Wilhelm Heidemann (links) und Simone Jenkner sind Beerdigungsseelsorger. Pfarrer Stefan Sühling hat sie durch die Ausbildung begleitet (Foto: Bischöfliche Pressestelle/Christian Breuer)
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Wesel. „Das kannst Du nicht“ – dieser Satz steht zwischen vielen Einträgen, die Wilhelm Heidemann in sein Tagebuch geschrieben hat. Ein Rollenspiel hatte ihn herausgefordert, Selbstzweifel geweckt. „Ich wollte hinschmeißen“, erinnert er sich der 68-Jährige an die Tage des Zweifelns zurück. Doch er hat dazugelernt und durchgehalten: Am Samstag, 14. Juli, wird der ehemalige Berufskolleg-Lehrer seine Beauftragung zum Begräbnisdienst erhalten.

Dann darf er in der Pfarrei St. Nikolaus Wesel die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg und die Angehörigen durch ihre Trauer begleiten. Ebenso wie die 51-jährige Simone Jenkner, die gemeinsam mit Heidemann die Ausbildung beim Bistum Münster absolviert hat. Ihren Dienst werden sie ehrenamtlich ausführen. Die Zertifikate haben sie schon erhalten, beauftragt werden sie von Pfarrer Stefan Sühling, der während der Ausbildungszeit ihr Mentor war.

Denn bevor sie eine Beerdigung leiten dürfen, begleiten die Kursteilnehmer zuerst einen erfahrenen Seelsorger. „Wir haben an Trauergesprächen teilgenommen und waren bei fremden Beerdigungen dabei“, berichtet Jenkner. Obwohl sie die Menschen nicht kannte, die beerdigt wurden, sei die Situation berührend gewesen. „In meinem Dienst muss ich die richtige Mischung aus Professionalität und Empathie finden“, weiß die Religionslehrerin. Heidemann nickt. „Zunächst habe ich hinten gesessen, bei anderen Beerdigungen dann vorne. In die Gesichter der Angehörigen zu blicken und direkt mit der Trauer konfrontiert zu werden, das war ein Sprung“, sagt er. Doch mit der Zeit werde es vertrauter, mit der Trauer umzugehen. „Vor Tränen habe ich keine Angst, es ist natürlich, dass Menschen weinen, wenn sie einen Angehörigen verloren haben“, sagt er.

Seit November des vergangenen Jahres haben sich die insgesamt zwölf Teilnehmer aus dem ganzen Bistum während ihrer Ausbildung mit dem eigenen Glauben sowie mit dem kirchlichen Verständnis von Tod und Auferstehen auseinandergesetzt und rechtliche Grundlagen zur Beerdigung gelernt. Auf die Trauergespräche haben sie sich mit Hilfe von Rollenspielen vorbereitet.

Nun sind die „Beerdigungsseelsorger“. Ein passender Begriff, findet Sühling. „Es geht bei dem Dienst nicht alleine um das Begräbnis, sondern auch um die Begleitung der Menschen, die von dem Tod betroffen sind“, erklärt der Pfarrer. Dazu gehört insbesondere das Trauergespräch mit den Angehörige, das vor der Beerdigung geführt wird. Ehrenamtliche und hauptamtliche Seelsorger arbeiten in diesem Dienst auf Augenhöhe, betont der Pfarrer und Kreisdechant. Er hält den Beerdigungsdienst für zukunftsweisend: „Die Gemeinde vor Ort beerdigt ihre Verstorbenen, dort wird die Kirche in die Hand der Menschen gegeben. Eine Beerdigung muss, wenn keine Eucharistiefeier gewünscht wird, nicht von einem Priester durchgeführt werden. Das ist auch gar nicht die Erwartungshaltung der meisten Trauernden. Sie erwarten, dass jemand kommt, zuhört und Zeit hat.“

„Unser aller Ziel ist es, Menschen zu begleiten, ihnen Hoffnung zu geben“, hatte Sühling bei der Übergabe der Zertifikate in Münster gesagt. Und die Kursabsolventen, aber auch alle anderen Gottesdienstteilnehmer, darum gebeten, sich für ihr Gegenüber zu interessieren – und sich darin ein Beispiel an Jesus zu nehmen: „Auf dem Weg nach Emmaus hört er zu und fragt nach.“

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