Imkerin Martina Röttger (Mitte) übergibt Silvia Rosendahl, Vorsitzende des SPD Ortsvereins Moers-Rheinkamp (rechts) den selbstgewonnenen Honig (Foto: privat)
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Moers. Der SPD Ortsverein Rheinkamp wird in diesem Jahr erstmals den selbstgewonnenen Honig und Apfelsaft aus dem Obst der Streuobstwiese anbieten.

Hintergrund: SPD-Ortsvereine in ländlichen Bereichen sind häufig Traditionen gegenüber sehr verhaftet. Dies gilt auch für den Ortsverein Rheinkamp. Obwohl sich die hier gepflegten Traditionen doch etwas von denen anderer Ortsvereine unterscheiden. Gelebte Tradition ist seit 1999 die Bewirtschaftung und Pflege einer Streuobstwiese. Dieses Projekt wurde ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass Politik nicht immer nur redet, sondern auch konkret handelt und in diesem Fall auch zum Erscheinungsbild der Landschaft aktiv beiträgt.

Streuobstwiesen gelten als besonders schützenswert und werden insbesondere von der Europäischen Union mittlerweile gefördert, nachdem in den 1970er Jahren ihr Abbau durch Bund und Land voran getrieben worden war.

Der Ortsverein beschloss nach einem erfolgreichen Umwelttag am Repelener Meer, sich um eine Wiese im Stadtteil Eicker Wiesen zu kümmern. Zu diesem Zeitpunkt war die eigentliche Struktur einer Streuobstwiese nicht mehr erkennbar. Sie war bereits seit 30 Jahren nicht mehr gepflegt worden und in einem desolaten Zustand. Es handelte sich um einen Urwald, der als Müllplatz zweckentfremdet wurde, aber nicht mehr um eine Streuobstwiese.

Mehr als 30 Helferinnen und Helfer – teilweise befreundete Organisationen wie die IGBCE und AnwohnerInnen – brachten die Wiese wieder in Schuss und entsorgten den Müll. So entstand der Gedanke, die Wiese langfristig von der Stadt Moers zu pachten. Erstmalig wurde der Pachtvertrag im Jahre 2002 unterschrieben.

Da der Ortsverein nachweisen konnte, dass die Arbeiten auf der Wiese ehrenamtlich geleistet werden, erkannte die Landwirtschaftskammer ihn als „Landwirt im Nebenerwerb Obstbau“ an. Seit dem Jahr 2003 erhält der Ortsverein einen jährlichen Zuschuss gemäß den „Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen im Vertragsnaturschutz“. Dieser wird verwendet, um neue Bäume zu pflanzen und alte zu ersetzen, die auf Grund von Altersschwäche oder Sturmschäden gefällt werden müssen.

Seit ihren Anfängen hat sich das Projekt immer weiter entwickelt. Für einen gepflegten Schnitt der Wiese sorgt eine Schafherde, weshalb zusätzlich die Eicker Wiese, die an die Streuobstwiese des Ortsvereins grenzt und dem Stadtteil seinen Namen gegeben hat, von der Stadt gepachtet wurde. Zudem bietet sie seit 2015 auch Platz für zwei Bienenvölker, diverse Vogelarten, für die ca. 50 Nisthilfen installiert wurden, und Amphibien. Seit 2016 gesellen sich zu den bisherigen Bewohnern Ziegen, Hühner und Gänse.

Für diesen Einsatz im Bereich Naturschutz erhielt der Ortsverein Rheinkamp 2003 den Wilhelm-Dröscher-Preis und beweist bis heute: Politik kann durchaus sehr handfest sein und erfordert manchmal auch ungewöhnliche Wege, um das Aussehen eines Stadtteils zu prägen.

In diesem Jahr feiert der Ortsverein das 17. Streuobstwiesenfest am 1. Sonntag im September, welches zu einer Institution geworden ist und verschiedenen, überwiegend lokalen Händlern die Möglichkeit bietet, ihre Handwerksprodukte und ökologischen Erzeugnisse anzubieten.

Nutzt die Gelegenheit, den „Obstbauer-Ortsverein Rheinkamp“ zu besuchen und das besondere Flair auf der Streuobstwiese selbst zu erleben.

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