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Sonsbeck. Die Sorgen, die viele Landwirte umtreiben, machen weder vor Kreis- noch vor Landesgrenzen halt. Das wurde beim Bauerntag der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) am 10. Januar in Sonsbeck deutlich. Dort referierte der niederländische Ökonom Robert Hoste von der Universität Wageningen über die Schweineproduktion im Nachbarland.

Anhand statistischer Daten erklärte er, dass es in den Niederlanden den gleichen Trend gebe wie in Deutschland: Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nimmt ab, während gleichzeitig die Größe der verbleibenden Betriebe steigt. „1950 gab es in den Niederlanden rund zwei Millionen Schweine, durchschnittlich sieben pro Betrieb“, sagte Hoste. Etwa alle zehn Jahre habe sich seither die Zahl der Betriebe halbiert, mittlerweile gebe es 4.400 Betriebe, die jedoch rund zwölf Millionen Schweine halten.

Dem Problem sinkender Einnahmen durch sinkende Fleischpreise seien die Niederländer mit dem Projekt „Varken van morgen“ (deutsch: Schweine von morgen) begegnet. Landwirte, Großhändler und Supermärkte haben sich in dieser Initiative zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen den Preisverfall anzugehen. Man wolle, erklärte Hoste, das Schweinefleisch wieder zu einem besonderen Produkt machen und daraus eine Marke entwickeln. Dazu haben sich die Teilnehmer unter anderem auf bestimmte Qualitätsstandards geeinigt. Das Fleisch werde zu einem höheren Preis als früher angeboten, in den Niederlanden gebe es aber keine Alternative mehr, da nur noch „Varken van morgen“ in den Fleischtheken liege. „Alle müssen bereit sein, den Preis zu erhöhen“, erläuterte Hoste, „dann muss der Verbraucher erzogen werden, mehr zu bezahlen. Vielleicht kauft er dann weniger, aber zu einem höheren Preis für ein besonderes Produkt“.

In der anschließenden Diskussion mit den deutschen Landwirten in Sonsbeck wurde unter anderem darüber gesprochen, ob ein solches System in Deutschland anwendbar sei. Hoste ermunterte die Landwirte insbesondere dazu, sich zu größeren Ketten zusammenzuschließen: „Nur so kann man auf Augenhöhe mit der Fleischindustrie reden“, sagte er. Ulrich Oskamp, Diözesanreferent der KLB im Bistum Münster, bedankte sich bei den Teilnehmern des Bauerntags für die engagierte Diskussion. „Wir als katholische Landwirte können versuchen, Brücken zu den Menschen und zur Politik zu bauen, wo wir die Möglichkeiten haben“, sagte er. Die Kirche habe bereits früher erfolgreich zwischen Landwirten und Entscheidern vermittelt, dieser Weg solle auch weiterhin gegangen werden. Johannes Krebber vom Diözesanvorstand der KLB schloss an: „Manchmal hilft es auch schon, kleine Brücken zu bauen.“

Die nächste Gelegenheit dazu besteht am Montag, 20. Februar, auf der Wasserburg in Kleve-Rindern. Dort diskutieren die Landtagskandidaten Dr. Günther Bergmann (CDU), Thorsten Rupp (SPD), Stephan Haupt (FDP) und Birgit Höhn (Grüne) zum Thema „Wohin soll’s gehen mit der (Land-)Wirtschaft in NRW?“.

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