Der Vorstand der Sparkasse am Niederrhein begrüßte die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zum Auftakt der 31. Universitätswochen (v.l.n.r.): Frank-Rainer Laake, Professor Dr. Jens Martin Gurr, Moderatorin Dr. Mayannah Dahlheim, Ingrid Brodnig, Giovanni Malaponti, Georg Drennig und Bernd Zibell (Foto: privat)
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Moers. Traurig, aber wissenschaftlich erwiesen: Der Bildungsgrad eines Menschen steigert nicht die Bereitschaft, eindeutige Fakten zu akzeptieren. Das zitierte zum Auftakt der 31. Universitätswochen in der Sparkasse am Ostring die österreichische Journalistin Ingrid Brodnig aus einer Studie der Universität Yale. Gemeinsam mit dem Historiker Georg Drennig und Professor Dr. Jens Martin Gurr von der Universität Duisburg-Essen (UDE) diskutierte sie vor rund 150 Gästen, in welchem Verhältnis die Begriffe Demokratie, Moral und Kommunikation stehen. Die Wissenschaftsreihe der Universität Duisburg-Essen und der Sparkasse am Niederrhein trägt diesmal die Überschrift: „Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen: Betrachtung eines unbequemen Phänomens.“

Der Geisteswissenschaftler Professor Dr. Jens Martin Gurr sieht eine Schwierigkeit darin, dass in öffentlichen Diskussionen viel öfter moralisch als faktisch argumentiert werde. „Fleisch essen, Auto fahren oder in den Urlaub fliegen werden unter moralischen Gesichtspunkten schnell abgeurteilt, der differenzierte Blick bleibt auf der Strecke“, sagt er. Die Komplexität von Alltagsproblemen führe zudem zu einer Überforderung und dazu, „dass sich Menschen wegen dümmlicher Ansichten die Schädel einschlagen“, so Professor Gurr.

Als Historiker blickte Georg Drennig mit den Zuhörern zurück an den Beginn der Demokratie im antiken Griechenland: „Die Griechen waren unmoralisch und haben es auch zugegeben“, sagt der Doktorand der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Sein Fazit: „Demokratie und Moral stehen nicht in einer Zwangsbeziehung.“ Die zentrale Aufgabe angesichts drängender Fragen zum Klimaschutz und vieler anderer Probleme sieht Professor Gurr darin, „Dinge zu erklären, nicht zu einfach, nicht zu komplex.“ Verstärkte Kooperationen der Universität mit Schulen sollen das früh unterstützen.

Der Rektor der Universität Duisburg-Essen, Professor Dr. Ulrich Radtke, nahm am Schluss der rund zweistündigen Podiumsdiskussion den Ball auf: „Es gibt immer noch erstaunlich viele Menschen, die an Hexen und Zauberer glauben.“ In seinem Kurzportrait der Universität mit 43.000 Studierenden, die unter den 25.000 Universitäten der Welt aktuell auf Rang 190 steht, zeigte er auf, wie die Wissenschaft gesellschaftliche Verantwortung übernehme. Eine erneut verbesserte Lehrerausbildung gehöre unbedingt dazu. Am kommenden Donnerstag, 18. Oktober, berichtet der Psychologe Professor Dr. Wolfgang Stark, wie sich Individualisierung, Gewinnstreben und Selbstoptimierung gesellschaftlich auswirken. Karten zum Preis von fünf Euro gibt es an der Abendkasse oder vorab unter 02841 / 206-8303.

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