Im Welterbe-Infopoint des Archäologischen Museums Krefeld wird erstmals der römische Kinderring aus Gold der Öffentlichkeit präsentiert (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Das Archäologische Museum Krefeld hat einen seltenen römischen Kinderring aus Gold erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Der bandförmige Ring mit ausgehämmerter Platte stammt aus dem ersten/zweiten Jahrhundert. Der geringe Durchmesser von 1,2 Zentimetern spricht für eine Anfertigung für ein Kleinkind. In die Platte ist eine Getreideähre eingraviert, ein antikes Symbol für Fruchtbarkeit und ein gesundes Aufwachsen des Kindes. „Goldfunde aus jener Zeit sind generell selten und in dieser Kleinheit etwas Besonders“, so Museumsleiterin Dr. Jennifer Morscheiser. Der Ring wird nun im Welterbe-Infopoint des Archäologischen Museums Krefeld an der Rheinbabenstraße ausgestellt.

Vom Frühjahr 2017 bis Ende Februar 2018 fand die größte Grabung des Museums auf einem 3,7 Hektar großen Areal am römischen Kastell in Krefeld-Gellep statt. Stadtarchäologe Dr. Hans-Peter Schletter hat dabei mit seinem Team weit über 3000 Befunde mit zehntausenden Fundobjekten erfasst, dokumentiert und gesichert. Darunter hunderte Münzen, Waffen, eine Bronzewerkstatt, mehrere Öfen und vor allem das römische Lagerdorf mit seinen Häusern und Straßen. „Dann kam die Sensation – der erste Goldfund der Grabung“, freut sich Morscheiser. Denn eine Woche nach dem Abschluss der Grabung hat der ehrenamtliche Sondengänger Ulrich Esters bei einem letzten Rundgang im Abraum das nur 1,3 Gramm schwere Kleinod entdeckt.

Ob der Ring als Geschenk zur Geburt eines Säuglings diente oder eine Grabbeigabe darstellt, können die Archäologen nicht mit Sicherheit sagen. „Beide Varianten muss man offen halten“, so Viktoria Appel, Studentin an der Universität Köln und ehrenamtliche Museumsmitarbeiterin. Sie hat den Ring für die aktuelle Präsentation untersucht. Da dieser nicht an seiner ursprünglichen Position im Erdreich gefunden wurde, sondern im Abraum, fehlen den Experten wichtige Anhaltspunkte für eine präzise Bestimmung und zeitliche Einordnung.

Über seinen Sensationsfund freut sich Esters ganz besonders. Er wuchs unmittelbar neben dem römischen Kastell auf und konnte von Kindertagen an verschiedene Ausgrabung vor seiner Haustüre verfolgen. Dieses Interesse brachte den 49Jährigen zum Suchen mit einer Sonde. „Er ist ein Profi für Metallkleinfunde und verfügt über ein großes Wissen“, so Morscheiser. Als ehrenamtlicher und lizensierter Sondengänger hat Esters in den zehn Monaten der Grabung nicht nur diverse Objekte entdeckt, sondern durch seine nächtliche Präsenz auf der Fläche so manchen Raubgräber von dem Areal verscheucht. Diesen letzten Fund der Kampagne machte er auch an einem späten Abend. „Ich hörte plötzlich ein starkes Signal“, so der erfahrende Sondengänger, der sein Glück beim Anblick des Goldringes kaum fassen konnte. Umgehend sendete er der Museumsleiterin ein Foto von seiner Entdeckung.

Als Finder gehören Esters neben dem Museum 50 Prozent des Wertes. „Der Fund gehört in das Museum“, betont er und so schenkte er seinen Anteil. „Die Krefelder sollen sehen können, was es für tolle Funde in Gellep gibt – alle sollen ihn sehen können“, sagt Esters. Das können die Besucher nun im Welterbe-Infopoint im Museum. Das Kastell Gelduba soll 2021/22 mit anderen römischen Fundstellen am Niedergermanischen Limes als Welterbe eingetragen werden. Die Präsentation zum Thema „Welterbe – Niedergermanischer Limes“ im Foyer des Archäologischen Museums Krefeld umfasst unter anderem eine gut fünfminütige Animation, die verschiedene Kastelltypen in Krefeld, Grabungen und Fundstücke vorstellt. Zudem werden allgemeine Informationen zum Thema Welterbe vermittelt. In einem Unterstützerbuch können Besucher ihre Ideen, Wünsche und Sympathie für das Vorhaben festhalten. Anlässlich des Fundes hat das Museum zudem Grußkarten für die Geburt eines Kindes mit dem Kindergoldring als Motiv anfertigen lassen. Diese liegen kostenfrei im Foyer aus.

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