Ihr Lieblingsplatz im Krefelder Hospiz sei der Garten, „hier können wir die Gäste im Sommer hinaus bringen und sie können die Sonne genießen“, meint Birgitta Tilgner, bis Ende März eine der Koordinatorinnen für die ehrenamtlich in der Krefelder Hospiz-Arbeit engagierten Menschen (Foto: Hospiz am Blumenplatz)
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Krefeld. „Die Hospiz-Arbeit ist sehr stark von Wertschätzung und Akzeptanz geprägt. Es gibt keine Konkurrenz zwischen Haupt- und Ehrenamt oder unter den Berufsgruppen“ – nach rund 25 Jahren Hospiz-Arbeit ist Birgitta Tilgner, eine der drei Koordinatorinnen für die ehrenamtliche Hospiz-Arbeit in der Krefelder Hospiz-Stiftung, Ende März in den Ruhestand gegangen. Zu ihrem Beruf, von dem sie aus vollstem Herzen überzeugt ist, ist sie auf Umwegen gekommen: Nach ihrer Familienpause war eine Rückkehr in ihren ersten technischen Beruf nicht möglich und so realisierte sie ihren Berufswunsch aus der Jugend: Sie machte eine Ausbildung zur Krankenschwester und legte mit 36 Jahren ihr Examen als Krankenschwester am AKH Viersen.

Schon früh hatte sie viel mit onkologischen (an Krebs erkrankten) Patienten zu tun und erlebte beide Seiten: Situationen im Krankenhaus, in denen ein Abschied nicht gestaltet wurde, und andererseits das Aufkommen der Hospiz-Bewegung mit den „Frontfrauen“ Cecily Saunders und Elisabeth Kübler-Ross. Sie machte bald eine Zusatzausbildung in Palliativ Care, war 1993 Mitgründerinnen eines Vereins für ehrenamtliche Hospiz-Arbeit in Viersen und arbeitete lange dort als Koordinatorin für die Ehrenamtler. Vor rund zwei Jahren

Vor rund zwei Jahren wechselte sie dann nach Krefeld und hatte mit Alexander Henes, dem Leiter des stationären und ambulanten Hospizes, einen neuen Chef. „Die Hospiz-Arbeit setzt ganz andere Vorzeichen, das war für mich sinnvolles Tun“, erklärt sie. Hier würden die Wünsche des Sterbenden und seiner Angehörigen in den Mittelpunkt gestellt, „das gibt Lebensqualität“. Der Ansatz sei, dass die Menschen nicht körperlich gesunden, aber geistig oder seelisch ihr Leben aufarbeiten und versöhnter gehen können – „Gesundheit ist eben mehr als das Fehlen von Krankheit“, erklärt Birgitta Tilgner:

In 25 Jahren Hospiz-Arbeit hat sie Veränderungen erlebt: In den Anfängen wurde Hospiz-Arbeit kritisch gesehen und etwa von den Kirchen in die Nähe der Sterbehilfe gerückt. Dann sei die Veränderung gekommen und nur das Sterben im Hospiz als „würdig“ angesehen. Ein Meilenstein der Hospiz-Arbeit sei die Entstehung der ersten Netzwerke für die „Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung“ (SAPV) gewesen, „dadurch wurde die Hospiz-Arbeit professioneller“, meint Birgitta Tilgner. Auch die Verwendung von Morphinen zur Schmerzlinderung in der finalen Phase sei richtig, „heute können die Ärzte besser mit Schmerzen umgehen“. In Krefeld sei sie sehr begeistert von dem Zusammenwirken der stationären und ambulanten Hospiz-Arbeit, „dadurch erreichen wir viele Menschen“. Hospiz-Arbeit funktioniere nicht ohne Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement, „ich war immer für ambulante Hospiz-Arbeit, denn die Menschen wollen bis zum Schluss zuhause sein und in ihrem Rhythmus leben“. In diesem Sinne seien die Ehrenamtler auch „Anwälte für Kranke und Angehörige“.

Das Herausragende an Palliativ Care sei, dass alle, die in diesem Bereich arbeiten, einen anderen Blick auf das Leben bekommen, weil sie seine Endlichkeit erleben. „Ich für mich nehme Situationen bewusster wahr und schiebe wenig auf später“, meint sie. Das aber bedeutet nicht automatisch, dass sie für sich selber mit dem Thema „Versterben“ in Einklang sei: „Ich weiß heute nicht, wie mein Sterben sein wird. Es bleibt abzuwarten, wie das geht.“

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