v.l. Bürgermeister Frank Tatzel. Ortsvorsteher Heinz-Willi Coopmann, Hildegard Marquardt und Sohn Jens Marquardt (Foto: privat)
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Rheinberg. Viele Menschen können sich nicht vorstellen, was man in 105 Jahren alles erleben kann. Hildegard Marquardt genießt dieses Privileg, dass viele schöne Momente, aber auch kräftezehrende Prüfungen für die Jubilarin bereithielt. Eine Frau wie Hildegard Marquardt weiß wie es ist, aus dem Zuhause fliehen zu müssen, um überhaupt am Leben zu bleiben. Alles auf eine Karte zu setzen, indem man das Wenige, was  man noch besitzt zusammenrafft und in eine ungewisse Zukunft startet. Ein Lebensgefühl, dass an Aktualität nicht verloren hat.

Das Leben von Hildegard begann am 7. September 1913 im Osten – genauer gesagt in Pommern.  Ein gutes halbes Jahr später brach der 1. Weltkrieg aus. Ihr Vater musste in den Krieg ziehen und alle bangten nicht nur um sein Leben, sondern auch um das eigene. Viel Leid musste ertragen werden, doch der Vater kam zwar verwundet, aber zumindest lebend wieder nach Hause. Es war eine schwere Zeit, doch Hildegard wuchs als einziges Kind ihrer Eltern zu einer jungen Frau heran und heiratete 1939 Ihren damaligen Mann. Noch während des 2. Weltkrieges erblickte der kleine Sohn Jens das Licht der Welt. Nun galt es, dass Leben dieses kleinen Wunders zu schützen und Hildegard Marquardt hoffte, in der Ferne eine neue Zukunft zu finden, nachdem die alte Heimat fast komplett zerstört wurde. Über eine Station in Osterode am Harz, wo sie bei einer Verwandten kurzzeitig Unterschlupf fand, kam die mittlerweile Alleinerziehende schließlich mit ihrem Sohn 1955 zunächst in Neuss an. Kurze Zeit später folgten ihre Eltern und es wurde eine gemeinsame Wohnung bezogen, was für alle Vorteile hatte. Denn Frau Marquardt war bis zu ihrem 65. Lebensjahr zusätzlich zu ihren häuslichen und mütterlichen Pflichten auch noch als Sekretärin im Direktionsbereich einer ortsansässigen Firma tätig. Viel Freizeit blieb da kaum, aber sich selber Patience-Karten zu legen, liebte sie sehr.

Nachdem die Eltern der Jubilarin Anfang der Siebzigerjahre im hohen Alter verstarben und Sohn Jens seine eigene Familie in Duisburg gründete, lebte Hildegard Marquardt noch viele Jahre alleine in Neuss und versorgte sich auch noch weitestgehend selbst. Nach einem Oberschenkelhalsbruch vor knapp 2 Jahren war dies jedoch leider nicht mehr möglich und sie zog in die Nähe ihres Sohnes, der mit seiner Familie mittlerweile im schönen Rheinberg wohnt. Im Pflegezentrum „Am Wiesenhof“ fand die Jubilarin ein neues Zuhause, fühlt sich dort sehr wohl und erfreut sich noch immer recht guter Gesundheit. Regelmäßig nimmt sie noch an Aktivitäten der Einrichtung wie Kegeln und Bingo spielen teil. Täglich hält sie Ihren Geist mit dem Lösen von Kreuzworträtseln fit und bringt sich auf den neuesten Stand, indem Sie die Zeitung liest. Ihre Familie besucht sie regelmäßig. Sohn Jens mit Ehefrau Hannelore, zwei Enkelinnen, 4 Urenkel und 1 Urenkelin sind ihr ganzer Stolz. Ein wahrhaft bewegtes Leben. Bürgermeister Frank Tatzel und Ortsvorsteher Heinz-Willi Coopmann gratulierten herzlich und freuen sich auf den nächsten Besuch zum 106. Geburtstag im nächsten Jahr!

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