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Duisburg. Yamen Kaddour zeigt, dass Integration gelingen kann. Der 31-jährige junge Rechtsanwalt aus Damaskus ist seit ca. 10 Monaten in Neumühl. Zunächst hat er mehrere Monate an der Usedomstraße mit weiteren 80 jungen Männern aus verschiedenen Ländern in der Turnhalle gelebt. Bett an Bett, keine Privatsphäre und nachts kaum geschlafen. Das nervte Yamen Kaddour und er sah sich um, wie er hier in Neumühl Kontakt finden kann.

Pater Tobias und seine Mitarbeiter, vom Projekt LebensWert, die das “Camp”, so wird die Turnhalle in Neumühl liebevoll genannt, betreuen, fragten nach freiwilligen Läufern. Yamen Kaddour meldete sich mit weiteren 13 Männern, die mit dem Pater ein Lauftraining absolvieren wollten. Bei den Laufeinheiten lernte er Pater Tobias besser kennen und die ersten deutschen Wörter wurden beim Lauftraining eingeübt. Der junge Moslem hat hier keine Berührungsängste mit einem katholischen Priester, einem Mönch zu tun zu haben. Gemeinsam absolvieren sie in der Laufgruppe mehrere Wettkämpfe, darunter bereits zwei Marathonläufe. Weitere Marathonläufe in Gelsenkirchen und Duisburg stehen bereits auf der Terminliste.

Eine beachtliche Leistung, die der junge Mann hinlegt, wenn man bedenkt, dass er gerade mal ca. 8 Monate mit dem Pater trainiert. Um seine Deutschkenntnisse noch zu verbessern, stellte Pater Tobias Yamen Kaddour im Projekt LebensWert im Café “Offener Treff mit Herz” in Neumühl als Praktikant ein. Zu seinen Aufgaben gehörten die Vorbereitungen der frischen Mahlzeiten in der Küche und Bewirtung der Gäste. Hier war Yamen gefordert, Deutsch zu sprechen. 

Und er hat es allen gezeigt, dass es ihm gelingen kann. Um nachts schlafen zu können und für die vielen anstehenden Marathonwettkämpfe fit zu sein, durfte er zwei Monate, bis er eine eigene Wohnung gefunden hatte, im Kloster der Abtei Hamborn bei den Prämonstratensern übernachten und leben. Neben seinen Talenten im Küchenbereich des Cafés, lernte er die deutsche Sprache von Tag zu Tag besser kennen. Nicht nur für den Marathon wurde er von Pater Tobias gecoacht, sondern beim Laufen wurde auch auf Deutsch gesprochen. Seit gut vier Wochen nimmt er am Integrationskurs der Inlingua-Sprachschule in Duisburg teil. Die Lehrer sind erstaunt, dass Yamen bereits so gute Deutschkenntnisse nachweisen konnte, zumal der Kurs bereits schon vier Wochen angelaufen war und er quasi im zweiten Modul, also vier Wochen später eingestiegen ist. Grund war, dass er mit Pater Tobias auf Madeira einen Marathon für arme und bedürftige Kinder in Duisburg gelaufen ist. Als Flüchtling sammelt er durch seine Marathonläufe gemeinsam mit seinen Laufkollegen Spenden für arme Kinder in Duisburg. 

Nun gab es ein intensives Gespräch mit dem Pater über seine weitere Zukunft. “Yamen hat Freude am Kochen und er möchte es zu seinem Beruf machen”, so Pater Tobias, der ihm das Angebot gemacht hat, ab 1. August 2016 eine Ausbildung als Koch in seinem Café zu absolvieren. Yamen ist begeistert über diese gute Nachricht und er wolle den Beruf mit Freude ausüben. Schon jetzt wird er vom Koch und Leiter des Cafés Matthias Rothbart angelernt. Die Mitarbeiter des Cafés, Chefkoch Matthias Rothbart und Pater Tobias konnten bei ihrem syrischen Kollegen bei seiner Wohnungseinweihung schon mal Probe essen. Es gab Kichererbsen-Püree, gefüllte Weinblätter, eingelegtes Rindfleisch in einer leckeren gewürzten Soße, Brot und leckere Dips sowie großartigen Nachtisch. “Also Prüfung bestanden, Essen war super lecker, Yamen kann bei uns die Ausbildung absolvieren”, so der Pater, der sehr stolz auf seinen Schützling ist. “Mein Ziel ist es, ein eigenes syrisches Restaurant in wenigen Jahren zu eröffnen, denn hier gibt es nur ganze wenige in Deutschland”, so Yamen Kaddour.

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