Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, die neue Kirchenkreisbegleiterin für den Kirchenkreis Dinslaken (Foto: ekir.de)
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Dinslaken/Duisburg/Hünxe/Schermbeck/Voerde. Die Veränderungen, vor denen die Evangelische Kirche und damit auch der Kirchenkreis Dinslaken (Walsum, Dinslaken, Voerde, Hünxe und Gahlen) stehen, sind immens. Dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch die Verhandlungen der Kreissynode am 10. Und 11. November im Götterwickerhammer Gemeindehaus.

Schon im Bericht des Superintendenten zu Beginn der zweitägigen Verhandlungen des Kirchenparlamentes klang es an: Superintendent Friedhelm Waldhausen wies auf den eklatanten Nachwuchsmangel bei Theologinnen und Theologen hin. Er führte der Synode vor Augen, dass in 5-6 Jahren, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Pfarrerschaft in den Ruhestand gehen, die Kirchengemeinden „um die wenigen Bewerberinnen und Bewerber konkurrieren werden”. Das wird die bisherige Autonomie der Gemeinden bei der Pfarrwahl infrage stellen. Waldhausen fragte: „Wie viel Steuerung ist angesichts dieser erwarteten Entwicklung nötig? Und…in wessen Verantwortung soll diese Steuerung liegen?“ Fragen an die presbyterial-synodale Struktur der rheinischen Kirche.

Auch Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, die neue Kirchenkreisbegleiterin für den Kirchenkreis Dinslaken seitens der Kirchenleitung in Düsseldorf, griff in ihren Worten an die Synode die anstehenden gewaltigen Veränderungen der Kirche auf: „Wir müssen uns deutlich machen: Wir werden an Personen, Finanzen und Einfluss kleiner werden.“ Auch die Frage einer gerechteren Verteilung der Kirchensteuern sei kein Tabu. Der bisherige Finanzausgleich zwischen den Kirchenkreisen der Rheinischen Landeskirche werde überprüft: danach geben Kirchenkreise mit höherem Steueraufkommen einen Teil ihrer Mehreinnahmen an „ärmere“ Kirchenkreise ab, behalten aber immer noch einen Teil ihrer höheren Einnahmen für sich. Wäre da eine völlig gleiche Zuweisung der Steuern an alle Kirchenkreise nicht gerechter? fragte  die Oberkirchenrätin. Ende der Diskussion offen.

Gegen die Umverteilung der Kirchensteuern an ärmere Kirchenkreise regt sich schon jetzt bei manchen Gemeindemitgliedern Unmut. Die Meinung: „Ich spende mein Geld lieber an kirchliche Projekte, die ich mir selber aussuche, anstatt Kirchensteuern zu bezahlen“ ist längst keine Seltenheit mehr. Doch diese Haltung stößt bei einigen Synodalen auf scharfe Kritik. Sie fragen: Ist das nicht eine Art von modernem Ablass, wenn ich mich aus der Solidargemeinschaft ausklinke und mich freikaufe von der Steuerpflicht durch Spenden? Geht über dieses Pochen auf Individualität nicht der kirchliche Auftrag zur Solidarität verloren?

Um angesichts dieser massiven Veränderungen den Kirchenkreis zukunftsfähig aufzustellen, beauftragte die Synode den Kreissynodalvorstand, also die ständige Vertretung der Synode, mit der Bildung einer Arbeitsgruppe, die Schneisen für die Zukunft schlagen soll: In welchen Handlungsfeldern soll der Kirchenkreis sein Engagement beibehalten, wo muss etwas verändert werden und welche Handlungsfelder sollen zukünftig eingeschränkt oder eingestellt werden? Die Arbeitsgruppe soll bis zur Herbstsynode 2018 der Synode Ergebnisse zu Beratung vorlegen.

Bei zwei Arbeitsfeldern sprachen die Synodalen sich schon in diesem Jahr für eine weitere Unterstützung aus: Das Psychosoziale Zentrum Niederrhein am Dinslakener Bahnhof, in dem Flüchtlinge und Migranten beraten werden, soll für zwei weitere Jahre mit jährlich 15.000 € finanziell unterstützt werden. Und die Einrichtung einer refinanzierten Pfarrstelle in der JVA-Dinslaken (Umfang 25%) wurde von der Synode positiv entschieden. Diese Stelle wird Pfarrerin Antje Reichow ab 1.2.2018 übernehmen. Mit einer weiteren Viertelstelle wird sie gemeindliche Aufgaben im Kirchenkreis übernehmen.

Alle anderen Tagesordnungspunkte der Synode waren eher Routine: Die Verhandlungen des neuen Haushaltes für Kirchenkreis, Diakonie und Kinderwelt und die Kenntnisnahme der Tätigkeitsberichte aus den Kirchengemeinden, den diakonischen Handlungsfeldern, der Kinderwelt, den Fachausschüssen und den synodalen Arbeitsfeldern vom christlich-islamischen Gespräch bis zur Telefonseelsorge.

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