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Oberhausen. Charakteristisch für die Weißfleckenkrankheit, sind – wie der Name es vermuten lässt – weiße Flecken auf der Haut. Die hellen Areale erinnern an den Hautton der Märchenfigur Schneewittchen. Etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind von der Erkrankung betroffen. Ein prominentes Beispiel ist die Kanadierin Chantelle Brown-Young. Als Kind wegen ihrer Andersartigkeit gehänselt, ist sie heute vielleicht gerade deswegen ein erfolgreiches Model.

Die Weißfleckenkrankheit, medizinisch Vitiligo, zählt zu den häufigsten Pigmentstörungen. In den meisten Fällen bilden sich die hellen Stellen in stärker pigmentierten Hautregionen wie beispielsweise im Gesicht, am Hals, in den Achselfalten und im Schambereich. „In unserer Haut sind spezialisierte Zellen, die sogenannten Melanozyten, für die Produktion von Melanin zuständig. Das Pigment verleiht der Haut ihren Farbton. Versiegt die Melaninproduktion an einer Stelle, dann entsteht dort ein weißer Fleck“, erklärt Dr. Christian Tigges, leitender Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der HELIOS St. Elisabeth Klinik in Oberhausen. Der Mediziner unterscheidet in zwei Arten der Erkrankung: Die lokalisierte Form beschränkt sich auf kleine, vereinzelte Bereiche der Haut, die einen Farbfehler haben. Von einer generalisierten Vitiligo ist die Rede, wenn größere Hautareale weiß werden.

Ursache unklar

Warum die Pigmentproduktion auf einmal nicht mehr funktioniert – dafür gibt es noch keine abschließende Erklärung. „Eine der Theorien besagt, dass es sich um ein Autoimmungeschehen handelt. Das bedeutet, dass die Abwehrkräfte körpereigene Zellen, in diesem Fall die Melanozyten, plötzlich als Bedrohung empfinden und sie zerstören“, so Oberarzt Dr. Tigges. Auch erbliche Faktoren und psychischer Stress gelten als Erklärungsansätze. Fest steht hingegen, dass Frauen und Männer gleichermaßen betroffen sind und dass bei den meisten Patienten die Krankheit zwischen dem zehnten und 20. Lebensjahr auftritt.

Durch Model Chantelle Brown-Young ist die Weißfleckenkrankheit zwar öffentlich bekannter geworden, und sie hat scheinbar einen Weg gefunden, gut mit ihrem Makel zu leben. Weniger berühmte Betroffene leiden jedoch häufig unter ihrer sichtbaren Andersartigkeit. „Gerade bei den ausgeprägten Formen ist der Leidensdruck der Patienten groß“, beschreibt der Dermatologe Dr. Christian Tigges. Um diesen zu lindern, stehen in der HELIOS St. Elisabeth Klinik verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Spezielle Cortisonpräparate können beispielsweise helfen, die hellen Flecken wieder ein bisschen dunkler und damit unauffälliger zu machen. Sie werden als Creme aufgetragen oder mit Depotwirkung unter die Haut gespritzt.

Eine weitere Behandlungsmethode, insbesondere bei den generalisierten Formen, ist die Bestrahlung. „Trifft UVB-Licht mit einer Wellenlänge von 311 Nanometer auf die Haut, dann wird die Arbeit der Immunzellen heruntergefahren, die gegen die Melanozyten kämpfen. Die Haut nimmt wieder mehr Farbe an“, erklärt Dr. Christian Tigges. Allerdings muss die sogenannte Phototherapie über einen längere Zeitraum angewandt werden. „Die gesunde Haut reagiert natürlich auch mit einem leichten Bräunungseffekt auf das UV-Licht. So wirkt der Kontrast zu den weißen Flecken anfangs noch größer.“ Es ist also Geduld gefordert, erst nach mehreren Monaten zeigt sich die positive Wirkung des Lichts.

Wenn viele helle Stellen im Gesicht auftreten, wo insbesondere eine Cortison-Behandlung nicht in Frage kommt, dann ist manchmal die umgekehrte Variante zielführend: Die restlichen dunklen Hautstellen werden aufgehellt, um einen ebenmäßigeren Teint zu erreichen. „Als besonders schnelle Lösung können die Flecken mithilfe von Camouflage, einem wischfesten Make-Up mit sehr hoher Deckkraft, auch abgedeckt werden“, so der Dermatologe. Schlussendlich sei die Krankheit allerdings nur behandelbar, nicht heilbar. Ein Hindernis für eine Karriere als Model ist sie bewiesenermaßen jedoch nicht.

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