Dr. Ralf Sibben, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Niederrhein (Foto: privat)
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Krefeld/Rhein-Kreis Neuss/Kreis Viersen/Kreis Wesel/Kreis Kleve. Die Prognosen für das Jahr 2018 sind so gut wie selten: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Erwartungen für das kommende Jahr zuletzt korrigiert und rechnen mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mehr als 2 %. „Die Auftragsbücher der Betriebe am Niederrhein sind weitestgehend gut gefüllt und die Arbeitslosenzahlen sinken. Das sind gute Aussichten für das kommende Jahr“, freut sich Dr. Ralf Sibben, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Niederrhein. Dr. Sibben hatte im April 2017 die Leitung des niederrheinischen Arbeitgeberverbandes übernommen und braucht sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung vorerst keine Sorgen zu machen.

Im Verbandsgebiet der Unternehmerschaft Niederrhein, zu der die Kreise Kleve, Wesel (linksrheinisch), Viersen, der Rhein-Kreis Neuss sowie die Stadt Krefeld gehören, lag die Arbeitslosenquote im November zwischen 5,5 % im Rhein-Kreis Neuss und 7,8 % im Agenturbezirk Krefeld/Kreis Viersen. „Eine gute Konjunktur wirkt sich in unserem Verband differenziert aus. Einerseits müssen sich die Betriebe keine Sorgen um Aufträge machen, andererseits fehlt es durch die gute Beschäftigungssituation in einzelnen Betrieben schon an Personal und die Aufträge können nicht abgearbeitet werden“, so Dr. Sibben.

Dass sich die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl im September 2017 so lange hinzieht, sieht Dr. Sibben eher kritisch. „Eine solche Hängepartie war nicht absehbar und erweist sich als nicht sonderlich förderlich. Die derzeitige geschäftsführende Regierung ist nicht wirklich handlungsfähig und die bisweilen ergebnis- und verantwortungslos geführten Gespräche zu möglichen Regierungsbildungen sind nicht vermittelbar. Wir wünschen uns, dass es hier bald eindeutige Festlegungen gibt, die Verlässlichkeit und Stabilität bringen. Dies erwartet auch Europa von uns.“

Abzuwarten bleibt auch, wie sich die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie entwickeln. Erstmals stehen nicht nur Forderungen nach höheren Löhnen auf der Verhandlungsagenda. Es soll in dieser Verhandlungsrunde auch um Arbeitszeit gehen. „Die IG-Metall stellt Forderungen nach Arbeitszeitverkürzungen, die so und insbesondere vor dem Hintergrund der intensiven Beschäftigungslage, nicht zu erfüllen sind“, so Sibben. Die Ankündigung von Streiks ab dem 8. Januar 2018 stößt daher auf großes Unverständnis bei dem Arbeitgebervertreter.

Mit Blick auf das kommende und die weiteren Jahre sieht Sibben als größte Herausforderung die Digitalisierung. „Sie ist kein Schreckgespenst, aber sie erfordert von den Unternehmen große Anstrengungen und Umdenkungsprozesse. Wir sehen, dass sich die Digitalisierung nicht aufhalten lässt. Wer hier in den Startlöchern sitzen bleibt, muss sich nicht wundern, wenn er in den nächsten Jahren abgehängt ist“, so Sibben.

Digitalisierung sollte idealerweise als gemeinsame Herausforderung für Arbeitgeber und –nehmer verstanden werden. „Tarifvertragliche Regelungen müssen künftig die besonderen Bedingungen der sich zunehmend digitalisierenden Arbeitswelt – als Stichworte seien hier Arbeitszeitflexibilisierung und mehr Selbstorganisation genannt – berücksichtigen“, konstatiert Sibben. Zu bedenken ist aber auch, dass die Menschen beim digitalen Wandel mitgenommen werden müssen und dass man keinen zurücklässt. Damit einher geht ein verstärktes Engagement im Bereich der Bildung. „Wir hoffen, dass die neue nordrhein-westfälische Regierung die Zeichen der Zeit erkennt und die Bildungspolitik höchste Priorität eingeräumt bekommt“, fordert Sibben.

Aber auch die Beschäftigten in den Unternehmen sind gefordert und müssen weitergebildet werden. Die Unternehmerschaft Niederrhein bietet zum Umgang mit den veränderten Arbeitssituationen im kommenden Jahr etliche Seminare für ihre Mitgliedsunternehmen an. (Weitere Informationen unter www.un-bw.de)

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