Gruppenarbeit war Teil der Qualifizierung zur family-Begleiterin: Hier werden körperliche Kennzeichen bei Kindern auf Flipsharts gezeichnet, die Freude am Lernen verraten (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation)
Anzeigen

Krefeld. Gerade fünf Minuten dauert es, dann ist Abide Karasu klar, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Von den vielen bebilderten Kartenmotiven auf dem Boden des Seminarraums wählt sie als Entsprechung für ihre Befindlichkeit die Playmobilfigur im Taucheranzug aus. Denn frühmorgens wäre sie nach einer durchwachten Nacht wegen ihres fiebernden Kleinkinds am liebsten abgetaucht. Sie fühlt sich verstanden – und erfasst gleichzeitig das Konzept der Ausbildung. Abide startete mit zehn weiteren Frauen eine Qualifizierung zur Family-Begleiterin im Kommunalen Integrationszentrum.

Gemeinsam ist den Frauen mit internationalem Hintergrund, dass sich alle bereits als „Rucksackmütter“ in Grundschulen engagieren und in dieser Funktion anderen Zuwanderereltern vielfältige Hilfen geben. Eben deshalb war bei manchen die Unsicherheit da, ob die Qualifizierung Neues bietet. Doch direkt bei der geschilderten Eingangsübung wichen die Fragezeichen. „Education Y“ heißt der gemeinnützige Verein, der die Qualifizierung zur Family-Begleiterin anbietet, die in drei Blöcken jeweils zweitägig stattfindet. Die ehemalige Bundespräsidentin Rita Süßmuth leitet den Vorstand. Vereinsziel ist eine größere Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche – unter anderem durch gezielte Begleitung und Anleitung von Eltern. Da kommen die Family-Begleiterinnen ins Spiel. Sie suchen den Kontakt zu den Eltern jener Kinder, denen der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule bevorsteht. Was bei dem Aufbau der Elterngruppe wichtig ist, zeigt Workshopleiter Michael Kostrzewski: „Bauen Sie Vertrauen auf – auf die Qualität des Miteinanders kommt es an!“ Ziel ist es, dass die Elternbegleiterinnen bei zwölf Elterntreffen Anleitung geben. Die Eltern lernen so, positive Lernsituationen für das eigene Kind zu bieten, es zu unterstützen und ihm den Rücken zu stärken in der Übergangsphase von Kindergarten zur Grundschule. Gegebenenfalls kann die Anleitung zweisprachig erfolgen – bei der aktuellen Ausbildungsgruppe wäre das kein Problem.

Empathie und Wertschätzung – das sind Attribute, die immer wieder Thema sind. Per Rollenspiel wird die Situation des Kindes nachempfunden. „Ich habe versucht, Seilchen zu springen. Mir tat die Ermutigung meiner ,Eltern‘ wirklich gut“, erzählt Hanife Shaheena Mansour lächelnd. Dabei ist ständiges Eingreifen nicht der richtige Weg. „So viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich“, das ist laut Kostrzewski das Motto der Qualifizierung. Mitgefühl und Wertschätzung, das haben die Seminarteilnehmerinnen selbst beim Workshop nicht nur bei der Eingangsübung erfahren. Die zukünftige Family-Begleiterin Abide Karasu ist froh, morgens nicht unter ihre Bettdecke „abgetaucht“ zu sein.

Beitrag drucken
Anzeige