Dormagens Feuerwehr-Chef Bernd Eckhardt (Foto: privat)
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Dormagen. Feuerwehr Dormagen setzt bei der Warnung der Bevölkerung auf die richtige Mischung – Interview mit dem Dormagener Feuerwehr-Chef Bernd Eckhardt (52) 

Wie oft finden in Dormagen eigentlich Probealarme statt?

Bernd Eckhardt: Jeden ersten Freitag im Monat um 17 Uhr – außer an Feiertagen.

Probealarme dienen dazu, die Funktionsfähigkeit der Sirenen zu überprüfen. Was kann denn an einer Sirene überhaupt alles kaputtgehen?

Eckhardt: Bei den Sirenen müssen wir zwischen motorbetriebenen und elektronischen Sirenen unterscheiden. Bei den motorbetriebenen Sirenen kann es zu Defekten am Motor und an der Motorsteuerung kommen. Bei elektronischen Sirenen kommt es hin und wieder zu Defekten an Treibern, Verstärkern und dem Lautsprecher. Die elektronischen Sirenen verfügen zusätzlich über einen akkubetriebenen Notbetrieb. Auch die Akkus müssen altersbedingt regelmäßig gewechselt werden.

Wie stellen Sie bei den regelmäßigen Probelalarmen denn Defekte fest?

Eckhardt: Bei den analogen Sirenen noch über das menschliche Gehör. Wir haben Feuerwehrangehörige, die in den 16 Stadtteilen genau hinhören. Die elektronischen Sirenen werden über ein eigenes Datenfunksystem überwacht. Der Status dieser Sirenen kann von der Feuerwache aus abgefragt werden.

Wieviel Sirenen gibt es in Dormagen? Welche ist die lauteste?

Eckhardt: Insgesamt 24. Im gesamten Rhein-Kreis Neuss sind es knapp 70 Sirenen. Die leistungsstärkste Sirene im Stadtgebiet hat eine Leistung von 2.400 Watt und steht in der Innenstatt auf der Kölner Straße.

Ist Dormagen damit flächendeckend mit Sirenen versorgt?

Eckhardt: Dormagen ist bevölkerungsorientiert mit Sirenen ausgestattet. Wir können bei Bedarf aber in Dormagen nahezu flächendeckend warnen, insbesondere wenn eine Gesamtalarmierung durchgeführt wird.

Planen Sie weitere Sirenenstandorte?

Eckhardt: Beim Neubau städtischer Gebäude prüfen wir immer, ob es sinnvoll ist, das Gebäude mit einer Sirene auszustatten, um das Sirenennetz zu erweitern oder mehrere Sirenen durch eine Hochleistungssirene an zentraler Stelle zu ersetzen.

Ist es denn überhaupt möglich, die gesamte Bevölkerung allein mit Sirenen zu erreichen?

Eckhardt: Nein, mit einem Warnmittel allein ist es nicht möglich, die gesamte Bevölkerung zu erreichen. Das geht nur mit dem richtigen Warnmix. Dazu gehören zum Beispiel Sirenen und auch Lautsprecherdurchsagen, aber auch Mitteilungen an die Bevölkerung über die Medien oder die Warn-App Nina.

Regelmäßige Probealarme sind wichtig, keine Frage. Aber besteht nicht auch die Gefahr einer gewissen Abstumpfung? Dass also, sollte es wirklich mal ernst werden, die Bürger denken: Wieder nur ein Probealarm.

Eckhardt: Nein. Denn zum einen hat der Probealarm eine ganz klare Abfolge von Tönen und wird durch einen einminütigen Dauerton angekündigt. Mit demselben Dauerton wird auch wieder entwarnt. Kommt es zu einer scharfen Warnung, ist nur der Katastrophenschutzalarm – ein auf- und abschwellender Ton zu hören.

Wann hat es einen solchen scharfen Alarm zuletzt gegeben?

Eckhardt: Seit der Ertüchtigung der Sirenen zur Warnung der Bevölkerung zum Glück noch nie.

Wie verhalte ich mich im Ernstfall richtig?

Eckhardt: Geschlossene Räume aufsuchen und sich übers Radio und im Internet schnell informieren, was genau passiert ist.

Manchmal steht der Sirenenalarm auch im Zusammenhang mit der Alarmierung der Feuerwehr. In welchen Fällen benutzt die Feuerwehr die Sirene, um eigene Kräfte zu alarmieren und welcher Ton erklingt dann?

Eckhardt: Bei Brandeinsätzen mit Menschenleben in Gefahr wird tagsüber zusätzlich zu den Funkmeldeempfängern die örtliche Sirene mitausgelöst, damit möglichst alle ehrenamtlichen Einsatzkräfte erreicht werden können. Der spezielle Feuerwehr-Alarm besteht aus dreimal 15 Sekunden Dauerton mit zweimal sieben Sekunden Unterbrechung.

Zur Person: Bernd Eckhardt (52) ist seit 2015 Feuerwehr-Chef. Er trat vor 36 Jahren in den Feuerwehrdienst ein: „Ich bin Feuerwehrmann geworden, weil ich anderen Menschen helfen möchte und die Arbeit im Team liebe.“

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