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Oberhausen. „Zuhören und mitfühlen“ – so lässt sich die Arbeit der Grünen Damen in der HELIOS St. Elisabeth Klinik am ehesten beschreiben. Seit nunmehr 30 Jahren haben die ehrenamtlichen Helferinnen ein offenes Ohr für die Patienten. Sie schenken Zeit, spenden Trost und geben Halt. Dafür bekommen sie menschlich aber auch sehr viel zurück.

Ins Leben gerufen wurde das Ehrenamt der Grünen Damen in der Klinik von der Katholischen Krankenhaushilfe. Ordensschwester Cordula hat anhand der Liste, in die sich die Helferinnen jeweils bei ihren Einsätzen eintragen, nachgerechnet: „In 30 Jahren waren unsere Ehrenamtler insgesamt 412.086 mal im Dienst. Wenn wir mit fünf Stunden pro Woche rechnen, dann macht das ganze 2.060.430 Stunden. Und das alles für eine gute Sache.“ In dieser Zeit hatten die engagierten Damen, und zwischenzeitlich auch Herren, zahlreiche Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen – mal traurig, mal fröhlich, aber immer herzergreifend, wie sie selbst sagen.

Derzeit sind sieben Damen in der Klinik in Styrum aktiv und in regelmäßigen Einsätzen auf den Stationen unterwegs. Sie lesen den Patienten etwas vor, gehen mit ihnen spazieren oder hören einfach nur zu. Ingeborg Sommerfeld ist eine Grüne Dame der ersten Stunde, im Februar ist sie seit 30 Jahren regelmäßig im Haus. In dieser Zeit hätten sich die Aufgaben als Helferin geändert, sagt sie. „Anfangs war ich von 8 bis 13 Uhr in der Klinik. Die Liegezeiten der Patienten waren viel länger. Ich bin deshalb öfter unterwegs gewesen, um für sie ein paar Dinge einzukaufen oder im Auftrag was Bürokratisches zu regeln. Heute ist das Zuhören eigentlich die Hauptaufgabe“, erklärt die 79-Jährige.

Eva Plicht trägt seit drei Jahren den hellgrünen Kittel, an dem die Ehrenamtlerinnen schon von weitem zu erkennen sind. Der Umgang mit kranken Menschen bringt aus ihrer Sicht natürlich auch besondere Herausforderungen mit sich. Oftmals wissen die Helferinnen nichts über die Geschichte der Patienten, wenn sie die Zimmer auf Station betreten. In Gesprächen müssen sie zunächst ein Gefühl dafür entwickeln, was ihr Gegenüber gerade beschäftigt, wo sie vielleicht helfen können. „Empathie braucht man schon für diese Tätigkeit. Wenn ich nach meiner Zeit in der Klinik nach Hause komme, denke ich manchmal, ich müsste mich kräftig auswringen. Wir sind ja nicht aus Stahl, sondern auch nur Menschen“, sagt sie.

Wann immer die Grünen Damen selbst Rat brauchen oder mit schweren Schicksalen konfrontiert werden, stehen ihnen die Seelsorger am Haus zur Verfügung. „Einmal kam es bei mir zu einer unfreiwilligen Sterbebegleitung. Ich habe die Dame über Wochen hinweg besucht und war bei ihr, als sie letztlich losgelassen hat. Schwester Cordula sagte anschließend zu mir ‚Das musste dann so sein‘ und ich denke, sie hatte Recht“, erzählt Claudia Grönewald. Seit zwei Jahren kommt sie einmal in der Woche in die Klinik. Man gebe zwar Zeit, nähme auch viel mit aus den Begegnungen mit den Menschen. Schwere Momente würden zudem oftmals durch fröhliche Anekdoten aufgewogen. „Ein Patient sagte zu mir ‚Ich möchte gerne singen‘ und stimmte spontan ‚Griechischer Wein‘ an. Also habe ich mitgesungen“, sagt die 60-Jährige und lacht.

Klinikgeschäftsführerin Sanja Popić dankte den Grünen Damen anlässlich ihres Jubiläums für ihren unermüdlichen Einsatz, ihre gespendete Zeit und die offenen Ohren. „Ihre Unterstützung ist von großem Wert und wir wissen Ihre Arbeit sehr zu schätzen“, sagt sie an die Damen gerichtet. 2.060.430 Stunden für andere Menschen – doch trotz dieser großen Zahl sind die Frauen durchweg bescheiden. „Ich mache das nicht aus Langeweile, eigentlich habe ich genug zu tun“, sagt Iburg Geisler schmunzelnd, die seit fünf Jahren als Grüne Dame tätig ist. „Aber ich helfe nun mal gern.“

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