V.l.: Dr. Michael Dörr, Manrico Preissel, Thomas Mesmer, Kirstin Lintjens, Andrea Melville-Drewes , Jennifer Brakhan, Heribert Lehnacker, Caroline Brünger und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (Foto: M. Reuter / Rhein-Kreis Neuss)
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Rhein-Kreis Neuss / Grevenbroich. Mehr als jeder dritte Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg im Rhein-Kreis Neuss war im Jahr 2016 aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung in ärztlicher Behandlung. Diese Zahl nannte Manrico Preissel, stellvertretender Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, auf der 10. Konferenz für Gesundheit, Pflege und Alter. So wurden 35,3 Prozent der AOK-Versicherten im Kreis 2016 wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ambulant bzw. stationär behandelt. „Damit liegt der Rhein-Kreis Neuss leicht über dem Durchschnitt der AOK Rheinland/Hamburg“, sagte Preissel vor rund 60 Zuhörern im Kreishaus Grevenbroich.

Preissel ergänzte: „Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, erkranken deutlich häufiger an koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Vorhofflimmern.“ Auch Akutereignisse wie ein Schlaganfall oder Herzinfarkt träten wesentlich häufiger auf. Der AOK-Vertreter bescheinigte dem Rhein-Kreis Neuss eine gute Akutversorgung. So bringen die Rettungsdienste mit Sitz im Kreisgebiet rund 99 Prozent der Herzinfarktpatienten in ein Krankenhaus mit einem Linksherzkatheter-Messplatz.

Auch mit Blick auf die Masernimpfung bei Kindern schneidet der Rhein-Kreis Neuss sehr gut ab. Mit einer Quote von 94,3 Prozent liegt der Kreis nur ganz knapp unter dem Zielwert der Weltgesundheitsorganisation. In anderen Regionen würden Kinder häufig später geimpft als von der Ständigen Impfkommission empfohlen.

Auf der Agenda der Konferenz stand außerdem die aktuelle Situation von angestellten und freiberuflichen Hebammen. Dazu sagte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke in seiner Eröffnungsrede: „Dieses Thema ist für uns sehr wichtig, denn das Problem des Hebammen-Mangels wird immer größer, nicht nur in NRW, sondern bundesweit.“ Caroline Brünger, Hebamme im Lukaskrankenhaus Neuss, nannte Gründe für den steigenden Bedarf bei der Nachsorge: Zum einen ist die Geburtenrate im vorigen Jahr angestiegen; zum anderen werden die Frauen bereits zwischen dem zweiten und vierten Tag nach der Geburt entlassen. Aufgrund der hohen Versicherungsbeiträge gäbe es aber immer weniger freiberufliche Hebammen. Die Krankenhäuser seien besser aufgestellt, aber auch dort verzeichne man einen Bewerbermangel.

Kreisgesundheitsamtsleiter Dr. Michael Dörr erläuterte, dass die Kreispolitik sich kürzlich mit dieser Thematik beschäftigt und die Kreisverwaltung beauftragt habe, ein Konzept zur Unterstützung der Hebammen auf den Weg zu bringen. Dieses beinhaltet neben einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit auch Fortbildungsangebote. Darüber hinaus sollten ausländische Berufszertifikate schneller anerkannt und Gleichwertigkeits-Prüfungen forciert werden. Das Kreisgesundheitsamt hat ein Verzeichnis der im Kreisgebiet tätigen Hebammen online gestellt, das rege genutzt wird.

Weitere Themen waren der Neubau der Tagespflege in Kleinenbroich und der aktuelle Sachstand der örtlichen Planung nach dem Altenpflegegesetz NRW. Darüber hinaus stellte das LVR-Klinikum ein Projekt zur Suizid-Prävention vor, und die St. Augustinus Behindertenhilfe informierte über den Ausbildungsberuf der Heilerziehungspflege. Die nächste Konferenz findet am 14. November 2018 statt.

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