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Duisburg. Eine gute Nachricht, nicht nur für Wallraff-Fans im Kreis Wesel: Ali Sinirlioğlu ist wieder da. Der türkische Hilfsarbeiter, der in Stahlwerken an Rhein und Ruhr seine Gesundheit riskiert, angepöbelt wird und am Ende nur einen Hungerlohn bekommt – mit ihm hat der Journalist Günter Wallraff in dem Buch „Ganz unten“ 1985 die Bundesrepublik wachgerüttelt. Was aber hat sich seitdem beim Arbeits- und Gesundheitsschutz getan? Wie sehen die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Industriereinigung heute aus? Mit welchen Berufskrankheiten haben sie zu kämpfen? Darüber diskutiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) am kommenden Samstag [Hinweis f. d. Red.: 20. Juni] mit dem Bestseller-Autor in einem ehemaligen Kloster in Duisburg: In der Abtei Hamborn erwartet die Gewerkschaft neuen Ali-Klartext von Günter Wallraff.

 

„Von dort ist das Stahlwerk, in dem Günter Wallraff als Ali schuftete, nur einen Steinwurf entfernt“, sagt Friedhelm Bierkant. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhein ist gespannt auf Wallraffs Berichte: „Viele unserer Leute haben damals in denselben Betrieben gearbeitet und Ähnliches durchgemacht. Wallraff hat als Ali die Drecksarbeit im Werk gemacht – die Reinigung“, so Bierkant. Viele der Beschäftigten dort hätten gesundheitliche Probleme davongetragen. Sie kämpften bis heute um eine Anerkennung ihrer Beschwerden als Berufskrankheit. Dabei unterstützt sie die IG BAU Duisburg-Niederrhein. „Oft ist es ein echtes Problem nachzuweisen, dass der Lungenkrebs tatsächlich vom Asbest kommt. Und dass man sich ihn auf der Baustelle und nicht zuhause geholt hat“, erklärt Friedhelm Bierkant.

 

Zusammen mit Günter Wallraff diskutiert der Vize-Bundesvorsitzende der IG BAU, Dietmar Schäfers. Der Gewerkschafter beschäftigt sich wie Wallraff seit Jahrzehnten mit den Arbeitsbedingungen in der Industrie – etwa bei der Reinigung. „Wallraff hat beim Aufdecken unfairer Arbeit nie locker gelassen“, sagt Friedhelm Bierkant. Für die Beschäftigten und für die Gewerkschaften sei er damit „ein Vorbild, das Mut macht“. Noch immer bliebe viel zu tun. „Das, was Ali erleben musste, darf sich nicht wiederholen“, so der IG BAU-Bezirkschef.

 

Nach der Podiumsdiskussion können die Besucher mit Wallraff, Schäfers und Betriebsräten aus der Duisburger Industriereinigung ins Gespräch kommen. Im Anschluss signiert Günter Wallraff seine Bücher.

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