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Mülheim. Nach 40 Jahren Dienst auf der Heimaterde verabschiedet die Evangelische Kirchengemeinde Heißen ihren Pfarrer Wolfgang Sickinger nun in den Ruhestand. Wer persönlich Lebewohl sagen möchte, ist herzlich eingeladen zum Gottesdienst am 30. August, 11.15 Uhr, in der Erlöserkirche.

Vier Pfarrbezirke mit insgesamt 12.000 Gemeindemitgliedern, ausreichend finanzieller Spielraum, um neue Projekte zu realisieren, und überhaupt, die Kirche gehörte ganz selbstverständlich dazu. „Die äußeren Bedingungen waren ganz anders“, erinnert sich Pfarrer Wolfgang Sickinger an den Beginn seiner Dienstzeit vor vier Jahrzehnten. 1975 war er als Vikar in die Kirchengemeinde Heißen gekommen, damals zunächst an die Friedenskirche. Im Anschluss übernahm er von seinem Vorgänger Pfarrer Schoen die Pfarrstelle auf der Heimaterde. Dort, in der Erlöserkirche am Sunderplatz, wird er nun nach 40 Jahren Dienstzeit in den Ruhestand verabschiedet.

„Heute würde ich schon länger überlegen“, sagt Wolfgang Sickinger, um dann doch ganz schnell zu antworten: „Ja, ich würde auch unter veränderten Bedingungen heute wieder Pfarrer werden. Es gibt nichts Schöneres und Wichtigeres, als mit dem Evangelium von Jesus Christus nahe bei den Menschen zu sein“. Durch die Jugendarbeit geprägt, nahm Wolfgang Sickinger nach seinem Abitur 1970 das Theologiestudium auf. „Das war eigentlich ein gerader Weg, Ich kann mir vorstellen, dass diese geraden Wege heute nicht mehr so selbstverständlich sind. Wer weiß, vielleicht müssen Pfarrer bald sogar bald noch weitere berufliche Qualifikationen erwerben, weil Pfarrstellen nur noch in Teilzeit finanziert werden können“, wirft er einen Blick in die Zukunft.

Mit der Zeit hat die Position der Kirche an Selbstverständlichkeit verloren. Das hat der scheidende Pfarrer insbesondere in der Jugendarbeit beobachtet. „Früher bot man wöchentliche Gruppenstunden an und die waren gut besucht. Das geht so nicht mehr, heute sind die Jugendlichen, wenn überhaupt, dann eher für Projekte zugewinnen. Die Konkurrenzangebote nehmen zu, die neuen Medien spielen da eine große Rolle“, deutet Pfarrer Sickinger die Entwicklung. „Die Jugendlichen sind heute medial ziemlich beansprucht.“

Besonders schöne Momente behält der Heißener Pfarrer auch in Erinnerung: „Wir konnten in der Gemeinde gemeinsam Neues tun und innovativ sein.“ Da war zum Beispiel der Vater-Unser-Garten mit vielen Mitmach-Stationen, an denen vor allem Kinder und Jugendliche sich mit den Inhalten des Gebetes auseinandersetzen konnten, oder der Kinogottesdienst zur Premiere des „Luther“-Films im Kinosaal im Rhein-Ruhr-Zentrum. „Das Kino mit 800 Plätzen war richtig gut gefüllt. Erst haben wir Gottesdienst gefeiert und dann zusammen den Film gesehen.“ Ein weiteres Highlight im Rückblick war für den passionierten Tischtennisspieler das „Still-Leben“ auf der A40 im Kulturhauptstadtjahr. An einer Mini-Tischtennisplatte trat der Pfarrer gegen Jedermann an. Der sportliche Einsatz: ein Gottesdienstbesuch, zumindest der Vorsatz, einmal vorbeizukommen.

Fürs Tischtennisspielen wird der Theologe nun mehr Zeit haben, auch fürs Fahrradfahren, fürs Lesen oder um Tagungen auch am Wochenende besuchen zu können. „Im Dienst war man ja immer gefragt und beansprucht und nie wirklich mit etwas fertig.“  Das wird sich nun ändern, der Pensionär in spe freut sich darauf, die verbleibenden Aufgaben „mit mehr Muße“ anzugehen. Dazu wird sicherlich auch der eine oder andere Gottesdienst in Heißen zählen. Gemeinsam mit seiner Frau Elke bleibt Wolfgang Sickinger Heißener Gemeindeglied, obwohl das Paar schon vor einigen Monaten aus dem Pfarrhaus in ein neues Domizil in Saarn umgezogen ist. Auch Dienste in der Notfallseelsorge will Pfarrer Sickinger weiterhin übernehmen.

Für seine Gemeinde wünscht er sich, „dass sie möglichst lange noch ihre Aufgaben selbstständig wahrnehmen kann“.  Besonders froh ist Pfarrer Sickinger, dass die Pfarrstelle wieder zu 100 Prozent besetzt werden wird. Pfarrerin Anja Collenberg ist schon seit fast zwei Jahren in der Gemeinde und wird nach Beendigung ihres Probedienstes im kommenden Januar die offizielle Nachfolge übernehmen.

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