Ein Zagros-Molch aus dem Aquazoo Löbbecke Museum (Foto: (c)Landeshauptstadt Düsseldorf/Ingo Lammert)
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Düsseldorf. “Für die Natur zu begeistern, Hilfestellung zu geben, wie diese zu schützen ist, um gemeinsam aktiv die biologische Vielfalt unserer Welt zu erhalten, das ist eine der Kernaufgaben des Aquazoo Löbbecke Museum”, sagt Sandra Honigs, stellvertretende Leiterin des Instituts an der Kaiserswerther Straße. Artenschutzbemühungen können vielfältig sein, und so setzt sich das Aquazoo Löbbecke Museum auf mehreren Ebenen für den Artenschutz ein.

Von Haus aus pflegt das Institut gerade die Tierarten, die in anderen Zoos, wenn überhaupt, eine Nebenrolle spielen: Fische, Reptilien, Amphibien und Wirbellose haben nur eine kleine Lobby. Kaum jemand weiß, dass auch diese Arten, neben den großen charismatischen und berühmten Tiergruppen, ums Überleben kämpfen. Balistare, der Tequila-Kärpfling und der Patzcuaro-Axolotl sind so zum Beispiel vom Aussterben bedroht. Umso wichtiger ist es, dass man sich auch für diese “underdogs” einsetzt.

Die Zucht- und Schutzstation für Amphibien
Besonders die Amphibien stehen vor der größten Aussterbewelle seit dem Verschwinden der Dinosaurier. So engagiert sich die Landeshauptstadt Düsseldorf durch das Amphibienprojekt “Quaken für das Klima – die Zucht- und Schutzstation für Amphibien Düsseldorf des Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf” in besonderer Weise für den Schutz dieser Tiergruppe. Das im Aquazoo ansässige Projekt wurde mit einem Amphibian Award und zweimal von der “UN Dekade Biologische Vielfalt” ausgezeichnet. Durch Erhaltungszuchten werden dabei Arten vor der endgültigen Ausrottung bewahrt und über Generationen hinweg erhalten. Zuchterfolge tragen unter anderem dazu bei, dass das Wissen um die Biologie dieser Arten wächst und somit auch der gezielte Schutz vor Ort verbessert werden kann. Gewonnene Erkenntnisse werden dokumentiert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Ein wichtiger Partner des Institutes ist die Stiftung Artenschutz, über die bereits seit zehn Jahren insbesondere Amphibienschutzprojekte, wie für den Titicaca-Riesenfrosch, unterstützt werden.

Ein Vietnamesischer Moosfrosch aus dem Aquazoo (Foto:
(c)Landeshauptstadt Düsseldorf/Ingo Lammert)

Seit 2008 züchtet der Aquazoo zum Beispiel den Vietnamesischen Moosfrosch (Theloderma corticale). Im Rahmen der Zucht wird intensive Grundlagenforschung zur Fortpflanzungsbiologie dieser Art betrieben. Seit fast 20 Jahren werden im Aquazoo die besonders von der Werbeindustrie geliebten Rotaugenlaubfrösche (Agalychnis callidryas) gezüchtet. “Zudem sind wir sehr stolz auf unsere 2016 gelungene Nachzucht der Zagros-Molche (Neurergus kaiseri). Diese Molchart ist in der Natur leider sehr selten geworden, gilt als bedroht und als ‘schönster Molch der Welt'”, sagt Sandra Honigs, Leiterin der Zucht- und Schutzstation.

Besucherinnen und Besucher des Aquazoos, ob klein oder groß, werden an verschiedenen Stellen auf die zahlreichen Bedrohungsfaktoren für die Arten aufmerksam gemacht. So ist seit der Wiedereröffnung eine eigene Fläche zum Thema “Artenschutz” zu finden. Spezielle Veranstaltungen wie Fortbildungen für verschiedene Zielgruppen, Führungen, Tümpelkurse, Unterrichtseinheiten, Infostände und Ferienaktionen thematisieren auf unterschiedliche Weise zusätzlich stets den Artenschutz. Beim alljährlichen Artenschutztag im Aquazoo im Herbst dreht sich ebenfalls alles rund um das Thema.

Schutz der Meere und Süßwassserbewohner
Als enger Partner der Artenschutzorganisation Yaqu Pacha, setzt sich der Aquazoo auch für den Schutz der Meere ein und engagiert sich im besonderen Maße für den Erhalt und die Erforschung der Bewohner südamerikanischer Gewässer.

Im aquatischen Bereich ist dem Aquazoo der Schutz bedrohter Süßwasserbewohner, sowohl heimischer, als auch exotischer Arten ein besonderes Anliegen. So unterstützt der Aquazoo das Edelkrebs-Projekt, das EU LIFE+ Projekt zur Wiederansiedelung des Maifisches im Rhein und die Erhaltung einiger Süßwasserfischarten, wie des Tequila-Kärpflings und des Azraq-Kärpflings.

Durch eines der artenreichsten und größten Insektarien Deutschlands steht die größte Tiergruppe des Tierreichs ebenfalls im Fokus der Bemühungen um ihren Schutz: die Insekten, Skorpione und Spinnentiere. Hier wird auf den zwingend notwendigen Schutz unter anderem von blütenbestäubenden Insekten hingewiesen.

Grundlagenforschung wichtige Voraussetzung für den Artenschutz
Grundlagenforschung, wie sie auch im Aquazoo betrieben wird, ist überaus wichtig, um Schutzmaßnahmen vor Ort in der Heimat der Tiere sinnvoll und nachhaltig aufzustellen. Nur wenn man weiß, was eine Tierart zum Überleben benötigt, kann man diesen Bedürfnissen im Rahmen von Schutzmaßnahmen gerecht werden. Das reine Wissen um die Biologie der Arten, die man schützen möchte, ist essentiell, um einen nachhaltigen Artenschutz durchzuführen. Dieser sollte sinnvoller Weise in kombinierter Form, zum einen vor Ort im Rahmen von in-situ-Maßnahmen, die unter anderem die dortige Bevölkerung mit einschließen, als auch durch Erhaltungszuchten in ex-situ-Projekten in Zoologischen Einrichtungen erfolgen. Das Aquazoo Löbbecke Museum beteiligt sich nicht nur an zahlreichen koordinierten Zuchtprogrammen, wie für den Schwarzspitzen-Riffhai, die Spaltenschildkröten, Brillenpinguine und vielen anderen, sondern führt selber einige Zuchtbücher für bedrohte und seltene Tierarten. Seit über 15 Jahren führt das Institut die Zuchtbücher für den Gundi sowie für die Smaragdwarane und monitort die Bestände der Korallenkatzenhaie und der Großpunkt-Stechrochen.

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