wie die Landeshauptstadt Düsseldorf es sich erlauben können, auf Kita-Gebühren zu verzichten, würde uns nur einige Kilometer weiter in Duisburg die Bezirksregierung sprichwörtlich auf die Finger hauen, wenn wir die Kita-Gebühren abschaffen würden. Die SPD in NRW hat sich auf den Weg gemacht, diese Gebührenfreiheit komplett zu erreichen. Die jetzige schwarz-gelbe Landesregierung hätte die finanziellen Mittel dazu, die Kita-Gebühren komplett abzuschaffen. Leider tut sie es nicht. Die SPD weiß sehr wohl, dass es mit der Abschaffung dieser Gebühren allein noch nicht getan ist. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass sie ein wichtiger Baustein für die verbesserten Startchancen aller Kinder sein kann.

Ungleiches muss ungleich behandelt werden! Davon bin ich zutiefst überzeugt. Nur so können wir mehr Chancengleichheit und echte Bildungsgerechtigkeit erreichen. Deswegen brauchen Kinder aus sozial benachteiligten Familien unsere besondere Aufmerksamkeit im Bildungssystem. Wie kann ein Kind gute schulische Leistungen nach Hause bringen, wenn es mit leerem Magen in den Unterricht geht? Für viele Kinder in Deutschland dominiert die soziale Frage viel mehr den Alltag, als man es sich eigentlich vorstellen kann und will. Kinderarmut ist in einem reichen Land wie Deutschland völlig inakzeptabel. Wir als SozialdemokratInnen dürfen bei diesem Thema nicht untätig blieben. Ich begrüße den Vorstoß unseres SPD-Generalsekretärs Lars Klingbeil für eine Kindergrundsicherung. Jedem Kind in Deutschland soll eine bedingungslose Grundsicherung zustehen, die weit über das heutige Kindergeld hinausgeht.

Wie bei jedem Thema und jeder Debatte, gibt es gute und schlechte Ideen: Eine schlechte Idee ist aus meiner Sicht, ausgewählte Schulen in Stadtteilen mit großen sozialen Herausforderungen als „Talent-Schulen“ zu bezeichnen und sie mit einem besonderen Unterrichtskonzept, Fördermitteln und Personal auszustatten. So sieht es ein Vorschlag der schwarz-gelben Landesregierung und der FDP-Schulministerin Gebauer vor. Warum ist die Idee schlecht? Um Chancengleichheit herzustellen, muss JEDE Schule optimal ausgestattet sein und nicht nur einige wenige. Gerade soziale Brennpunkte brauchen die besten Schulen. Wir müssen dafür sorgen, dass gleichwertige Verhältnisse an allen Schulen existieren. Und wie kann man das machen? Indem man sich um den baulichen Zustand unserer Schulen kümmert (auch das haben wir als SPD im Land vorangebracht mit dem Programm „Gute Schule 2020“). Und indem die FDP-Schulministerin unter anderem den Beruf der Lehrkraft, vor allem an Grundschulen, attraktiver gestaltet. Zum Beispiel dadurch, dass alle Lehrer*innen unabhängig von der Schulform gleich bezahlt werden.

Das Thema ist von größerer Tragweite als diese Beispiele es deutlich machen können. In jedem Kind steckt ein Talent. Diese Talente müssen entdeckt und gefördert werden. Wenn wir so weitermachen wie bisher, verlieren wir viel ungenutztes Potential. Wir müssen ein Aufstiegsversprechen 4.0 entwickeln! Das ist unsere Aufgabe als SPD und daran müssen wir jeden Tag arbeiten.

Ein KlarKlick von Sarah Philipp MdL, Duisburg, Parl. Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Landtag NRW

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