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Am Freitag krönte die doppelseitig amputierte Vanessa Low mit Silber über 100 Meter der Startklasse T42 nach ihrem Gold im Weitsprung ihre erfolgreichen Weltmeisterschaften (Foto: BEAUTIFUL SPORTS / Axel Kohring)

Duisburg/Doha. Die 4×100 Meter-Staffel mit Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors sprintete am letzten Wettkampftag der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha zu Gold und gewinnt die insgesamt zwölfte Medaille für die Athletinnen und Athleten aus Nordrhein-Westfalen. Weitsprung-Weltmeisterin Vanessa Low feierte im Sprint über die 100 Meter ihren zweiten Medaillenerfolg.

Mit zwölf Medaillen im Gepäck kehrten die Athletinnen und Athleten des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Nordrhein-Westfalen (BRSNW) am Sonntag von den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha (Katar) zurück. Die Hälfte aller Medaillenerfolge der deutschen Mannschaften kommen somit aus Nordrhein-Westfalen. „Wir konnten uns sowohl auf die Routiniers verlassen als auch Überraschungserfolge feiern. Die fünf Gold-, vier Silber- und drei Bronzemedaillen, sowie die vielen Topplatzierungen und individuellen Bestleistungen sind eine ausgezeichnete Bilanz. Wenn man bedenkt, dass mit Birgit Kober und Heinrich Popow noch zwei amtierende Paralympics-Sieger aus NRW verletzungsbedingt ausfielen, sind wir mit dieser Ausbeute sehr zufrieden. Rio kann kommen“, bilanzierte der Landessportwart des BRSNW Thomas Börger stolz die Erfolge der Athletinnen und Athleten aus Nordrhein-Westfalen.

Die 4×100 Meter-Staffel sorgte am letzten Wettkampftag für einen goldenen Abschluss. Die Staffel der Startklasse T42-47 war mit Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors ausschließlich mit Sprintern des TSV Bayer 04 Leverkusen besetzt und ließ die weltweite Konkurrenz hinter sich. Mit Europarekord in 41,86 Sekunden lief Schlussläufer Johannes Floors den WM-Titel ins Ziel, nachdem sich die amtierenden Weltmeister aus den USA mit ihrem überragenden Mann Richard Browne, der in Doha zweimal Gold mit Weltrekord (100 und 200 Meter) gewonnen hatte, zuvor durch eine Nachlässigkeit beim letzten Wechsel aller Chance auf den Titel beraubten. Der Jubel im deutschen Team war nach dem Gold-Lauf grenzenlos. „Es hat einen Riesenspaß gemacht, ein Wahnsinns-Rennen vom gesamten Team“, betonte Weitsprung-Weltrekordler Markus Rehm, der bei zwei Starts zwei Titel holte. Auch bei Youngster Felix Streng herrschte Freude pur. „Ich bin einfach nur super glücklich. Wir wussten, dass es schwer wird gegen die starken Amerikaner, doch wir haben fleißig für diesen Lauf trainiert und als Team den Titel nach Deutschland geholt“, sagte der 20-Jährige, der zuvor der Pechvogel bei dieser WM war und mehrfach knapp an den Medaillenrängen vorbeischrammte, zuletzt als Vierter über 100 Meter. „Es ist nicht alles so verlaufen, wie ich es mir gewünscht hatte. Trotzdem war die Weltmeisterschaft eine super Erfahrung für mich. Auch nach den Rückschlägen hat mich das Team immer weiter unterstützt und motiviert, dafür ein großes Dankeschön“, erklärte Streng glücklich nach seiner ersten WM-Medaille. Mit dem WM-Titel hat die Staffel das Ticket für die Paralympics in Rio so gut wie sicher.

Bereits am Freitag krönte Vanessa Low mit Silber über 100 Meter der Startklasse T42 ihre erfolgreichen Weltmeisterschaften. Nach dem Weitsprung-Finale hatte es im Duell mit der italienischen Dauerrivalin Martina Caironi noch 1:0 für Vanessa Low gestanden. Die 25-Jährige sicherte sich bei der Leichtathletik-WM in Doha (Katar) ihr erstes internationales Gold ihrer Karriere – mit Weltrekord. Und hatte Blut geleckt. Auch über die 100 Meter wollte sich die doppelseitig amputierte Low in der Startklasse T42 nicht kampflos geschlagen geben, hatte allerdings gegen die schnelle Italienerin trotz neuer persönlicher Bestzeit und deutschem Rekord das Nachsehen. Mit 15,41 Sekunden lief die Athletin des TSV Bayer 04 Leverkusen als Zweitschnellste über die Ziellinie, während Caironi mit 14,61 Sekunden einen neuen Weltrekord aufstellte und ihre Bestzeit aus dem Vorlauf noch einmal um vier Zehntel unterbot. Vanessa Low zeigte sich mit der Silbermedaille dennoch sehr zufrieden. „Ich habe mich deutlich gesteigert. Der Lauf war allerdings nicht ganz rund, daher wäre zeitlich auch noch mehr möglich gewesen“, resümierte Low und fügte an: „Ich weiß, dass ich mit Blick auf die Paralympics in Rio noch viel vor habe und weiter hart arbeiten muss. Es geht aber definitiv in die richtige Richtung.“ Einmal Gold mit Weltrekord, einmal Silber mit deutschem Rekord – für Vanessa Low war die WM eine Erfolgsgeschichte.

Deutschlands Athletinnen und Athleten haben sich in der teils grenzwertigen Hitze von Doha wacker geschlagen. Insgesamt gewannen die Athletinnen und Athleten von Bundestrainer Willi Gernemann acht Goldmedaillen sowie siebenmal Silber und neunmal Bronze. Durch die insgesamt 24 Medaillen mit acht WM-Titeln, zwei Weltrekorden und zahlreichen Bestleistungen, konnten zehn Startplätze für die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro gesichert werden. Trotz der häufig leeren Ränge in Doha, war die Aufmerksamkeit für die Weltmeisterschaften in der Heimat groß. „Wir freuen uns über die steigende öffentliche Wahrnehmung des paralympischen Spitzensports. Die Topleistungen unserer Athletinnen und Athleten werden zunehmend anerkannt und gewürdigt. Nichtsdestotrotz würden wir uns eine breitere Berichterstattung, auch außerhalb der Paralympics in den Medien in NRW wünschen“, erklärte BRSNW-Geschäftsführer Lars Wiesel-Bauer am Montag nach den Weltmeisterschaften.

Der BRSNW gratuliert allen Athletinnen und Athleten zu den herausragenden Leistungen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha (Katar).

 

 

     

Ergebnisse Doha:

     
  Name Vorname Disziplin Platzierung Leistung Verein
1 Baldé Alhassane 1500m T 54 8. 3:05,94min SSF Bonn
      5000 m T 54 9. 11:03,58min  
      800m Halbfinale T 54   1:42,14min  
2 Behre David 200 m T43/44 5. 22,51s  TSV Bayer 04 Leverkusen
      400 m T 43/44 Gold 48,42s CR  
  Rehm, Behre, Streng, Floors   4 x 100 m Staffel T42-47 Gold 41,86s ER  
3 Bensusan Irmgard 200 m T 44 4. 27,33s TSV Bayer 04 Leverkusen
      400m T 43/44 Silber 1:03,27min  
4 Dietz Sebastian Kugelstoßen F 36 Gold 14,87m CR LAV Bünde
5 Floors Johannes 200 m T43/44 4. 22,11s ER TSV Bayer 04 Leverkusen
      400 m T 43/44 Bronze 49,94s  
  Rehm, Behre, Streng, Floors   4 x 100 m Staffel T42-47 Gold 41,86s ER  
6 Koleiski Frederike Diskuswurf F 44 4. 29,36m Team Niederrhein
      Kugelstoßen F 44 Bronze 11,75m  
7 Liebhardt Franziska Kugelstoßen F 37 Silber 13,39m ER TSV Bayer 04 Leverkusen
      Weitsprung T 37 Silber 4,57m p.B.  
8 Low Vanessa Weitsprung F 42 Gold 4,79m WR TSV Bayer 04 Leverkusen
      100 m Silber 15,41s p.B.  
9 Mogge Juliane Kugelstoßen F 36 4. 8,26m TV Wattenscheid 01
10 Müller-Rottgardt Katrin 200 m Halbfinale T 12   25,20s p.B. TV Wattenscheid 01
  Guide Sebastian Fricke   100 m Halbfinale T 12   12,24s p.B.  
      Weitsprung T 12 5. 5,02m  
11 Rehm Markus Weitsprung T 44 Gold 8,40m WR TSV Bayer 04 Leverkusen
  Rehm, Behre, Streng, Floors   4 x 100 m Staffel T42-47 Gold 41,86s ER  
12 Schäfer Léon Hochsprung T 42 12. 1,55m TSV Bayer 04 Leverkusen
      100 m Halbfinale T 42   12,86s p.B.  
      Weitsprung T 42 4. 5,47m  
      200m T 42 8. 27,37s  
13 Schuh Marc 200 m T 54 4. 25,67s TV Herkenrath 09
      100 m T 54 7. 14,35s  
      400 m T 54 6. 47,80s  
14 Streng Felix Weitsprung T 44 5. 6,77m p.B. TSV Bayer 04 Leverkusen
      100 m T 43/44 4. 11,16s  
  Rehm, Behre, Streng, Floors   4 x 100 m Staffel T42-47 Gold 41,86s ER  
15 Tinnemeier Frank Kugelstoßen F 42 Bronze 14,33m p.B. TSV Hillentrup
16 Waßenberg Philipp 100 m Halbfinale T 42   13.29s p.B. TSV Bayer 04 Leverkusen
      Weitsprung T 42 5. 5,41m  
             
  WR = Weltrekord          
  ER = Europarekord          
  CR = Championsrekord          
  p.B. = persönliche Bestleistung        

 

Die 4×100 Meter-Staffel sorgte am letzten Wettkampftag für einen goldenen Abschluss. Die Staffel der Startklasse T42-47 war mit Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors ausschließlich mit Sprintern des TSV Bayer 04 Leverkusen besetzt und ließ die weltweite Konkurrenz hinter sich (Foto: BEAUTIFUL SPORTS / Axel Kohring)
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