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Vorher – Nachher (Fotos: privat)

Xanten. Wenn Altbauten einfach verschwinden, entstehen Lücken im Stadtbild und in den Siedlungen. Wohnviertel verlieren Charakter und Geschichte – und die Bewohner ein Stück Heimat. Darum suchten Europas größte Bau und Wohnzeitschrift DAS HAUS und die LBS beim 34. Wettbewerb „Das Goldene Haus“ nach Beispielen, wie alte Häuser vergrößert, nutzbarer, komfortabel und energiesparend gemacht wurden. Diese Art der Um- und Neunutzung ist bei der vorhandenen Baulandknappheit, gerade in den Großstädten, eine willkommene Alternative zum Neubau am Stadtrand. Außerdem entsteht so Wohnraum im vorhandenen Wohnumfeld, das wiederum verringert den Flächenverbrauch in den Metropolregionen. Obendrein fördert die LBS West gerade diese Form der hochwertigen Modernisierung mit neuen eigenen Produkten besonders intensiv. Es sollte in dem Wettbewerb aufgezeigt werden, wie man die Kraft des Alten mit Neuem unverwechselbar koppelt. Der diesjährige Wettbewerb war mit 20.000 € dotiert.

Der Hauptpreis aus dem Wettbewerb, ein Bausparvertrag über 15.000 €, mit 5.000 € angespart, geht nun nach Xanten an die Familie Pofalla-Rühmann. Die Bauherren und Andre´ Lemmens Architekten (Kleve) werden zudem mit Urkunden ausgezeichnet. Der Xantener Bürgermeister Thomas Görtz gratulierte dem Ehepaar Profalla-Rühmann und Ihrem Architekten Andre` Lemmens vor Ort persönlich. 

 

Begründung der Jury für den Hauptpreis

Einen Bungalow der 70er Jahre zu modernisieren ist nun eine häufige Bauaufgabe. Dieser zeigte die typische Winkelform samt einem extrem flachem Walmdach mit kräftigem Überstand. Klinkerfassade, dunkles Holz und Butzenscheiben kamen als Insignien wertiger Bauweise hinzu. Bauherren und Architekt wollten das Haus im Wesentlichen erhalten, es jedoch auf ein modernes, ästhetisch anspruchsvolleres Niveau anheben. Außerdem sollte das sonnige Eckgrundstück besser genutzt werden, indem nach drei Seiten ansprechende Außenräume geschaffen werden.

Die Raumaufteilung innen war mit wenigen Eingriffen auf heutigen Stand zu bringen. Technik, Bad, Küche und Oberflächen mußten jedoch nach 41 Jahren erneuert werden. Der Gebäudewinkel besaß zwei gestauchte Trakte, jeder verschieden breit und lang, also ohne erkennbaren Rhythmus.

Die Grundidee war: Die Ecke mit einer geschützten Terrasse zu füllen. Handwerker entfernten das nicht nutzbare Walmdach, ersetzten es durch eine Flachdachkonstruktion. Deren holzbekleideter Rand, die Attika, schließt den eingeschossigen Bau nun rundum oben ab, gibt ihm eine definierte, rechteckige Form. Der neue Außenraum ist nordseits zum Autostellplatz durch eine Art Schrankwand mit eingearbeiteter Sitzbank und „unsichtbarer“ Tür abgetrennt. Die Sitzgruppe wird durch das Flachdach geschützt. Die feine Schreinerarbeit aus bereits fertig hellgrau lasiertem Weißtanne-Holz gibt dem ganzen Charme. Senkrecht montierte, drehbare Lamellen erlauben Sichtschutz und Raumabschluss nach Wunsch. Vor den Fenstern von Wohnraum und Schlafzimmer wurde im neuen Flachdach eine quadratische Öffnung ausgespart: Tageslicht flutet in die Räume. An der gegenüber liegenden Fassade wurde dem Wohnhaus ein Rechteck addiert: Eine Hälfte beschirmt mit seinem Dach den Gartentisch, die andere Hälfte ist wiederum oben offen. Drehlamellen schotten die Flanke ab.

Die vorhandene rötliche Klinker-Fassade zeigt sich heute weiß geschlämmt und bildet mit der Holzbekleidung ein fein abgestimmtes Farb- und Material-Duo; die Dämmung wurde raumseits montiert. Sparsamste Eingriffe verbesserten den Grundriss: Die Trennwand zwischen Essplatz und Küche fiel, wie auch die Fensterbrüstungen in Wohnraum, Esszimmer und Küche. Schiebeglastüren geben jetzt Sicht und Durchgang frei. Im Entrée ist die Eingangsseite voll verglast; die drei anderen Wände wurden mit Holz bekleidet, die Schiebetüren fast unsichtbar integriert. Die Material ergibt ein reizvolles Wechselspiel: Holz kleidet innen Raum aus, umhüllt außen das Gebäude.

Das Haus ist somit ein Vorbild fürs zeitloses, unaufdringliches Modernisieren: Der Bungalow zeigt nun eine stringente Gestalt, bietet hohe Wohnqualität innen und außen – ein Klassiker von morgen. Die 107 qm Wohnfläche umzubauen und den Keller abdichten kostete insgesamt 178 000 Euro. Das sind 1636, -€/m² und damit wirklich sehr günstig.

Sowohl die technische wie die gestalterische Raffinesse, mit der hier vorgegangen wurde, machen das Objekt so preiswürdig. Ihm wurde, so der Juryvorsitzende Prof. Henning Baumann, zu Recht der Hauptpreis verliehen! Der Preis wurde durch den LBS Gebietsleiter Ralf Kalveram und den LBS Pressereferenten Matthias Pape übergeben.

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