Krefelder Bürger wurden für ihre Zivilcourage geehrt. Bürgermeisterin Gisela Klaer (6. von rechts) und Polizeipräsident Rainer Furth (rechts außen) überreichten die Glückwünsche. Zur Feier kam auch Thorsten Hansen, Vorsitzender der Gesellschaft Bürger und Polizei (links außen) (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Die Stadt und die Polizei Krefeld haben erneut Bürger ausgezeichnet, die sich im vergangenen Jahr durch besonders couragierten Einsatz verdient gemacht haben. Bereits zum zehnten Mal wird den „Bürgern mit Zivilcourage“ im Rahmen einer Feierstunde gedankt. Zahlreiche Personen konnten bislang für ihr mutiges Handeln ausgezeichnet werden. Im historischen Ratssaal wurden 14 im Alter von zwölf bis 61 Jahren für ihr selbstloses Handeln geehrt. Alle erhielten aus den Händen von Bürgermeisterin Gisela Klaer und Polizeipräsident Rainer Furth eine Urkunde und Präsente als Belohnung.

Die Bürgermeisterin sprach den anwesenden Helfern Respekt und Anerkennung für ihr mutiges Handeln im Alltag aus: „Sie haben hingesehen, anstatt wegzusehen. Das macht Sie für mich zu Helden“, so Klaer. Gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten stellte sie die verschiedenen Fälle vor, in denen die Zivilcourage bewiesen: „Am 7. Februar 2016 kommt es am Rande des Tulpensonntagszug in Krefeld-Uerdingen gegen 16 Uhr zu einem Unglücksfall. Ein junger Mann steht am Rheinufer, verliert plötzlich das Gleichgewicht und stürzt ins Wasser. Ohne zu zögern springt Yasir Arfat Buttar, der alles beobachtet hat, hinterher und zieht den Verunglückten aus dem Fluss. Beide Männer bleiben unverletzt. Buttar hat sein eigenes Leben riskiert, um einem anderen Menschen das Leben zu retten.

Martina Sommer beobachtet am 22. März 2016 gegen 13 Uhr zwei Frauen, die gerade in das gegenüberliegende Haus an der Luisenstraße einbrechen. Sie kennt die Hausbewohnerin, Beate Reger, und ruft diese an. Beate Reger befindet sich im Haus, die Einbrecherinnen bemerken sie und flüchten zu Fuß. Sowohl Martina Sommer als auch Beate Reger nehmen die Verfolgung auf und rufen laut um Hilfe. Christian Engh hört die Hilferufe und schließt sich der Verfolgung der beiden Einbrecherinnen an. Martina Sommer, Beate Reger und Christian Engh können eine der beiden Frauen einholen und halten sie bis zum Eintreffen der Polizei fest.

Es ist 10 Uhr am Morgen, als Robert Obertreis am 12. April 2016 eine Person beobachtet, die sich im Bereich des Aussichtsturms auf dem Hülser Berg aufhält. Obertreis, Inhaber der „Bergschänke“, ahnt Schlimmes und verständigt die Polizei. Anschließend folgt er dem Mann auf die Aussichtsplattform des Hülser Turms und verwickelt den Lebensmüden in ein Gespräch. Als die Polizei eintrifft, gelingt es den Helfern, den Mann davon zu überzeugen, mit ihnen zusammen den Turm zu verlassen.

Großen Mut beweist auch das Ehepaar Annika und Simon Maike am 17. Juni 2016. An diesem Sonntagabend gegen 20.50 Uhr sind die Eheleute mit ihrem Baby im Auto auf der Moerser Landstraße unterwegs, als sich plötzlich ein junger Mann auf die Straße stellt. Der junge Mann ist blutverschmiert und zieht sein T-Shirt hoch, um auf die Wunden an seinem Oberkörper aufmerksam zu machen. Die Eheleute Maike halten sofort an und helfen dem Jugendlichen, in ihr Auto einzusteigen. Sie fahren mit dem schwer verletzten 17-Jährigen zu einer Eisdiele in Traar. Hier leisten Mitarbeiter und Gäste der Eisdiele bis zum Eintreffen der Rettungskräfte Erste Hilfe. Nicht zuletzt dem selbstlosen Handeln der Eheleute Maike ist es zu verdanken, dass der junge Mann schnell ärztlich versorgt wird. Vermutlich haben sie damit sein Leben gerettet. Es stellt sich heraus, dass der 17-Jährige Opfer eines versuchten Tötungsdeliktes geworden ist. Der Täter ist mittlerweile rechtskräftig wegen versuchten Totschlags verurteilt.

Die Sommerferien haben gerade erst begonnen, als der damals noch elfjährige Marcel Wemhoener gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Vater der Polizei dabei hilft, einen Pkw-Aufbrecher festzunehmen. Am 12. Juli 2016 steht Marcel am Küchenfenster, als er unten auf der Straße einen Mann dabei beobachtet, wie dieser gegen das geparkte Auto seines Vaters springt. Dabei geht die Seitenscheibe zu Bruch und der Mann beugt sich in das Auto. Marcel ruft sofort nach seinem Vater. Marius Wemhoener rennt daraufhin zusammen mit seinem älteren Sohn aus der Wohnung auf die Straße. Es gelingt den beiden, den Mann aus dem Auto zu ziehen und festzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt hält der Pkw-Aufbrecher sogar noch die Halterung des Navigationssystems in den Händen. Der Mann wird der Polizei übergeben. Die Ermittlungen ergeben, dass ihm noch weitere 40 Pkw-Aufbrüche zugeordnet werden können. Der Aufmerksamkeit von Marcel ist es zu verdanken, dass eine ganze Serie aufgeklärt werden konnte.

Am Nachmittag des 13. September 2016 sitzen die Eheleute Ina und Mathias Szabo in ihrem Garten, als sie einen lauten Knall hören. Sie rennen auf die Straße und sehen, dass es an der Kreuzung Berliner Straße/Glindholzstraße zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen ist. Während Mathias Szabo sofort die Polizei und die Feuerwehr verständigt, fordert seine Ehefrau andere Zeugen auf, eines der beteiligten Autos anzuheben. Eine Frau ist nämlich unter dem Heck des Fahrzeugs eingeklemmt. Während die anderen Zeugen das Auto anheben, zieht Ina Szabo die Verletzte darunter hervor. So können die eintreffenden Rettungskräfte sofort mit der medizinischen Versorgung beginnen. Doch es gibt Schaulustige, die an der Örtlichkeit bleiben und die Arbeit der Rettungskräfte aus direkter Nähe beobachten. Auch hier reagiert Ina Szabo vorbildlich. Sie holt einen Sonnenschirm aus ihrem Garten und hält diesen über die Verletzte, damit sie in Ruhe versorgt werden und dabei vor Blicken der Umstehenden geschützt werden kann. Mathias Szabo nimmt sich eines weiteren Unfallbeteiligten an und versorgt ihn bis zum Eintreffen weiterer Rettungskräfte in seinem Garten, stellt ihm einen Stuhl und Wasser bereit. Mit wenigen Mitteln, aber großer Hilfsbereitschaft gelingt es ihm, den älteren Herrn zu beruhigen.

Dem schnellen Eingreifen von Franz Dahmen ist es zu verdanken, dass eine Frau nach einem Raub ihre Handtasche samt 1000 Euro Bargeld zurückerhält. Am Morgen des 12. Oktober 2016 gegen 8.25 Uhr geht eine 57-jährige Frau über die Breite Straße in Richtung Marktstraße. Ein Mann nähert sich ihr von hinten und reißt zwei Mal kräftig an ihrer Umhängetasche. Die Frau lässt die Tasche los und der Räuber flüchtet in Richtung Wiedenhofstraße. Franz Dahmen hat den Vorfall beobachtet, reagiert sofort und verfolgt mit seinem Auto den flüchtigen Täter. Als die Polizei eintrifft, kann Dahmen den Beamten genau sagen, in welchem Hauseingang der Räuber verschwunden ist und ihn zudem gut beschreiben. Aufgrund dessen kann die Polizei den 45-jährigen Mann festnehmen, für den Untersuchungshaft angeordnet wird.

Am frühen Morgen des 29. Oktober 2016 wird Eva Brisch auf das Piepen des Rauchmelders in der Nachbarwohnung aufmerksam. Noch während sie den Notruf wählt, klopft sie dort wiederholt an der Tür. Als der Bewohner die Tür öffnet, reagiert Eva Brisch geistesgegenwärtig, zieht den Mann aus seiner stark verrauchten Wohnung in den Hausflur und versorgt ihn dort bis zum Eintreffen der Rettungskräfte. Ein trocken gekochter Topf hat den Rauch verursacht. Hätte Eva Brisch nicht eingegriffen, hätte dieser Rauch für den Mann schlimme Folgen haben können.

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