Emil de Greiff (Foto: Stadtarchiv Krefeld)
Anzeige

Krefeld. Der Todestag von Emil de Greiff jährt sich am 27. April zum hundertsten Mal. Der liberale Politiker war von 1878 bis 1911 ehrenamtlicher Beigeordneter in Krefeld. Der Samtfabrikant bekleidete zudem von 1872 bis 1911 das Amt eines Stadtverordneten. In der Bürgerschaft wurde er der „ungekrönte König der Seidenstadt“ genannt. Anlässlich seines 70. Geburtstages im Jahr 1907 stiftete er 50 000 Mark zum Bau eines Kinderheimes an der heutigen Märklinstraße. An diesem Tag erhielt er von Oberbürgermeister Dr. Adalbert Oehler (1860 bis 1943) den Ehrenbürgerbrief: „In Würdigung seiner großen Verdienste um die Entwicklung und Verwaltung seiner Vaterstadt und in warmer Wertschätzung seiner hervorragenden Bürgertugenden.“

Die de Greiffs gehörten zu den bekannten Krefelder Familien, die über Jahrzehnte das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben der Stadt geprägt haben. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zogen im Abstand weniger Jahre zwei Familienzweige de Greiff aus der Pfalz nach Krefeld. Inwieweit die beiden hier niedergelassenen Familien miteinander verwandt sind, ist nicht klar. Emil de Greiff stammt aus der Linie des Johann Philipp de Greiff (1714 bis 1765), der 1744 das Bürgerrecht in Krefeld erhielt. Er wurde am 31. Oktober 1837 als Sohn des Gutsbesitzers und Weinhändlers Peter de Greiff und dessen Frau Maria Eugenie de Greiff, geborene Scheibler, geboren. Sein Großcousin ist Cornelius de Greiff (1781 bis 1863), der als Wohltäter der Stadt bekannt wurde. Emil de Greiff heiratete am 4. Juli 1861 Laura vom Bruck. Sie bekamen vier Kinder.

Sein Vater Peter de Greiff ließ um 1840 das Haus Sollbrüggen klassizistisch neu bauen, das später in den Besitz von Emil de Greiff überging. In der Schriftenreihe „Die Heimat“ (Jahrgang 18) wird berichtet, wie die de Greiffs zu ihrem Besitz, der heutigen Musikschule an der Uerdinger Straße, fuhren: „Die älteren Krefelder kennen auch noch das vornehme Gespann des Geheimen Kommerzienrates Emil de Greiff, der im langen Dürpel (Ecke Friedrichstraße / St.-Anton-Straße) und später in dem schönen Hause Ecke Ostwall und Moerser Straße wohnte. Im Sommer gingen die Pferde am Wagen, im Winter bei Schnee mit bunten Kopf- und Rückenschmuck und Schneenetz am Schlitten unter Schellengeklingel nach Sollbrüggen. Der Kutscher stets in tadelloser Livree und im Winter in einem schweren Mantel mit Schulterpelz.“

Neben seiner Teilhaberschaft an der Firma Scheibler und Co. gründete Emil de Greiff 1876 einen kleinen Betrieb an der Luisenstraße, der aus einer Metallgießerei mit Bearbeitungswerkstatt bestand. Kunden waren fast ausschließlich die hiesigen Färbereien und Maschinenfabriken, die mit Färbereiarmaturen, wie Wasserventilen, Schwanenhalsventilen, Bajonettverschlüssen usw. beliefert wurden. Die Firma wurde 1909 verkauft. Als Stadtverordneter setzte er sich unter anderem 1887 dafür ein, angesichts der prekären Finanzlage des Theaters eine Beihilfe von jährlich 8000 Mark zu gewähren. Die Versammlung stimmte dem für erst einmal drei Jahre später mehrheitlich zu. Zudem leitete er eine Findungskommission und empfahl dem Rat den Mindener Bürgermeister, Dr. Johannes Johansen, als Bürgermeister in Krefeld zu wählen. Mit Johansen ist die Schaffung des Krefelder Grüngürtels untrennbar verbunden. Ferner engagierte sich de Greiff bei der Einrichtung der Handwerker- und Kunstgewerbeschule, dem Bau des Krefelder Hafens sowie im Museumsverein für den Bau des Kaiser-Wilhelm-Museums.

Emil de Greiff verstarb am 27. April 1917 in Krefeld und wurde in der unter Denkmalschutz stehenden Familiengruft Isaac de Greiff auf dem alten Teil des heutigen Hauptfriedhofes beigesetzt. Das Grabmal, welches sich auf der Grabstätte de Greiff befindet, steht seit Dezember 1989 unter Denkmalschutz. Anlässlich seines 100. Todestages gedenkt die Stadt des Verstorbenen mit einer Kranzniederlegung.

Beitrag drucken
Anzeigen