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Kreis Wesel. Wenn Paul Schnitzler auf Fledermaus-Suche geht, dann reckt er nicht den Kopf in die Luft. Stattdessen leuchtet er mit dem Strahl seiner Taschenlampe den Boden ab. Findet er abgebissene Schmetterlingsflügel oder Fledermaus-Kot, ist er zufrieden. Die Tiere selbst bekommt er nur selten zu Gesicht, er muss sie anhand ihrer Hinterlassenschaften identifizieren.

Schnitzler, der bei der Biologischen Station im Kreis Wesel arbeitet, ist Fachmann für die fliegenden Säugetiere, die nun wieder an vielen Abenden durch Gärten und um Laternen flattern, um dort auf Insektenjagd zu gehen. Wenn sie nicht unterwegs sind, suchen sie ihre Quartiere auf – zum Beispiel unter Kirchendächern. „In etwa jedem zweiten Kirchturm im Kreis Wesel leben Fledermäuse“, erklärt der Experte. Am Niederrhein lebe eine „beschränkte Auswahl von Arten“, sagt er: Braune und Graue Langohren, Breitflügel- und Zwergfledermäuse und eine sehr kleine Population Mausohren. Allerdings sei der Niederrhein „kein Paradies für Fledermäuse“, betont Schnitzler. Die Zahl der Insekten, die von den Fledermäusen gejagt werden, sei in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken. Außerdem fehlen sichere Plätze, an denen sich die Tiere verstecken können.

Es sei bedauerlich, dass einige Kirchtürme noch nicht von Fledermäusen bewohnt seien, sagt Schnitzler. Das habe mehrere Gründe: Nach dem Krieg seien viele Dächer neu aufgebaut worden, Löcher wurden abgedichtet und die Versteckplätze so genommen worden. Unter anderem an dieser Stelle setzt die Arbeit des Fachmanns an: Er bietet Kirchengemeinden seine Hilfe an, damit die Dächer wieder „fledermaustauglich“ werden. „Bislang bin ich immer sehr offen empfangen worden“, freut er sich. 

Es gebe, erklärt er, keine pauschalen Lösungen, „das muss an jedem Ort individuell abgesprochen werden.“ Schließlich solle ein Einflugloch für Fledermäuse nicht auch Tauben oder andere Vögel in das Dach locken. Mit Jugendgruppen, zum Beispiel Pfadfindern oder Messdienern, können in einer Projektarbeit Versteckmöglichkeiten gebaut werden, die die Experten der Biologischen Station dann an geeigneter Stelle unter dem Kirchendach anbringen. „Ich sage den Verantwortlichen in den Gemeinden, dass sie auch auf diese Weise einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten können“, sagt der Biologe.

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