Sortimentskomposition „Rosa Alba“ (Foto: Quartiersbüro Duisburg)
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Duisburg. „Die Landgüterverordnung, genannt ´capitulare de villis´, von Karl dem Großen und das Werk ´Scivias´ (Wisse die Wege) von Hildegard von Bingen sind die Grundlage unseres Geschäfts“, erklärt die gelernte Gärtnerin Simone Stein fröhlich lächelnd. In diesen Werken geht es um das Wissen von Pflanzen, Kräutern, Gemüse, Stauden und Bäumen und deren Wichtigkeit für das menschliche Überleben. „Ohne dieses Wissen hätte die Menschheit wahrscheinlich weder die Steinzeit noch das Mittelalter überlebt“, meldet sich ihr Ehemann Phillip zu Wort. Am 1. September eröffnet Simone Stein auf der Münzstraße 47 ihren neuen Laden „Rosa Alba – des Krämers Kraut“. Dies ist der botanische Name der Weißen Rose, die im Mittelalter zu medizinischen Zwecken angebaut und genutzt wurde.

Die Unternehmerin ist in diesem Metier kein Neuling. In den Jahren 2010 bis 2013 hat sie in der Mainzer Altstadt das Konzept von „Rosa Alba“ in einem Mittelalterladen ausprobiert und erfolgreich ausgebaut. Der Liebe wegen zog es sie 2013 nach Duisburg. Seitdem trug sie sich mit dem Gedanken wieder ein Geschäft zu eröffnen. Und wie es der Zufall so wollte, gab ein Bekannter ihr den Tipp, sich deshalb einmal in der Altstadt umzuschauen. „Die vergleichsweise günstigen Mieten und die tatkräftige Unterstützung des Quartiersbüros bei der Vermittlung eines Ladenlokals haben mich dann vollends von diesem Standort überzeugt“, freut sich Simone Stein.

Steins Sortiment umfasst sowohl lebende Pflanzen als auch Kräuter und Stauden. Dazu zählen beispielsweise über 15 verschiedene Pfefferminzsorten, bekanntere Gemüse wie Sauer- und Blutampfer, Löffelkraut, Liebstöckel und Waldmeister. „Mit dem Löffelkraut habe man früher auf hoher See gegen Skorbut angekämpft. Löffelkraut ist eine Vitamin C-Bombe und war selbst den Wikingern bekannt“, berichtet Phillip Stein. Aber auch mittlerweile fast vergessene Kräuter wie beispielsweise Odermenning, Erdbeerspinat, Melde, Mariendistel und Einkorn wird die Fachfrau anbieten. „Erdbeerspinat war früher der vorherrschende Spinat, bevor er vom Echten – bedingt durch den höheren Ertrag – verdrängt wurde. Er heißt so, weil er kleine rote Früchte trägt, die nach Erdbeere schmecken“, erklärt Phillip Stein.

Auf die Frage, warum Simone Stein sich auf alte und fast vergessene Kräuter spezialisiert hat, antwortet sie: „Mein Vater, selbst gelernter Gärtner, war mit mir in einem Heim für Demenzkranke und hat den Patienten dort Sauerampfer mitgebracht. Alle kannten den Geschmack noch von früher. Plötzlich konnten sich die Demenzkranken an Dinge erinnern, die Jahrzehnte zurücklagen. Den Geschmack von Sauerampfer vergisst man nicht und so hat das vermeintliche Unkraut mehr bewirkt als teure Medikamente“, berichtet sie mit zittriger Stimme. „Dieses Erlebnis von Emotion und das Auslösen von Erinnerungen durch den Geschmack einer Pflanze habe mich dazu bewegt mich intensiver mit alten Pflanzenarten auseinander zusetzen“, beschreibt Simone Stein die Initialzündung für ihre Geschäftsidee.

Ergänzt wird das Portfolio von „Rosa Alba“ durch selbst hergestellte Kräutersalze, Gewürzmischungen, Räucherwaren sowie Kosmetik- und Wellnessprodukte. Ihr Angebot wird abgerundet durch handwerklich hergestellte Pflanzgefäße sowie  Kunsthandwerk aus dem Bereich der Buchfalzkunst „Orimoto“.  Auch Kräutersalze kann man bei ihr erwerben, als traditionelles Gastgeschenk für Hochzeitsgesellschaften. „Das passt auch zu den Hochzeitsmodengeschäften die derzeit in der Altstadt eröffnen”, berichtet Phillip Stein und schließt: „Am 1. September 2017 wird es für uns losgehen! Bis dahin werden wir renovieren und umbauen. Am 8. und 9. September nehmen wir dann schon aktiv an der Aktion  „HeimatShoppen“ teil. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf das Leben als Unternehmer im Quartier!“

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