Konzentriert bearbeiten Jeff (8) und Henning (8) ihre Sandsteine (Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann)
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Voerde/Münster. Den Knüpfel in der rechten, das Eisen in der linken Hand und los geht’s. Immer wieder lässt Jeff den Knüpfel in Richtung des vor ihm liegenden Steinblocks sausen. „Das ist ganz schön anstrengend“, stöhnt der Neunjährige. „Aber es macht trotzdem Spaß“, fügt er hinzu und schaut zufrieden auf den vor ihm liegenden Stein.

Auf dem kann man schon gut die Umrisse eines Kreuzes erkennen. Und genau das möchte Jeff aus dem Baumberger Sandstein schlagen. Wie ein Steinmetz also. Zusammen mit 13 Mädchen und Jungen aus seiner Pfarrei St. Peter und Paul in Voerde am Niederrhein nimmt er am Domworkshop „Kleiner Steinmetz“ in Münster teil – zur Vorbereitung auf die Erstkommunion in wenigen Wochen.

Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler: Bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben.

Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst mit einem Gang durch den Dom – je nach Schwerpunkt zum Hochaltar, in dem Teile des Domschatzes verwahrt werden, zu den farbigen Glasfenstern oder zu besonderen Sandsteinskulpturen. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Mario Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.

Hochkonzentriert arbeiten die Mädchen und Jungen an ihren Motiven, darunter Kreuz, Herz, Fisch – und das Logo des Fußballvereins Borussia Dortmund. Christoph Otto Hetzel ist mit den Arbeiten der Kinder sehr zufrieden. Der Bildhauer hatte den Nachwuchs-Baumeistern im Kreuzgang des Domes zunächst erklärt, welche Steine zum Bau des Gotteshauses verwendet wurden und wie man sie bearbeitet. Auch bei der praktischen Arbeit ist er immer an der Seite der jungen Künstler, um sie zu unterstützen. „Aber wirklich nur unterstützen“, wie er betont. „Ich sage den Kindern immer: Ihr seid die Künstler, die bin nur euer kleiner Helfer.“ Nur im Selbertun könnten die Mädchen und Jungen nachspüren, was es bedeutet, ein Bauwerk zu schaffen. „Vor allem vor dem Hintergrund damaliger Bedingungen“, fügt er hinzu.

Währenddessen, nur wenige Meter weiter im Inneren des Doms, nehmen 13 weitere Erstkommunionkinder der Voerder Pfarrei die bunten Fenster unter die Lupe. „So viele Farben“, staunt Lena. Gold, weiß, rot – gemeinsam mit den anderen Mädchen zählt die Achtjährige die Farbtöne auf, die sie in den Fenstern des Glaskünstlers Georg Meistermann erkennen kann. Beim Domworkshop „Glas – Farbe – Licht“ erfahren die Kinder etwas über Glaskünstler im Mittelalter. „Glas ist ein Werkstoff, den die Menschen schon seit über 5000 Jahren herstellen“, erklärt Lena Treese, die den Workshop zusammen mit Stephanie Sczepanek leitet.

Was mit diesem Werkstoff alles entstehen kann, können die Kommunionkinder schließlich selbst ausprobieren. Aus verschiedenfarbigen Glasfragmenten erstellen sie eine Fenstercollage – mit einem Motiv ihrer Wahl. „Bunt ist meine Spezialität“, erklärt Luisa (9) gleich zu Beginn und klebt ausschließlich Fragmente verschiedener Farben auf. Auf den Glasscheiben der anderen Mädchen entstehen ganze Kulissen – von Häusern auf einer Wiese über Drachen, die in den Himmel aufsteigen, bis zu einem Segelboot auf dem Wasser. Mila hat noch ein anderes Symbol in ihre Collage eingefügt: „Das Kreuz soll mich an meine Erstkommunion erinnern“, sagt die Neunjährige und streicht noch einmal vorsichtig über ihr Bild.

Luisa (9) konzentriert sich auf die bunten Glasfragmente (Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann)
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