Gegen 13.30 Uhr kam der "Zoch" am Rathaus an und wurde von etwa 2.000 Jecken auf dem Marktplatz mit einem dreifachen "Helau!" begrüßt (Foto: © Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin)
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Düsseldorf. D’r Zoch kütt! 450.000 Jecken bejubelten in der Landeshauptstadt nach Angaben des Comitee Düsseldorfer Carneval e.V. (CC) ihren Rosenmontagszug standesgemäß mit dreifachem Helau. Gegen 13.30 Uhr stieg die Stimmung am Rathaus, als der “Zoch” auf den Marktplatz einbog. Von der Zuschauertribüne vorm Rathaus jubelten da schon Oberbürgermeister Thomas Geisel und seine Gattin Vera – verkleidet als Bonnie und Clyde – den Zug-Akteuren zu. Unter den über 900 Gästen war auch Ehrengast Jan Hofer von der Tagesschau.

Der “Zoch” setzte sich gegen 12.30 Uhr an der Corneliusstraße in Bewegung und erreichte um kurz nach 13.30 Uhr das Düsseldorfer Rathaus in der Altstadt, wo tausende Jecken auf dem Marktplatz die Hauptdarsteller des Düsseldorfer Karnevals erwarteten: 126 Wagen, 35 Kapellen und rund 8.500 Teilnehmer sorgten für einen vier Kilometer langen Zug. Gegen 14.15 Uhr gab es eine Überraschung im diesjährigen Rosenmontagszug: Die Düsseldorfer Band “Die Toten Hosen” reihte sich mit einem eigenen Wagen in den Zug ein und gab für die Narren am Wegesrand ein Überraschungskonzert. Die Strecke bot mit ihrer rund 5 Kilometer langen Länge ausreichend Gelegenheit dafür. Sie war in diesem Jahr minimal verändert worden: Der Zugweg führte nicht wie im letzten Jahr über die Breite Straße, sondern an der Bankenseite der Königsallee entlang bis zum Graf-Adolf-Platz, sodass die “Kö” zeitweise beidseitig befahren wurde.

Motto-Wagen von Jacques Tilly
Thematischer Höhepunkt des diesjährigen Düsseldorfer Rosenmontagszuges, der unter der Regentschaft des Prinzenpaares Venetia Yvonne (Yvonne Stegel) und Prinz Carsten II. (Carsten Gossmann) stand, war das Motto “Jeck erst recht”. Zahlreiche Wagen der Karnevalsgesellschaften interpretierten das Motto auf eigene kreative Weise. Die Mottowagen wurden – wie in den vergangenen Jahren – von Wagenbaumeister und Künstler Jacques Tilly geschaffen. Themen wie “GroKo”, Trump und Brexit wurden in Szene gesetzt. Tillys humoristisch-bissiger Rundumschlag wurde mit Spannung erwartet und mit Applaus bedacht.

Nach Angaben des CC hatte Tilly in der Wagenbauhalle unter anderem 12 Kilometer Maschendraht, 400 Liter Acrylfarbe und zwei Tonnen Kreide verbraucht, unter anderem für die Mottowagen, die beispielsweise Martin Schulz zeigten, der sich selbst durch den Fleischwolf dreht, Angela Merkel als Schwarze Witwe oder Christian Lindner, der als Angsthase vor der Regierungsverantwortung wegläuft. Auch der Abgasskandal von VW und der Bauernverband, der für das Insektensterben verantwortlich gemacht wurde, wurden thematisiert. Im Zug war auch der Karnevalswagen der Jüdischen Gemeinde, die erstmalig mit einem eigenen Wagen im Zoch auffuhr. Sie präsentierte “den größten jüdischen Sohn unserer Stadt”, Heinrich Heine.

Der Vorbeimarsch der Karnevalisten dauerte rund drei Stunden. Mehrere hundert Polizisten sicherten den Zug. Für die Besucher am Wegesrand gab es 120 Tonnen Kamelle.

Zwischenbilanz des Ordnungsamtes und der Feuerwehr (Stand 15 Uhr)
Für das Ordnungsamt, das am Rosenmontag rund 220 (2017: 240) Kräfte – inklusive privater Sicherheitsdienste und Verwaltungskräfte – im Einsatz hatte, stand an diesem Tag neben dem Glasverbot auch der Jugendschutz im Vordergrund.

Seit Weiberfastnacht bis Rosenmontag waren so vom OSD 570 “positive” Jugendschutzkontrollen (2017: 95) vorgenommen worden. Dieses rund 500 Prozent höhere Ergebnis führt der OSD auf zahlreiche Gruppen Jugendlicher vorwiegend aus dem Ruhrgebiet zurück, die insbesondere am Karnevalssonntag ungewöhnlich gehäuft an den Glasverbotssperren auffielen. Zwar hielt der Ordnungs- und Servicedienst an den 16 Kontrollpunkten zur Altstadt biologisch abbaubare Becher zum Umfüllen bereit, doch war den jungen Menschen offenbar nicht bekannt, dass das Ordnungsamt nicht nur die Einhaltung des Glasverbots, sondern auch die Einhaltung der Bestimmungen des Jugendschutzes überwachte. Die ertappten Jugendlichen mussten widerrechtlich mitgeführten Alkohol oder Zigaretten auf Geheiß des OSD vernichten.
Zur Karnevalsbilanz gehörten auch mehr als 120 erwischte so genannte Wildpinkler (2017: 114).

Mobile Feuerwache am Stadtbrückchen
Die Feuerwehr trat mit 164 (2017: 162) Einsatzkräften den Dienst am Rosenmontag an – darunter 151 regulär im Dienst befindliche Feuerwehrleute auf den zehn Feuer- und Rettungswachen im Stadtgebiet sowie sechs zusätzliche Führungskräfte für den Veranstaltungsbereich des Rosenmontagszuges sowie sieben Feuerwehrleute zur Führungsunterstützung vor Ort und in der Feuerwehrleitstelle. So konnte das erwartete Einsatzaufkommen im gesamten Stadtgebiet gut bewältigt werden.

Am Stadtbrückchen wurde eine mobile Feuer- und Rettungswache, bestehend aus einem Einsatzleitwagen, einem Löschfahrzeug und einer Drehleiter errichtet. 178 (2016: 208) Frauen und Männer der Hilfsorganisationen waren am Rosenmontag in Düsseldorf im Einsatz, darunter drei (2017: 7) Ärzte in den Unfallhilfestellen an der Strecke. Dazu standen zehn (2017: 14) Rettungswagen, zwei (2017: 2) Notarzteinsatzfahrzeuge und sechs (2017: 6) Krankenwagen zusätzlich bereit. Der Sanitäts- und Rettungsdienst hatte – wie bei Großveranstaltungen üblich – bis zum Zugende mit 140 (2017: 257) Einsätzen im gesamten Stadtgebiet zu tun.

Bis 15 Uhr gab es 27 (2017: 121) Hilfeleistungen in den Unfallhilfestellen am Rande des Rosenmontagszuges. Überwiegend handelte es sich dabei um kleinere Verletzungen, Herz-Kreislaufprobleme oder Unwohlsein durch zu viel Alkoholkonsum. 20 (2017: 14) Patienten mussten aus dem Bereich des Rosenmontagszuges ins Krankenhaus transportiert werden. An Glasscherben verletzten sich zwei (2017: 1) Personen.

Die Bilanz zum Einsatz gegen Falschparker: 102 (2017: 71) behindernd parkende Fahrzeuge waren trotz ausreichender Beschilderung am Zugweg festzustellen. 90 Mal musste geschleppt werden, weiterhin waren fünf (2017: 1) kostenpflichtige Leerfahrten und sieben (2017: 7) kostenfreie Stornierungen (Fahrer kamen in beiden Fällen vor Beginn der Schleppungen rechtzeitig hinzu) zu verzeichnen.

Hinter den Jecken wird aufgeräumt
Einen Großeinsatz beschert der Rosenmontagszug den Mitarbeitern der Awista GmbH – genauso wie alle anderen “tollen Tage”. Beim Rosenmontagszug setzte die Awista direkt hinter dem letzten Zugwagen an, weitere Reinigungstrupps nehmen ihre Arbeit etwas später an anderer Stelle entlang des Zugweges auf, beispielsweise an der Heinrich-Heine-Allee und am Carlsplatz. Die Reinigung der Altstadt beginnt in der Nacht zum Dienstag und dauert bis etwa 8 Uhr. Feinarbeiten dauern noch den gesamten Vormittag, insbesondere dort, wo noch Stände und Tribünen abgebaut werden müssen. Bolkerstraße, Mühlenstraße, Ratinger Straße, die Altstadt und das Umfeld werden mit 18 Fahrzeugen und 39 Einsatzkräften gereinigt. Insgesamt sind an den “tollen Tagen” rund 90 Fahrzeuge und 200 Personen im Einsatz.

Närrischer Zapfenstreich am Rathaus
Beim “Närrischen Zapfenstreich” am Dienstagabend, 13. Februar, am Rathaus wird das Prinzenpaar Carsten II. und Venetia Yvonne von Oberbürgermeister Thomas Geisel und Michael Laumen, Präsident des CC, offiziell verabschiedet. Beginn des “Närrischen Zapfenstreichs” auf dem Marktplatz ist gegen 18.30 Uhr.

Und am Aschermittwoch (14. Februar), wenn der Hoppeditz wieder beerdigt wird, ist bekannterweise wieder alles vorbei!

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