Die Weseler Delegation mit Bürgermeister Robert E. Bruchey im Hagerstowner Rathaus v.l.: Bettina und Werner Köhler, Emely Keller, Ratsmitglied aus Hagerstown, Helga Wolsing, Ulrich Gorris, Peter Berns, Cirstin Rehberg, Thorsten Müller, Bürgermeister Bruchey, Reinhold Brands, Wolfgang Spychalski, Richard Wolsing und sitzend: Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (Foto: privat)
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Wesel. Gerade einmal sieben Jahre war der Zweite Weltkrieg beendet, als weitsichtige Menschen wie der damalige Weseler Stadtdirektor Dr. Karl-Heinz Reuber, der damalige Reeser Oberkreisdirektor Dr. Rolf von Bönninghausen und der damalige Hagerstowner Mayor Herman L. Mills zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern Deutschland und USA die Städtepartnerschaft Wesel / Hagerstown begründeten.

Zum 65-jährigen Bestehen dieser ersten Städtepartnerschaft zwischen einer USamerikanischen und einer deutschen Stadt reiste eine kleine Weseler Delegation unter Leitung von Bürgermeisterin Ulrike Westkamp für vier Tage nach Hagerstown, um mit Bürgermeister Robert E. Bruchey II und der dortigen Partnerschaftsvereinigung zu feiern. Auf deutscher Seite nahmen neben den Ratsmitgliedern Cirstin Rehberg, Wolfgang Spychalski (SPD-Fraktion), Reinhold Brands, Thorsten Müller (CDUFraktion), Ulrich Gorris (B 90 / Die Grünen) und Peter Berns (FPD-Fraktion) auch Richard und Helga Wolsing sowie Werner und Bettina Köhler von der Historischen Vereinigung teil. Richard Wolsing führt die deutsche Partnerschaftsvereinigung Wesel/Hagerstown seit vielen Jahren.

Ein prall gefülltes Programm mit persönlichem Austausch sowie Besichtigungen von Stadtentwicklungsprojekten und historischen Sehenswürdigkeiten ließ für die Gäste die Zeit wie im Fluge vergehen. Erkennbar war, dass nach wie vor „beide Seiten“ überzeugte Anhänger dieser freundschaftlichen Verbindung sind. Ein wichtiger Baustein dafür, dass die Jugend in die Städtepartnerschaft hineinwächst, ist der Schüleraustausch mit dem Konrad-Duden-Gymnasium Wesel. Im nächsten Sommer wird wieder eine Gruppe von Schülern aus Hagerstown nach Wesel kommen. Auch Bürgermeister Bruchey hat sein Kommen in Aussicht gestellt.

Höhepunkt des Besuchs war die erstmalige Teilnahme einer Weseler Delegation an der jährlichen „Mummers-Parade“. Dieses bunte Spektakel dauerte drei Stunden. Es ist die größte Parade an der amerikanischen Ostküste. Hunderte von Schülerinnen und Schülern in Uniform zogen musizierend durch die Straßen, begleitet von Musikbands und geschmückten Wagen. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp fuhr an der Seite von Bürgermeister Robert E. Bruchey II in der Parade mit. 100.000 Besucherinnen und Besucher säumten die Straßen. In den letzten Jahren hat sich Hagerstown deutlich verändert, stellte die Bürgermeisterin fest. Immer mehr Menschen, die in der 60 Meilen entfernten Hauptstadt Washington D.C. arbeiten, kaufen in Hagerstown ein Haus und ziehen dorthin. Sie nehmen somit lange Pendelzeiten mit dem Auto nach Washington D.C. in Kauf, um im eigenen Haus zu leben. Viele einheimische Gesprächspartner wünschten sich ein besseres öffentliches Transportwesen. Nach wie vor bestimmen privater PKW-Verkehr, mehrspurig ausgebaute Straßen und groß angelegte Parkflächen das städtische Erscheinungsbild. Hagerstown wird aber ein bisschen „grüner“. Erste Fahrradwege und sogar ein Riesenfeld, auf dem Solarenergie gewonnen wird, sind angelegt.

Hagerstown hat nun in der Innenstadt einen Kulturpfad mit neun Stationen wie z.B. einer Granitskulptur, großformatigen Fotos von Einwohnern oder einem Phantasiegarten angelegt. Der Kulturpfad ist Teil eines 10-Jahresplanes zur Entwicklung der Innenstadt.

Das Maryland Theater, Hagerstown’s große Kulturstätte, wurde umfassend saniert. In der Innenstadt selbst gibt es noch immer wenig Einkaufsmöglichkeiten. Dies liegt u.a. daran, dass sich ein großes Outlet-Center vor den Toren der Stadt befindet sowie Supermärkte und Restaurants auf der „grünen“ Wiese.

Fakten zu Hagerstown: Die Stadt wurde 1762 von Jonathan Hager gegründet. Er stammte aus Siegen in Deutschland. Heute hat die Stadt ca. 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Es ist die sechstgrößte Stadt im Bundesstaat Maryland. Hagerstown liegt ca. 60 Meilen von Washington entfernt und ist damit begehrter, ruhiger Wohnort für Menschen, die in Washington arbeiten. Hagerstown hat das Motto: Ein guter Platz zum Arbeiten, Leben und für Besuche. Deutsche Traditionen, wie das Augustoberfest in Anlehnung an das Oktoberfest, werden in Hagerstown gepflegt. Nicht nur aufgrund der Städtepartnerschaft mit Wesel, sondern auch, weil viele Hagerstowner deutsche Vorfahren haben. Hagerstown präsentiert sich heute als Stadt mit guten Schulen, viel Kultur, einem vielfältigen Job- und Einkaufsangebot sowie einem sicheren und sauberen Umfeld. „Making Hagerstown a Gigabit-City“ ist ein aktueller Slogan, mit dem darauf verwiesen wird, dass Hagerstown über schnelles Internet verfügt und zukunftsorientiert aufgestellt ist.

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