Arsalan Rahimi will im September eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann beginnen (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation)
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Krefeld. Ein kleines Zelt ist Arsalan Rahimis einziger Rückzugsort, als er Anfang Februar 2016 sein Lager inmitten von 150 weiteren Geflüchteten in der Krefelder Glockenspitzhalle aufschlägt. Gerne denkt der 27-jährige Kurde, der 2015 aus dem Iran flüchtete, daran nicht zurück. Er kam im November zum ersten Mal nach Deutschland. Dann verschlug es ihn zunächst für zweieinhalb Monate in die Schweiz nach Genf, bevor sein Weg ihn 2016 wieder nach Deutschland und dieses Mal in die Sammelunterkunft nach Krefeld führte. Damals litt er an einer rheumatischen Erkrankung und musste sich dreimal einer Operation unterziehen. „Als es mir in dieser Zeit so schlecht ging, hatte ich lange keine Kraft, die deutsche Sprache zu lernen“, erzählt Rahimi in flüssigem Deutsch. Irgendwann habe er festgestellt, dass seine Freunde bereits die B1-Prüfung (Sprachniveau des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens) gemacht haben. Ihm tat es nun leid, dass er bisher so viel Zeit verloren hatte. Die Sprachkenntnisse wollte er schnellstmöglich aufholen.

Aktive Unterstützung erhielt Arsalan Rahimi hierbei von der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld an der Oelschlägerstraße. Dort nahm er an den von ehrenamtlichen Helfern organisierten Sprachkursen teil. So oft es ging, sprach er Deutsch und erlernte innerhalb eines Jahres die neue Sprache vom Sprachniveau A1 bis zu „B2+Beruf“. Für ihn, wie auch für die engagierten Ehrenamtler, war dies ein beeindruckender Erfolg. Der bekennende Christ Rahimi fand in der evangelischen Gemeinde auch den kirchlichen Anschluss, den er in der Heimat Iran vermisst hat. Im „Hauskreis“ der Gemeinde nahm er als einziger Geflüchteter regelmäßig teil, um sich – nur auf Deutsch – zu religiösen Themen auszutauschen. Außerdem half er ehrenamtlich im Café der Gemeinde.

Als die Flüchtlingsströme vor drei Jahren Deutschland erfassten, entstand in Krefeld eine große Gemeinschaft helfender Menschen. Das Team der städtischen Flüchtlingskoordination hilft seitdem, Bürger und Neubürger zusammenzubringen und Vorurteile abzubauen. Es unterteilt Krefelds Stadtgebiet in verschiedene Koordinierungskreise, sorgt für die Vernetzung von Initiativen, Wohlfahrtsorganisationen und ehrenamtlich helfenden Einzelpersonen und stimmt deren Angebote mit denen der Stadtverwaltung ab. „Auch nach Abebben des großen Zustroms an Geflüchteten sind aktuell noch rund 400 Helfer aktiv eingebunden“, sagt Flüchtlingskoordinatorin Doris Schlimnat, die das Amt Anfang dieses Jahres von Dr. Hansgeorg Rehbein übernommen hat.

Nach wie vor helfen Ehrenamtler bei der Sprachvermittlung und bei der Suche nach Wohnungen. „Für viele Geflüchtete ist es nun jedoch wichtig, dass sie beim Einstieg in die nächste Phase, das heißt bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, Unterstützung und weitere Begleitung erhalten“, erklärt Doris Schlimnat. Arsalan Rahimi freut sich, dass er von dieser Unterstützung profitieren kann. Er lebt mittlerweile mit zwei anderen Iranern in einer Wohnung, hat seit einigen Tagen seinen Führerschein in der Tasche. Über das Projekt „Flott“ des Flüchtlingsrats (Flüchtlinge ohne Traumjob aber mit Träumen) lernt er Christian Kautz kennen. Der ehemalige Mitarbeiter der Arbeitsagentur kümmert sich in seinem Ruhestand in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich um die Vermittlung von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen und um die anschließende Betreuung der Berufsanfänger wie auch der Betriebe.

Durch die Vermittlung von Kautz absolviert Arsalan Rahimi aktuell ein einmonatiges Praktikum bei einem Lebensmitteleinzelhändler. Beide hoffen nun gespannt auf die Zusage des Arbeitgebers für einen Ausbildungsplatz als Einzelhandelskaufmann ab September. Sie sind optimistisch, doch „falls es nicht funktioniert, werde ich meine Sprachkenntnisse weiter verbessern, weitere Praktika absolvieren und mich für eine Ausbildung im kommenden Jahr bewerben“, sagt Rahimi.

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