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Orang-Utan Lea mit dem Nachwuchs (Foto: Zoo Krefeld)

Krefeld. Am Tag vor Nikolaus gab es bei den Menschenaffen im Zoo Krefeld einen weiteren Zuchterfolg: Die 23-jährige Orang-Utan Dame „Lea“ ist zum dritten Mal Mutter geworden und kümmert sich erneut rührend um ihr Baby, ein Mädchen.

Eigentlich ist das ein ganz natürlicher Vorgang, aber in diesem Falle doch etwas Besonderes, denn Lea selbst hat die ersten Monate ihres Lebens bei den Menschen verbracht. Weil ihre Mutter „Gusti“ sie nicht angenommen hatte, wurde sie von den Tierpflegern Klaus Reymer und Christine Osswald von Hand und mit der Flasche großgezogen. Vater des neuen Nachwuchses ist erstmals der aus dem Zoo Köln gekommene „Bunjo“, der nach dem Tod des alten Zuchtmannes „Telok“ neuer Chef der Gruppe ist.  

Erst als sie acht Monate alt war, wurde Lea langsam ans Leben im Affenhaus gewöhnt und in die Gruppe integriert. Zuchtweibchen „Mina“ hat sich dann um sie gekümmert. Sie sollte, so die Planung der Zootierpfleger, wenn sie ihr nächstes Junges großzieht, für Lea ein Beispiel geben. Doch dazu kam es nicht mehr, weil Mina krank wurde und starb, noch bevor sie ein weiteres Baby bekommen konnte. So hatte Lea also nie gesehen, wie eine Affenmutter ihr Junges großzieht. Und sie kann es dennoch. Da Lea nach der Aufzucht ihrer ersten Tochter Sungai (Jahrgang 2004) und ihres Sohnes Changi (Jahrgang 2010) schon eine erfahrene Mutter ist, lassen die Tierpfleger sie selbst entscheiden, wann sie das „Wochenbett“ verlassen möchte und sich mit dem Jungtier im Gehege den Zoobesuchern zeigt. 

Der Zuchterfolg im Zoo ist besonders wertvoll, weil die Orang-Utans zu den auf der roten Liste stehenden besonders bedrohten Arten gehören. Orang-Utans leben nur auf den beiden asiatischen Inseln Borneo und Sumatra. Weil ihr natürlicher Lebensraum, der tropische Regenwald, dort in erschreckendem Tempo abgeholzt wird, sind die Menschenaffen mit dem roten Fell äußerst gefährdet.  

Krefelds Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen bereiste erst im Oktober Borneo und besuchte eine Reihe von Projekten zur Wiederausbürgerung beschlagnahmter junger Orang-Utans, die von Wilddieben illegal in den zerstörten Lebensräumen gefangen wurden. Dreßen: „Während in den vergangenen Jahrzehnten die Gewinnung von Rohstoffen wie Kohle, Erze und Tropenhölzern die Hauptgefährdung der Regenwälder Indonesiens darstellte, sind es heute großflächige Brandrodungen zur Gewinnung von Anbauflächen für Ölpalm-Plantagen.“ Um dem Raubbau an der Natur entgegen zu wirken und den Orang-Utans eine Überlebenschance zu geben, bemühen sich Naturschutzorganisationen wie der WWF oder die BOS-Stiftung (Borneo Orang-Utan Survival) seit Jahren um Aufklärung der Bevölkerung sowie um die Einrichtung von Schutzgebieten wie Nationalparks. Diese Organisationen werden auch vom Krefelder Zoo unterstützt, der zugleich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für Borneo-Orang-Utans teilnimmt, das seine etwa 170 in europäischen Zoos gehaltenen Tiere als Zoo-Botschafter der frei lebenden Artgenossen sieht. 

 

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