(Foto: Christian Voigt/Projekt LebensWert)
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Duisburg/Oberhausen. In so mancher Redensart benutzen wir bewusst oder auch unbewusst das Schaf als Metapher. „Zusammenhalt wie in einer Herde von Schafen“, „Er ist das schwarze Schaf der Familie“, „Du dummes Schaf“ oder „Tue nicht wie ein Unschuldslamm“ sind uns genauso bekannt wie „Geduldig wie ein Lamm“ und „Jemanden bei den Hammelbeinen kriegen“. Dabei werden die Eigenschaften des Schafes mal positiv aber auch mal negativ bewertet. Wenn wir nicht einschlafen können, zählen wir Schäfchen. Und in jedem Gottesdienst fällt im Gebet die Zeile „Oh, Du Lamm Gottes“. Der Hirte hütet seine Herde von Schafen, man spricht auch von pastoraler Tierhaltung auf Naturweiden, denn im Lateinischen heißt Hirte „Pastor“. Die Schafshaltung ist eine jahrtausende alte Tradition – Schafswolle, das Fleisch und Milchprodukte ermöglichten den Lebenserwerb. Der Hirte und seine Schafe dienen sowohl im Alten als auch im Neuen Testament als Beispiele für Heil, Frömmigkeit und selbstlose Sorge um Schutzbefohlene.

(Foto: Christian Voigt/Projekt LebensWert)

Auf der Holtener Straße in Neumühl finden wir zwei Hirten: Florian Preis ist der weltliche Hirte, er zieht mit seinen über 250 Merino-Landschafen durch Oberhausen, Duisburg, Dinslaken, Essen und Bottrop zum Beweiden der Brachen, Grünzüge und Deiche an den drei Flüssen Ruhr, Rhein und Emscher, sowie dem Rhein-Herne-Kanal. Von der Herz-Jesu-Kirche aus betreut der christliche Hirte, Pater Tobias, seine Gemeinde zwischen den Bundesautobahnen 3 und 42 sowie bis nördlich der Fiskusstraße. Bei beiden Hirten war die berufliche Planung nicht geradlinig, sie fanden erst über verschiedene Erfahrungen zu ihrer eigentlichen Berufung, dem Kümmern um ihnen anvertraute Lebewesen. Und auch bei der Umsetzung ihrer Lebensträume gibt es Parallelen zwischen dem Schaf- und dem Seelenhirten, beide erhielten Unterstützung durch große Konzerne beim Aufbau ihrer Projekte. Drei Hütehunde helfen dem Hirten bei der Betreuung seiner Herde, zahlreiche Katecheten, Meßdiener, Ehrenamtler, Projektmitarbeiter und viele mehr unterstützen Pater Tobias in seinem Wirken für über 5000 Gemeindemitglieder.

(Foto: Christian Voigt/Projekt LebensWert)

Begeistert besuchten Leonie, Sina, Mika und Fynn mit Pater Tobias den Hirten Florian Preis an seinem Schafstall in Oberhausen. Hier finden kranke Schafe und Muttertiere mit ihren frischen Lämmern zunächst Schutz, bevor sie die Fähigkeiten besitzen, mit der Herde über mehrere Kilometer zur nächsten Weidestelle zu wandern. „Unsere Wanderungen sind zwar nicht so lang wie die Marathonläufe von Pater Tobias, aber wir finden auch immer öffentliche Beachtung“, scherzt der Mitt-Dreißiger und denkt dabei an den letzten Umzug an den linken Niederrhein über die gesperrte Rheinbrücke Neuenkamp der Autobahn. Und am Pfingstsonntag fiel ein Schaf in einen 60 cm breiten Straßenkanalschacht, da die seit einigen Wochen tätigen Gullydeckel-Diebe auch hier an der Stadtgrenze Duisburg zu Oberhausen zuschlugen. Höhenretter der Feuerwachen konnte das fast 70 kg schwere Schaf nach etwa einer Stunde in die Arme des besorgten Hirten zurückgeben. „So sorgt sich ein jeder von uns beiden um ein verlorenes Schaf“, gesteht Pater Tobias und dachte wahrscheinlich dabei an das gleichnamige Gleichnis.

(Foto: Christian Voigt/Projekt LebensWert)

Die vier Grundschüler durften in der frischen Schur wühlen und fühlen. Dabei erfuhren sie, dass Wolle von weißen Schafen lieber genommen wird, da sie beim Färben alle Töne annimmt. „Ach, daher stammt es mit dem schwarzen Schaf“, teilt Sina den anderen die Bedeutung mit. Pater Tobias erzählte, dass der Stifter des Prämonstratenserordens, der hl. Norbert von Xanten, während seiner Zeit als Eremit und Wanderprediger schlichte Gewänder aus gebleichter Schafswolle trug. Währenddessen mischten sich die Kinder mit den beiden Hirten unter die Tiere. Große Begeisterung kam natürlich beim Streicheln eines 12 Wochen alten Lämmchens auf. Und da sich Pater Tobias als Hirt aller Altersgruppen versteht, haben die Kinder des Projekt LebensWert die Patenschaft für das Lämmchen Hannah geschenkt bekommen. In einigen Wochen werden dann andere Kinder nach dem ProjektPatenLamm schauen.

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