Die Kinder standen im Mittelpunkt bei der Enthüllung des bunt bemalten Stücks der Berliner Mauer, das nun auf dem „Platz der Vielfalt“ in Dinslaken-Lohberg steht (Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer)
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Dinslaken. Die zahlreichen Kinder, die am 20. April ein ausgelassenes Fest auf dem Gelände der ehemaligen Zeche in Dinslaken-Lohberg feierten, werden irgendwann in der Schule lernen, dass einst eine Mauer mitten durch Berlin verlief. Ein kleines Segment dieser ehemaligen Grenzbefestigung steht nun in ihrem Stadtteil, auf dem „Platz der Vielfalt“. Auf beiden Seiten ist der Beton bunt bemalt worden, mit Motiven, die sich Kinder aus dem Kindergarten St. Marien und der Fliehburg ausgedacht hatten. Die Bilder zeigen, wie eine Mauer überwunden werden kann – sogar eine kleine Leiter ist an einer Seite angebracht.

Dieses Stück der Berliner Mauer ist bei dem Kinderfest feierlich enthüllt worden. Caritas-Direktor Michael van Meerbeck erinnerte in seiner Begrüßung an die Zeit des Mauerfalls. „Seit 1989 arbeiten wir daran, dass die Vereinigung gelingt“, sagte er. Es habe damals nicht ein System über ein anderes gesiegt, betonte er. „Wir müssen uns neu orientieren, gegenseitig achten und zueinander stehen. Auch, wenn man an etwas Unterschiedliches glaubt.“ Das gelte insbesondere in einer Zeit, in der zum „Erhalt des christlichen Abendlandes“ aufgerufen werde. Wer Jesus kenne, der wisse, dass die Grundregel der Liebesauftrag sei. „Was gegen die Liebe ist, ist gegen die christliche Kultur“, mahnte er und warnte davor, auf Hetzer hereinzufallen, die „im bürgerlichen Gewand daherkommen.“ Er wollte, sagte van Meerbeck, „dass Mauern zwischen Menschen eingerissen werden.“

Der Platz der Vielfalt sei ein besonderer Ort, erklärte Weihbischof Rolf Lohmann in seinem Grußwort. Er hatte gemeinsam mit Landessozialminister Karl-Josef Laumann die beiden Siegerentwürfe für die Mauergestaltung ausgewählt. „Unser Gott, der uns liebt, wünscht keine unnützen Mauern“, sagte der Weihbischof. Der Platz der Vielfalt drücke aus, was wirklich wichtig ist: „Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit und Vielfältigkeit.“ Daher freue er sich, dass die Bilder der Kinder zeigen, wie man Mauern überwindet.

Auch Minister Laumann erinnerte an die Geschichte der Mauer, die einst „ein Monument der Intoleranz“ gewesen sei. Er sprach auf dem ehemaligen Zechengelände den Bergbau an: „Solidarität gehörte immer zum Beruf des Bergmanns. Bergwerke haben Menschen zusammengebracht, die unterschiedliche Wurzeln und einen unterschiedlichen Glauben hatten.“ Daher hoffe er, dass es auch in den Kindergärten und auf dem Platz der Vielfalt gelingt, „diese Tradition der Solidarität in die Zukunft zu bringen“. Dem schloss sich der Dinslakener Bürgermeister Michael Heidinger an: „Wir haben uns schon immer als tolerante Stadt verstanden, viele Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten hier für ein Miteinander der Kulturen und Religionen und kämpfen gegen Intoleranz und Fremdenhass“. Die Stadt sei stolz darauf, sagte er mit Blick auf die Mauer, „dieses bedeutende Stück Zeitgeschichte hier zu haben.

Ermöglicht wurde die Aufstellung durch eine Kooperation zwischen dem Caritasverband und der Ruhrkohle AG (RAG), die bei der Mauerenthüllung durch den Finanzvorstand Dr. Jürgen-Johann Rupp vertreten war. Seit fünf Jahren war die RAG im Besitz der Mauer und war auf die Caritas zugegangen, um die Gestaltung durch die Kinder und die Aufstellung auf dem Platz der Vielfalt in Lohberg zu ermöglichen.

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