rechts: Dr. Andreas Dencker, Oberarzt der Plastischen und Handchirurgie an der Helios St. Johannes Klinik (Fotos: HELIOS)
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Duisburg. „Kinderhände weg von heißen Flächen!“ – unter diesem Motto steht der diesjährige „Tag des brandverletzten Kindes“ am 7. Dezember. Er soll helfen, auf die Gefahren von heißen Flächen an Kaminöfen, Herdplatten, Backofentüren oder Bügeleisen hinzuweisen, um Kinder vor Verbrennungen zu schützen.

Kaminöfen spenden im Winter gemütliche Wärme, Backöfen laufen oftmals gerade in der Vorweihnachtszeit heiß, um etwa leckere Plätzchen zu backen. Doch die beiden Wärmequellen können für Kinder schnell zum Risiko werden – sie gelten als sogenannte thermische Gefahrenherde. Das Verletzungsrisiko besteht darin, dass die Kleinen unbedarft an die heißen Flächen fassen. Und das kann schlimme Folgen haben: Die sensible Kinderhaut kann bereits ab einer Temperatur von 52 Grad Celsius erheblichen Schaden davontragen – Öfen und Herdplatten haben diese Gradzahl schnell erreicht. „Die Flächen sind oftmals so heiß, dass die Kinder mit den Händen förmlich daran kleben bleiben“,  so Dr. Andreas Dencker, Oberarzt der Plastischen und Handchirurgie an der Helios St. Johannes Klinik und Verbrennungsexperte.

Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 30.000 Kinder wegen Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich behandelt, die meisten kleinen Patienten sind jünger als fünf Jahre. Bei knapp 6000 der Betroffenen sind die Verletzungen so schwer, dass eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus nötig ist. Im Duisburger Helios Klinikum versorgen die Ärzte jährlich rund 50 Kinder mit schwereren Verbrennungsverletzungen. Sind die Hände betroffen, stehen die Mediziner vor einer besonderen Herausforderung: „Die Hände sind unser wichtigstes Werkzeug. Deshalb ist es das oberste Behandlungsziel, Funktionseinschränkungen –  etwa durch eine starke Narbenbildung in den Handinnenflächen – zu vermeiden“, erläutert Dr. Dencker.

Wichtig für den Behandlungserfolg sei auch eine schnelle und richtige Versorgung der Kinder zuhause, direkt nach dem Unfall. Eine hilfreiche Erstmaßnahme ist das Kühlen der betroffenen Körperstelle. Allerdings gibt es hier ein paar wesentliche Regeln zu beachten: „Nutzen Sie fließendes Wasser zum Kühlen. Es sollte lauwarm sein und nicht eiskalt, wie viele irrtümlich glauben. Auch Coolpacks oder Eiswürfel sind nicht geeignet. Zu viel Kälte kann bei Kindern schnell zu einer Unterkühlung und noch stärkeren Schmerzen durch die angeregte Durchblutung führen. Zudem reicht es, die Verbrennung etwa 15 Minuten lang zu kühlen.“ Die Wunde sollte darüber hinaus nicht mit trockenen Verbänden abgedeckt werden. „Sie kleben fest und können meist nur unter Schmerzen wieder entfernt werden“, weiß der Verbrennungsexperte.

Handelt es sich um eine Verbrennung, die über eine Rötung der Haut hinausgeht, dann sollte ein Arzt oder der Rettungsdienst einen Blick auf die Verletzung werfen. Bei sehr starken Verbrennungen, die mehr als 15 Prozent der Körperoberfläche auswirken, sollte in jedem Fall die Notrufnummer 112 gewählt und auf das Kühlen verzichtet werden.

Aber natürlich gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Experten schätzen, dass sich schon mit kleinen Sicherheitsmaßnahmen im Haushalt über die Hälfte all dieser Brandunfälle vermeiden lassen. „Dazu kann es helfen, die Wohnung aus Kinderperspektive zu betrachten und Gefahrenherde so zu entlarven“, sagt Dr. Dencker.

Tipps zum Schutz vor heißen Oberflächen

  • Halten Sie Kinder von Kaminöfen und Backofentüren fern.
  • Falls möglich, kochen Sie auf den hinteren Herdplatten, die außer der Reichweite Ihres Kindes liegen. Zudem können Sie das Kochfeld mit einem speziellen Herdschutzgitter sichern.
  • Schalten Sie das Bügeleisen immer aus, wenn es nicht unter direkter Aufsicht ist, und stellen Sie es dort ab, wo es für Kinder nicht zu erreichen ist. Achten Sie auch darauf, dass keine Kabel herabhängen, an denen die Kleinen ziehen könnten.
  • Heizdecken sind für kleine Kinder ungeeignet. Wärmflaschen sollten nicht mit kochendem Wasser gefüllt werden, auch Kirschkernkissen gilt es nur anzuwärmen.

 

Paulinchen e.V. – Initiative für brandverletzte Kinder ist Initiator und Ausrichter des bundesweiten „Tag des brandverletzten Kindes“ am 7. Dezember. Der Verein berät und begleitet Familien mit brandverletzten Kindern in jeder Phase nach dem Unfall. Ein großes Kompetenznetzwerk steht zur Verfügung, so dass keine Frage rund um die thermische Verletzung im Kindesalter offen bleibt. Ziel ist es, für jedes brandverletzte Kind individuell die bestmögliche Versorgung zu erreichen. Mit verschiedenen Präventionskampagnen warnt Paulinchen e.V. vor den Gefahren durch heiße Flüssigkeiten und Flächen sowie Feuer, Strom und Säuren.

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