Die Wasserwacht hat zwei „Multicopter“ – unbemannte Luftfahrzeuge – angeschafft (Foto: DRK Kreisverband Krefeld)
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Krefeld. „Wir haben in bestimmten Situationen in deutlich kürzerer Zeit Informationen über vermisste oder verunglückte Menschen und können gezielter unsere Rettungsarbeit ausführen“ – Christian Reuter, Leiter der Wasserwacht im DRK Kreisverband Krefeld, und sein Team freuen sich über eine Neuanschaffung in der Ausrüstung – und es ist kein Boot. Die Wasserwacht hat zwei „Multicopter“ – unbemannte Luftfahrzeuge oder englisch „unmanned aerial vehicle“ (UAV) – angeschafft. „Dabei handelt es sich zwei Micro-UAV Typhoon H der Firma Yuneec – kleine, sehr leistungsfähige Geräte mit sechs Rotoren“, erklärt Reuter. Je ein Gerät ist mit einer „normalen“ bzw. einer Wärmebild/Restlicht-Kamera ausgestattet.

„Es handelt sich nicht um Drohnen als Spielzeug, sondern um ein Rettungsgerät, mit dem wir auf einem neuen Weg schneller unübersichtliche Situationen verstehen und unsere Rettungsmaßnahmen entsprechend einleiten können“, betont Reuter. Er möchte die Krefelder Bevölkerung über die Neu-Anschaffung informieren, damit diese bei ev. Flügen über Einsatzgebieten wie z. B. dem Erholungsgebiet am Elfrather See nicht irritiert sind und sich beobachtet fühlen.

„Die Multicopter haben alle gängigen Features solcher Micro-UAV. Jeder Akku bringt eine Flugzeit von ca. 25 Minuten, FAA-konforme Sicherheitseinstellungen, eine return-home-Funktion (Wenn die Akku-Leistung zu Ende geht oder bei Verlust der Funkverbindung, fliegt das Gerät automatisch zur Ausgangsbasis zurück) einen 360°-Gimbal für die Kamerasteuerung und ein Kollisionsverhütungssystem“, beschreibt Thomas Schommler, Product Management Commercial Drones der Yuneec Europe GmbH mit Sitz in Kaltenkirchen.

Das Gerätemodell wurde 2016 auf den Markt gebracht.

„Das Micro-UAV Typhoon H eignet sich sehr gut für die Arbeit von Rettungskräften – es wird in Deutschland schon von mehreren Organisationen eingesetzt“, so Schommler weiter. „Wir haben erst vor einigen Wochen eine Großlagen-Übung mit der DLRG Köln erfolgreich absolviert.“ Ein großer Pluspunkt ist die Tatsache, dass es sich um ein autarkes System handelt, das die Datensicherheit gewährleistet und die Daten NICHT an irgendwelche Server in China überspielt.

Aufgrund der sechs Propeller bietet das Gerät auch eine große Betriebssicherheit: Es hält sich auch dann in der Luft, wenn ein Propeller ausfallen sollte.

Der Multicopter wird auch in der Landwirtschaft und bei der Jagd häufig eingesetzt, etwa um Rehkitze zu finden. Weiteres großes Einsatzgebiet sind Thermografie-Befliegungen von Hausdächern.

Yuneec unterstützt die Ausbildung der Krefelder Wasserwachtler großzügig: Das Unternehmen hat zwei Sticks mit Lernsoftware kostenlos zur Verfügung gestellt.

„Wir sind froh, dass wir diese neue Möglichkeit nutzen können – gerne bieten wir auch bei anderen Bedarfen eine Kooperation an“, so Reuter.

Sabine Hilcker, die Geschäftsführerin des DRK Kreisverbandes Krefeld, freut sich ebenfalls über das neue Gerät: „Unsere Ehrenamtler engagieren sich immer wieder in der Frage, wie sie ihre Arbeit für die Menschen in Krefeld verbessern können. Sie investieren auch in diesem Fall viel Zeit und Geld in das Gerät und ihre eigene Schulung, um gut damit arbeiten zu können.“

Die Gesamtkosten der Investition beliefen sich auf rund € 5000,-.

Arbeitsweise

Die Kameras der Multicopter senden die Bilder per Funk und in Echtzeit an die Basisstation, wo die Rettungskräfte die Bildanalyse vornehmen und notwendige Schritte für die Rettungsarbeit einleiten. „Ein großer Vorteil ist für uns die Wärmebild-Kamera: Damit können wir deutlich bessere Erkenntnisse gewinnen“, so Reuter.

Die Krefelder Wasserwacht will die Geräte vor allem bei der Absicherung  von Großveranstaltungen, unklaren Einsatzlagen oder Personensuchen einsetzen, kann sich aber auch eine Zusammenarbeit mit anderen Rettungskräften in der Stadt Krefeld vorstellen. Vorstellbar sind etwa Flüge über Brandherde, die nicht über eine Drehleiter erreicht werden können, um Brandnester zu entdecken oder der Einsatz Veranstaltungen, um z. B. die Besucher-Bewegungen zu analysieren um Massenpaniken vermeiden zu können.

Micro-UAVs werden bereits seit einigen Jahren von Feuerwehren und Hilfsorganisationen eingesetzt – nicht nur zur Suche nach vermissten Personen, sondern etwa auch, um bei einem Brand die Schadstoff-Belastung der Luft zu messen oder im Küstenbereich, um beispielsweise einen Rettungsring zu einem in Not geratenen Schwimmer zu transportieren. Das können die Multicopter der Wasserwacht Krefeld aktuell allerdings noch nicht.

Der Einsatz im Rahmen der DRK-Arbeit ist rechtlich unbedenklich – UAVs, die von Hilfsorganisationen eingesetzt werden, sind von den gesetzlichen Einschränkungen ausgenommen.

In der novellierten Fassung der Verordnung zur Regelung des Betriebs von unbemannten Fluggeräten werden insbesondere Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, z.B. Feuerwehren, THW, DRK etc. von den Erlaubnispflicht freigestellt.

Schulung mit dem MSC Krefeld-Fischeln

Die Multicopter werden von einer Gruppe speziell geschulter Wasserwachtler bedient. Es gibt eine umfangreiche Schulungskooperation mit dem MSC (Modellsportclub) Krefeld-Fischeln e.V.: Die Wasserwachtler werden in der Theorie und Praxis von den Fachleuten in der Kreisgeschäftsstelle des DRK geschult. Themen sind etwa die Vorgaben der Luftverkehrsordnung oder Fliegen mit und ohne GPS-Unterstützung. Praktische Übungen finden auf dem Gelände des Vereins und unter Anleitung von dessen Ausbildern statt.

Die Schulungen haben Ende August begonnen, zu Ostern 2018 sollen alle acht UAV-Piloten der Wasserwacht Krefeld fertig sein.

Technische Details:

  • Hexacopter
  • Ready to fly
  • Wärmebildkamera
  • 4K-Kamera
  • Follow Me
  • POI Programmierung
  • Koordinatenflug
  • Return Home
  • FAA-konforme Sicherheitseinstellungen
  • Ca. 25 min. Flugzeit je Akkupack (5 Stück vorhanden)
  • 360° Gimbal
  • Abfluggewicht ca. 1950 gr.
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