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Duisburg. Die Lage in Marxloh sei inzwischen angespannter als in der Vergangenheit. Das sagt Karl-August Schwarthans, Geschäftsführer der AWO-Integrations gGmbH, angesichts der Diskussion um die öffentliche Sicherheit im Stadtteil. Karl-August Schwarthans erklärt in seiner Stellungnahme aber ebenfalls: „Dass Marxloh eine No-Go-Area ist, stimmt nicht. Hier ist keineswegs alles gut, aber so schlecht, wie es in den Medien oft dargestellt wird, ist die Situation ebenfalls nicht.“

Die AWO-Integration ist einer der wichtigsten Player im Stadtteil. Die Tochtergesellschaft der AWO-Duisburg unterhält in Marxloh zwei Tagesgruppen für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Zudem bietet man Rat und Beratung in den Stadtteil-Büros ProMarxloh im Im-Brahm-Center und auf der Friedrich-Engels-Straße. Darüber hinaus sind zwei Schulsozialarbeiter im Stadtteil tätig. Die AWO-Duisburg hat hier mit Marxloh-International zudem einen eigenen Ortsverein mit 80 Mitgliedern.

Karl-August Schwarthans beschreibt die Situation so: „Durch Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa ist noch einmal eine neue Gemengelage entstanden.“ Der früher vorwiegend türkisch geprägte Stadtteil habe dadurch eine neue Färbung erhalten. Heute leben insgesamt 3.372 Menschen aus Bulgarien und Rumänien in Marxloh. Diese Veränderung habe für eine neue Dynamik im Stadtteil gesorgt.

Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass kriminelle Gruppen etwa aus der sogenannten Türsteherszene hier ihren Standort haben. Man muss aber sagen: „Die Polizei zeigt durchaus Präsenz und ist im Stadtbild ein sichtbarer Faktor.“ Der Geschäftsführer der AWO-Integration mahnt zugleich an: „Die Ordnungskräfte müssen dafür sorgen, dass sich ganz normale Bürgerinnen und Bürger sicher in ihrem Quartier fühlen. Genau dieses Gefühl droht inzwischen verloren zu gehen.“

Bilder von vermüllten Straßen oder Höfen signalisierten zudem, dass die Ordnung im Stadtteil verloren zu gehen drohe. „Auch wenn es sich um Einzelfälle handelt und keineswegs Marxloh charakterisiere, ist es wichtig, konkret und schnell auf solche Probleme zu reagieren“, so Schwarthans.

Was Integration aus seiner Sicht hier leisten kann und soll: Es gilt, die Regeln für das Verhalten auf öffentlichen Plätzen festzusetzen. „Es geht nicht an, dass einzelne Gruppe für sich reklamieren: Diese Straße gehört uns. Einfach gesagt: Wir müssen sicherstellen, dass eine ältere Frau ohne Angst vor die Haustür gehen kann. Das sind die Spielregeln, an die sich alle halten müssen und die der Staat durchsetzen muss.“

Dabei greife jedoch reine Polizeiarbeit zu kurz. „Die Präsenz an den kritischen Punkten ist wichtig und richtig. Ebenso wichtig ist aber, den Menschen konkrete Angebote zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu machen. Die Beratungsangebote der AWOIntegration zielen darauf ab. „Wir werden zum Beispiel ein Projekt einrichten, dass jungen Menschen aus Südosteuropa den Zugang zu Bildungseinrichtungen erleichtert.“

Karl-August Schwarthans hebt dabei darauf ab, dass nicht die Zuwanderung an sich für die Probleme im Stadtteil sorge. „Nicht der kulturelle Unterschied ist das größte Integrationshemmnis, sondern die Armut der Menschen“, so Schwarthans, und fügt hinzu: „Einer unserer vorrangigen Beratungsinhalte ist inzwischen die Existenzsicherung.“ Darüber hinaus ist der Zugang zu Bildungsangeboten von entscheidender Bedeutung für eine positive Entwicklung im Stadtteil.

Der Geschäftsführer der AWO-Integration betont: „Marxloh ist inzwischen zu einem Symbol für einen Stadtteil mit Problemen geworden. Wenn sich alle Kräfte gemeinsam für Marxloh einsetzen, dann kann der Stadtteil auch dafür stehen, wie eine Stadt ihre Probleme im Quartier konstruktiv löst.“

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