Der Rhein-Kreis Neuss engagiert sich für das Naturdenkmal „Lößhohlweg östlich von Butzheim“ (von links): Volker Große, Tanja Plümäkers, Jan-Hendrik Elter, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Marcus Temburg (Foto: A. Tinter/Rhein-Kreis Neuss)
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Rommerskirchen. Der Rhein-Kreis Neuss engagiert sich in der Gemeinde Rommerskirchen: Mit finanzieller Förderung durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen wertet er das Naturdenkmal „Lößhohlweg östlich von Butzheim“ auf. Neben der Wiederherstellung der Steilwand wird ein behindertengerechter Zugang geschaffen. Der Rhein-Kreis Neuss setzt das insgesamt 193 000 Euro teure Projekt über das Programm „Grüne Infrastruktur“ um.

Für Naherholung und Naturerlebnis ist der Hohlweg schließlich von großer Bedeutung. Als Baustein des Projekts „Erlebnisroute Kulturlandschaft Börde“ wird er in die 2017 fertig gestellte Entwicklungsplanung zur Kulturlandschaft im Rhein-Kreis Neuss eingebunden. Über eine Internet-Seite und eine Smartphone-App können die Nutzer künftig Informationen und Hintergründe über die ökologischen Besonderheiten sowie die Entstehungsgeschichte des Landschaftselements abrufen.

„Die Maßnahmen zur Aufwertung des Hohlwegs sind ganz im Sinn der Artenvielfalt, da sie Lebensräume für seltene und hohlweg-typische Tier- und Pflanzenarten wiederherstellen“, so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Außerdem seien sie bedeutsam für den Biotopverbund, in dem der Hohlweg ein wesentliches Vernetzungsglied darstelle. Durch eine umweltpädagogische Aufbereitung der Maßnahmen sollen Schulen und die Öffentlichkeit in das Projekt einbezogen werden, versprechen der zuständige Amtsleiter Marcus Temburg sowie seine Mitarbeiter Volker Große, Tanja Plümäkers und Jan-Hendrik Elter.

Eisenbeschlagene Räder aus Holz hinterließen früher tiefe Spuren im Löß. Östlich von Butzheim entwickelte sich so im Lauf von Jahrhunderten durch die unablässige Nutzung desselben Pfades ein sich mehr und mehr vertiefender Weg durch die fruchtbare Landschaft, der Lößhohlweg. Für die Entstehung dieses besonderen Kulturlandschaftsrelikts musste neben der Dauernutzung durch Handkarren-Nutzer noch einiges hinzukommen: standfester Lößboden, eine hohe Niederschlagsintensität und eine gewisse Hangneigung.

Die Tritte mit Füßen und das Befahren mit Wagenrädern verletzten die Vegetationsdecke, und abfließendes Wasser spülte das Lockermaterial weg. Hohlwege sind so tief ins Gelände eingeschnittene Wege, so dass ein dort gehender Mensch nicht mehr hinausschauen beziehungsweise von außen nicht mehr gesehen werden kann. Mit ihren Steilwänden sind diese Wege ein ganz besonderer Lebensraum für wärmeliebende Insekten, zum Beispiel Wildbienen und Käfer.

Im Rhein-Kreis Neuss befinden sich einige dieser Hohlwege, von denen der zwei Kilometer lange, als Naturdenkmal ausgewiesene Butzheimer Hohlweg der bedeutendste ist. Erosion hat mittlerweile die meisten Steilwände verschüttet, die noch verbliebenen werden durch waldartigen Aufwuchs beschattet. Auf einem Abschnitt des Hohlwegs wird nun eine behutsame Rückentwicklung in den historischen Zustand erfolgen. Auf etwa 150 Metern werden die typischen sonnenexponierten Steilwände wieder hergestellt. Einerseits schafft das Projekt Lebensraum für die spezielle Fauna und Flora von Lößhohlwegen, andererseits den Rahmen für die schulische und außerschulische Wissensvermittlung in Sachen Biologie und Ökologie.

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