Dr. Jennifer Morscheiser und Ralf Möller im Archäologischen Museum Krefeld (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Römische Reenactment-Gruppen bereiten sich erstmals am 21. und 22. April mit einem Lager in Krefeld auf ihre Saison vor. Reenactment, das englische Wort für Wiederaufführung oder Nachstellung, bezeichnet die Neuinszenierung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise. In der Vorburg von Burg Linn campieren die römischen Soldaten und Handwerker in authentischen Gewandungen an dem Wochenende, um ihre Ausrüstung zu reparieren und Neues auszuprobieren. Die Teilnehmer kommen aus Rheinland-Pfalz und NordrheinWestfalen an den Niederrhein. Die Besucher erwartet unter anderem ein Wohnzelt mit einer pompösen Luxus-Ausstellung. Die gut 15 Reenactment-Römer plus Kinder kochen in ihrem kleinen Lager auch nach alten Rezepten und mit den damals gebräuchlichen Lebensmitteln. „Es ist unsere Vorbereitung und der Auftakt für die Saison“, sagt Ralf „Gatalas“ Möller aus Sonsbeck bei Xanten. Mitmach-Aktionen gebe es nicht. „Wir beantworten natürlich alle Fragen und die Kinder können die Sachen auch anfassen“, so der 50-Jährige. Selbstverständlich dürfen die Besucher auch Fotos mit den Römern machen. Bis September nehmen die Römer bundesweit an Veranstaltungen unter anderem in Mainz und Trier teil – im Juli in Krefeld.

„Das ist für uns eine besondere Veranstaltung“, betont Dr. Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn. Die „Römer zum Anfassen“ vermitteln anschaulich für Kinder und Erwachsene, wie vor gut 2000 Jahren die Menschen in Gelduba gelebt haben. Diese nach historischen Vorbildern orientierte Darstellung ist auch im Hinblick auf die Welterbe-Anerkennung des römischen Kastells in Krefeld als Teil des Niedergermanischen Limes (2020/22) eine gute und spannende Form der Wissensvermittlung. „Damit bekommt man das Thema Römer gut in die Köpfe“, so Morscheiser. Im vergangenen Jahr hat das Museum zum ersten Mal bei einem Kastellfest mit den Reenactment-Gruppen zusammengearbeitet. Fast 4000 Besucher kamen an zwei Tagen, um sich die Ausgrabung eines römischen Dorfes in Krefeld-Gellep und das Feldlager mit Soldaten, Handwerkern und anderen Römern anzuschauen. Auch bei der Vorstellung des Welterbe-Info-Points 2016 im Archäologischen Museum Krefeld hat Möller mit einem weiteren Mitstreiter Schulkindern aus dem Leben der Römer berichtet. Die Schüler konnten zahlreiche Objekte anfassen, Kleidung anziehen und römische Geldbeutel herstellen. „Wir machen das alles ehrenamtlich. Und wir fühlen uns mit Krefeld inzwischen sehr verbunden“, sagt Möller.

Die römischen Reenactment-Gruppen haben sich zu keinem Verein zusammengeschlossen. Der Kontakt und die Treffen werden über soziale Medien gehalten und organisiert. Möller kam vor einigen Jahren eher zufällig über einen Nachbarn zu seinem Hobby. Der war bereits als römischer Reenactor aktiv. „Mich hat die Antike immer fasziniert. Als ich das gesehen habe, wusste ich, das will ich auch machen“, berichtet der Ingenieur. Seine Frau und seine beiden Kinder begeistern sich ebenso engagiert für dieses Hobby. Als ehemaliger Deutscher Meister im Bogenschießen entschloss er sich, den Bogenschützen namens „Gatalas“ einer syrischen Hilfstruppe darzustellen. Seine Gewandung und Ausrüstung fertigten er und seine Frau nach Recherche in Museen zum Teil selbst an. „Andere Sachen tauschen wir untereinander“, so Möller. Auch Funde aus dem römischen Dorf und dem Kastell sowie dem Gräberfeld in Krefeld bilden für die Reenactment-Römer Vorlagen für ihre Ausrüstung. „Wir haben in Krefeld so viel Detailwissen von den Menschen, die hier gelebt haben, was für die Reenactment-Gruppen toll ist“, betont Morscheiser.

Das Vorbereitungslager in der Vorburg von Burg Linn in Krefeld kann am Samstag, 21. April, von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag, 22. April, von 10 bis 15 Uhr kostenfrei besichtigt werden.

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