Ein KlarKlick von Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Foto: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen)
Anzeige

Rhein-Ruhr. Jetzt hat er sich also doch erklärt. Sein Schweigen hat heute ein Ende gefunden. Gleichzeitig seine Karriere in der Nationalmannschaft.

Alles gut, Deutschland? Nix ist gut.

Auch wenn sein Rücktritt letztendlich konsequent war, er hält uns den Spiegel vor über den Zustand unseres Landes, über das, wie wir Debatten führen, wie schnell wir in der Lage sind, Menschen ab- oder niederzuschreiben, wie leicht wir mit mehrerlei Maßstäben messen können. Diese Erklärung ist nicht nur ein Rücktritt, sondern offenbart unseren Rückschritt als offene Gesellschaft. Ich glaube, wir waren mal weiter.

Diese Erklärung ist keine von einer “beleidigten Leberwurst”, sondern von jemandem, der wochenlang getrieben wurde. Sie gibt einen Einblick in seine Gefühlswelt und macht nachdenklich und traurig zugleich, weil vieles einfach wahr ist – oder von vielen Menschen türkischer Abstimmung als wahr empfunden wird. Leider. Deshalb haben wir heute nicht nur einen guten Spieler unserer Nationalelf verloren, sondern wir haben heute so viele “Deutschtürken” verloren, denen Mesut “aus der Seele” spricht.

Das ist bitter und es bleibt auch dann noch bitter, wenn auch mir jegliche Selbstkritik in dieser Erklärung fehlt und ich auch nach seiner ausführlichen Erklärung die Ansicht nicht teilen kann, dass ein Nichttreffen mit Erdogan “respektlos” gewesen wäre. Die Verbundenheit zu einem Land muss dessen Regierungsspitzen nicht einschließen. Aber gleichzeitig darf von einem Spieler auch nicht mehr erwartet werden als vom DFB und seinen anderen Repräsentanten. Ebenso rechtfertigt nichts die regelrechte Hetze, die wochenlang betrieben wurde, v.a. hier in den sozialen Medien.

Für den DFB, allen voran seinen Präsidenten Grindel, muss diese Erklärung wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Derjenige also, der Özils Schweigen so kritisiert hat, wird sich jetzt wohl wünschen, er hätte es auch weiterhin getan, denn jetzt wird er sich andersrum genauso erklären müssen.

Ein KlarKlick von Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Beitrag drucken
Anzeigen