Freuen sich über die restaurierten Lutherbibeln (v.l.): Museumsleiterin Dr. Jennifer Morscheiser, Dr. Christoph Dautermann, stellvertretender Museumsleiter, Gabriele Emonts-Holley, Restauratorin aus Ratingen, Jeannine Moens, Vorsitzende der Freunde der Museen Burg Linn, und Lothar Birnbrich, Vorstand der Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Hans Lufft (um 1495 bis 1584) lebte als angesehener Bürger in Wittenberg. Er bekleidete zahlreiche Ämter wie das des Kämmerers, Stadtrichters, Ratsmitglieds und sogar Bürgermeisters. Vor allem war er der Mann, der Luthers Bibeln druckte. Im Jahr 1534 entstand in seiner Druckerei die erste Gesamtausgabe. In der thüringischen Stadt wurden sieben und zehn Jahre später auch zwei Werke mit handkolorierten Holzstichen von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515 bis 1586) angefertigt, die sich heute in der Sammlung des Museums Burg Linn in Krefeld befinden. Beide Werke konnten nun mit der finanziellen Unterstützung der Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld und einer privaten Großspende restauriert werden.

Anlässlich der Sonderausstellung „1517 – Krefeld und die Reformation“ im vergangenen Jahr hatte der Kurator der Ausstellung, der stellvertretende Museumsleiter Dr. Christoph Dautermann, einen Spendenaufruf initiiert. Binnen kürzester Zeit kam ein Großteil der benötigten Gelder in Höhe von fast 13 000 Euro durch die Kulturstiftung der Sparkasse und einem anonymen Spender zusammen, der Verein der Freunde der Museen Burg Linn gab die restliche Summe hinzu. „Die Restaurierung wäre mit unseren eigenen Mitteln nicht möglich gewesen“, freut sich Museumsleiterin Dr. Jennifer Morscheiser bei der Präsentation der beiden restaurierten Bücher aus dem 16. Jahrhundert. „Das ist für uns ein besonderer Moment, es sind zwei unserer Schätze“, sagt Morscheiser.

Im Februar begann die Ratinger Restauratorin Gabriele Emonts-Holley in ihrem Atelier für Papier- und Buchrestauration mit der Aufarbeitung der Bücher. Die Bibeln sollten vor dem fortschreitenden Verfall unter anderem durch Kupferfraß bewahrt werden. Dabei handelt es sich um eine chemische Reaktion, verursacht durch verwendete Grünpigmente aus Grünspan, welche das Papier brüchig macht und zerfallen lässt. Besonders das Exemplar aus dem Jahr 1544 litt darunter. Zudem gab es weitere Schäden durch den Jahrhunderte langen Gebrauch in den beiden Bibeln. „Fast jede Seite hatte Risse oder Fehlstellen“, berichtet Emonts-Holley. Zur Sicherung der Risse verwendete sie hauchdünnes Japanpapier, die Fehlstellen kompensierte sie mit einem Büttenpapier, das sich farblich dem Original anpasst. Außerdem reinigte sie die Seiten. Soweit es möglich war, verzichtete die Restauratorin dabei auf Feuchtigkeit. Alle ihre Maßnahmen dokumentierte Emonts-Holley, damit Restauratoren-Kollegen auch noch in Jahrzehnten nachvollziehen können, welche Methoden und Materialen sie verwendet hat.

Die beiden Lutherbibeln sind nun in der aktuellen Ausstellung „Bücherschätze“ zu sehen. Bilder von der Restaurierung werden für Besucher auf einem Monitor neben der Vitrine mit den Bibeln gezeigt. In der Ausstellung wird zum ersten Mal in diesem Umfang eine Auswahl aus dem Bestand der historischen Bibliothek des Museums mit seinen rund 3500 Bänden präsentiert. Einige Ausgaben lassen sich weltweit nur noch in der Museumsbibliothek in Krefeld nachweisen. Mit der Ausstellung will das Museum auch auf die Gefährdung des Bestandes durch vorhandene Schäden wie den Kupferfraß aufmerksam machen. „Wir haben nun die einmalige Chance, mit der Museumsbibliothek an einem Förderprogramm teilzunehmen“, sagt Dautermann. Dafür muss jedoch ein Eigenanteil eingebracht werden, der in der Regel 50 Prozent beträgt. „Es sind Summen, die wir jedoch nicht in unserem Haushalt haben“, so Dautermann. Das Museum benötige deshalb Sponsoren und Stiftungen, die es bei dem Erhalt der Bücher das Haus unterstützen. Die Ausstellung „Bücherschätze“ endet am 4. November. Weitere Informationen sowie eine Kontaktmöglichkeit stehen unter www.museumburglinn.de.

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